Die Grenzen der Toleranz - "Ende der Geduld"
Als Christian Wagner mit der Idee auf uns zukam, Kirsten Heisigs Sachbuch "Das Ende der Geduld" zu verfilmen, haben wir ihm unsere Unterstützung zugesagt. Kirsten Heisig hatte sich mit ihrem Engagement für die Reform des Jugendstrafrechts deutschlandweit einen Namen gemacht.
Ein zutiefst idealistischer Kern
Ihre Reform hat einen zutiefst idealistischen Kern: Das Jugendstrafrecht basiert auf dem Erziehungsgedanken. Die Strafe soll Wirkung zeigen bei dem Verurteilten, eine Erkenntnis in ihm reifen lassen. Heisig ging aber auch politisch weit, in dem sie die deutschen Migrations- und Integrationskonzepte in Frage stellte. Sie erschienen ihr zu 'tolerant' und zu 'weich'. Trotz ihres Erfolges, war Kirsten Heisig in ihrer Kompromisslosigkeit umstritten, sie wurde als 'Richterin Gnadenlos' verspottet und machte sich viele Feinde.
Erschreckende und viele Fragen
Kirsten Heisigs erschreckender Freitod wirft viele Fragen auf. Wie konnte es sein, dass jemand, der so gebrannt hat für seine Ideale, eine so fatale Lebensbilanz zog? Ist ihr Tod als eine Reaktion auf eine gesellschaftliche Fehlentwicklung zu sehen, die letztlich unumkehrbar ist? Oder ist es die Verzweiflungstat eines Menschen, der über seine eigenen Grenzen ging?
Der Film lässt diese Frage bewusst offen und setzt mit der fiktionalen Geschichte, die in Anlehnung an Kirsten Heisigs Werk entstand, der Berliner Richterin ein beeindruckendes Denkmal. Wir freuen uns sehr, dass es Christian Wagner, seinem Autor Stefan Dähnert und der großartigen Martina Gedeck gelungen ist, einen engagierten Film zu realisieren, der viele notwendige Fragen aufwirft, ohne sich mit einfachen Antworten zufrieden zu geben.
Bettina Ricklefs (BR-Programmbereichsleiterin Spiel FilmSerie) und Christian Granderath (Leiter NDR-Fernsehfilm)
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