Interview mit Pasquale Aleardi
Kommissar Georges Dupin
Was hat Sie am meisten bei den Dreharbeiten in der Bretagne beeindruckt?
Als Dupin auf der Jagd zu sein, mit hohem Tempo die bretonischen Küsten am Meer entlang zu rasen und gleichzeitig von dieser atemberaubenden Kulisse und einem Wetterspektakel, das sich alle 15 Minuten ändert, überwältigt zu werden, bleibt unvergesslich. Ich kann jetzt sehr gut verstehen, warum alle berühmten Maler der Welt in die Bretagne gereist sind. Wenn man da am Meer steht und diese Stimmungen erlebt, will man das einfach nur festhalten. Ich kann es nur weiter empfehlen und werde unabhängig von Dupin dort noch mal Zeit verbringen.
Was ist für Sie "typisch bretonisch"?
Beeindruckt hat mich, dass die Bretonen, was das Wetter betrifft, einen sechsten Sinn zu haben scheinen. Sie können dir genau voraussagen, ob die Stimmung in den nächsten 15 Minuten umschlägt, oder ob es gleich regnen wird, obwohl weit und breit kein Wölkchen zu sehen ist. Man denkt, sie machen Witze – und platsch! – 15 Minuten später stehst du im Regen.
Wie "nah" ist Ihnen Kommissar Dupin– fanden Sie schnell Zugang zu ihm?
Dupin ist leidenschaftlich und hartnäckig, diese Eigenschaften waren mein Zugang zu ihm. Wenn ich mich einer Aufgabe widme, die mich interessiert, kann ich mich stundenlang damit beschäftigen und verliere dabei jegliches Zeitgefühl. Für Dupin gilt dasselbe – wenn er einen Fall hat, wird er nicht locker lassen, bis er ihn gelöst hat, und das verfolgt ihn auch in seine Träume. Ich mag sehr vieles an ihm; er ist dynamisch, innerlich und äußerlich immer in Bewegung, impulsiv, leidenschaftlich. Er hat ordentliche Macken und eigenwillige Methoden, einen Fall zu knacken. Und er hat ein sehr schnelles, strategisches Hirn, das literweise Espresso braucht, um zu funktionieren. Ich mag sein Geheimnis, seine Empathie für Angehörige der Opfer, seine Abneigung gegen Filz bzw. Autoritäten. Er kann fast schüchtern sein, aber auch ordentlich zuschlagen, wenn er einen Verbrecher jagt. Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen – Sie sehen, ich liebe den Kerl.
Kommissar Dupin ist ja eine berühmte Romanfigur. Ist dadurch der Druck größer, ihn zu verkörpern, weil tausende Leser ihn kennen und eigene Vorstellungen von ihm haben?
Anfangs fühlte ich schon Druck, vor allem als mir aufgefallen ist, wie viele Menschen um mich herum in Zügen, Haltestellen etc. diesen Roman lesen. Ich dachte, alles klar, mindestens 500.000 Menschen haben jetzt eine eigene Vorstellung von Dupin im Kopf – und ich soll ihn spielen? Wahnsinn, dem kannst du unmöglich gerecht werden. Insofern bin ich den Produzenten, Autoren und dem Regisseur sehr dankbar, dass ich viele meiner Ideen und Inspirationen zur Romanfigur, wie ich sie darstellen würde, auch tatsächlich mit einbringen durfte, und wir daraus dann gemeinsam unseren „Film-Dupin“ entwickelt haben.
Welche Ideen denn, zum Beispiel?
Die Art und Weise, wie Dupin sich Notizen macht. Dass er die Notizen eigentlich wie Musiknoten in sein Heftchen reindirigiert. Oder, dass er innerlich seinen eigenen Mustern folgt, und dann, bei Bedarf, diese auch in den Sand kritzeln muss. Solche skurril anmutenden Methoden Dupins, die wir im Film erleben, machen mir Spaß, und ich freue mich jetzt schon darauf, sie weiterzuentwickeln.
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