Über den Film
Die 13-jährige Sara entdeckt das Netz als Treffpunkt und Zufluchtsort. Beim Online-Quiz nimmt sie Kontakt zum einige Jahre älteren Benny auf, dem sie bald mehr vertraut als allen anderen in ihrer Umgebung. Sie weiß nicht, dass Benny, der so einfühlsam auf sie eingeht, in Wirklichkeit Simon Keller ist, Familienvater, Mitte 40, und engagierter, medienpädagogisch versierter Lehrer.
Als Sara in einem Chat in die Fänge von Kevin gerät, der ihr erst Liebe vorgaukelt und das verliebte Mädchen dann mit offenherzigen Fotos erpresst, bietet Simon Keller ihr Hilfe an. Doch er kann Kevins sexuellen Übergriff auf Sara nicht verhindern. Und die ermittelnden Polizeibeamten sind keineswegs sicher, dass Keller so uneigennützig handelt, wie es den Anschein hat.
Es geht um Träume und Versuchungen in "Das weiße Kaninchen“, um das Spiel mit falschen Identitäten um den Missbrauch von Vertrauen. Regisseur Florian Schwarz lässt die Wirklichkeit der Chats plastisch und erfahrbar werden, den Reiz der anonymen Kommunikation wie die latente Gefahr, die darin enthalten ist. Das vielschichtige Drehbuch der Autoren Michael Proehl und Holger Karsten Schmidt entfaltet das Thema Cybergrooming, also die onlinebasierte Anbahnung des sexuellen Missbrauchs eines Kindes, auf mehreren Ebenen.
Während die junge Lena Urzendowsky in ihrer ersten Hauptrolle zum Spielball verschiedener Einflüsse wird, verkörpert Devid Striesow eine Figur, die von auseinanderdriftenden Gefühlen und Motivationen getrieben wird, von der nie klar wird, wie sehr sie die Außenwelt belügt und wie weit sich selbst, und die entsprechend ambivalente Gefühle auch im Zuschauer auslöst. Alles scheint möglich und diese Möglichkeiten fördern die Spannung des Thrillers.
Michael Proehl und Holger Karsten Schmidt wurden beim Filmfest Emden-Norderney für ihren vielschichtigen Film mit dem Creative Energy Award ausgezeichnet. SWR Redakteurin Claudia Gerlach- Benz erhielt den Medienkulturpreis des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen.