Regisseur Thorsten M. Schmidt
Thorsten M. Schmidt, 1969 in Herrenberg (Baden-Württemberg) geboren, studierte an der Filmakademie in Ludwigsburg. Dem Diplom mit seinem Abschlussfilm „Rocharde“ 1997 folgte ein Jahr später die Verleihung des „Studenten-Oscar“ in Los Angeles. Seine Filmographie beweist eine breite Genrevielfalt: Kurzfilme, Werbefilme, Komödien, Thriller bis zu Literaturverfilmungen.
Was passiert am Set, wenn ein glückliches Ehepaar ein Paar spielt, das sich gerade scheiden lassen will?
Eindeutige Antwort: Der Film hat ganz klar davon profitiert! Ich empfand es als großen Vorteil, dass unser Film-Ehepaar auch privat bereits jahrelang verheiratet ist – die Vertrautheit und Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander schwingt unter den Szenen einfach mit. Das kam der Authentizität zugute, in der ich diese Komödie erzählen wollte: Wir begleiten "echte Menschen", die zu Beginn sicherlich etwas zu naiv an so eine Trennung herangehen. Wir lachen und leiden mit diesem "wiedererkennbaren" Paar. So hatten beide auch keinerlei Probleme damit, Nuancen im Spiel zu probieren und ihren Gefühlen und ihrer Streitlust, die vielleicht in jeder Beziehung steckt, freien Lauf zu lassen. Und soweit ich das als Regisseur beurteilen kann – privat haben wir mit dem Film keine Ehekrise ausgelöst.
Anja und Christoph Bremermann durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Mit welchen filmischen Mitteln setzten Sie das in Szene?
Mit Kameramann Felix Wiedemann habe ich ein optisches Konzept erarbeitet, das den jeweiligen Ist-Zustand der Beziehung des Paares widerspiegelt. Zu Beginn der Geschichte ist die Ehe zwischen Anja und Christoph quasi tot – beide Ehepartner haben sich außer ihrem routinemäßigen Genörgel nicht mehr viel mitzuteilen. Die Kamera bewegt sich nicht, bleibt eher starr, die Bilder wirken monochrom. Unterstützt durch Masken- und Kostümbild erleben wir ein Paar, das abgestumpft erscheint und weniger auf sein Äußeres achtet. Der Ehe-Alltag wirkt grauer, eingefahrener. Im beginnenden "Scheidungskampf" erwacht langsam wieder eine Kommunikationsfähigkeit, eine Emotionalität lebt auf. Der Film wird zunehmend farbiger, bewegter. Generell wollten wir bei diesem Film ohne Teleobjektive auskommen, da sie Räume verdichten. Wir wollten den Darstellern einen plastischen Raum geben, in dem sie agieren – und somit dem Zuschauer die Gelegenheit geben, sie genüsslich in ihrem Mikrokosmos beobachten zu können.
Hund Carlo spielt eine zentrale Rolle im Film. Ist er Ihren Regieanweisungen immer auf Anhieb gefolgt?
Die Besetzung des Hundes Carlo war von zentraler Wichtigkeit. Er ist quasi das "Scheidungsopfer" der Ehe, da die leiblichen Kinder bereits erwachsen sind und nicht mehr im Haushalt leben. So ist es gerade der Hund, der am meisten unter der Trennung leidet. Mir war früh klar, dass der Hund nicht einfach niedlich sein darf, sondern ein echter "Charakter" sein muss. Im Hundecasting habe ich schnell meinen Favoriten gefunden: Die Bulldogge Bitch konnte herrlich den zerknirscht-leidenden Gemütszustand Carlos widerspiegeln. Tiertrainerin Renate Hiltl hat dem Hund meine Wünsche "übersetzt" und mit ihm einstudiert. Carlo hat wirklich großartig mitgespielt! Trotz seines eher ruhigen Gemüts ging er richtig ab, als er Anjas Handtaschensammlung zerfetzen durfte.
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