Warum Kirsten Heisig Spuren hinterlässt
Von Stephan Kuperion, Jugendrichter am Amtsgericht Tiergarten
Mehr als vier Jahre nach dem Tod von Kirsten Heisig ist nicht nur sie, sondern sind auch ihre Ideen und Ihr Engagement unvergessen, auch wenn nicht alles, was sie, um ihre Worte zu benutzen, "auf dem Schirm hatte", umgesetzt werden konnte, auch deshalb, weil sie nicht mehr dafür kämpfen konnte. Aber zwei ihrer wichtigsten Anliegen werden bis heute praktiziert und weiterentwickelt.
Das "Neuköllner Modell", bei dem aufgrund von Absprachen im Einzelfall in bestimmten Verfahren die Zeit von der Tat bis zur Hauptverhandlung von sechs bis acht Monate auf vier bis sechs Wochen verkürzt werden. Auch wenn die Umsetzung dieses ausschließlich von der Praxis entwickelten Models schwieriger als zu Beginn gedacht ist, so sind die Beteiligten bei der Polizei, den Jugendgerichtshilfen, der Staatsanwaltschaft und des Jugendgerichts mit viel Engagement dabei, das "Neuköllner Modell" zu einem festen Baustein der Bekämpfung der Jugendkriminalität in einen frühen Stadium werden zu lassen.
Das zweite, Kirsten Heisig sehr wichtige Anliegen, die dringend gebotene Vernetzung zwischen den auch außerhalb des Jugendstrafverfahren für und an den Jugendlichen Agierenden hat auch aufgrund der Initiative von Kirsten Heisig zumindest begonnen, ist aber noch deutlich ausbaufähig.
Der Film "Das Ende der Geduld" zeigt sehr respektvoll die Arbeit einer Jugendrichterin, die sich nicht mit den gegebenen, zum Teil seit vielen Jahrzehnten statischen Umständen der Jugendgerichtsbarkeit abfinden, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten etwas bewegen und verändern will. Der Film ist das Ergebnis sehr umfangreicher, ins Detail gehender Recherchen der Beteiligten.
Nicht nur der Produzent und Regisseur Christian Wagner, sondern auch die Darsteller Martina Gedeck und Jörg Hartmann haben mit sehr viel Interesse am Detail viele Stunden in Gerichtssälen verbracht und zahlreichen Verhandlungen bei mir und einigen meiner Kolleginnen und Kollegen beim Amtsgericht Tiergarten in Berlin beigewohnt. Dabei war nicht nur der Respekt vor der oft nicht einfachen Arbeit einer Jugendrichterin/ eines Jugendrichters, sondern vor allem der Wille zu spüren, den Film und seine Rollen dementsprechend zu gestalten. Dies ist sehr gelungen und verdient meinen Respekt, wohl wissend, dass man das Thema dieses Films auch in ganz anderer Weise hätte filmisch be- und verarbeiten können.
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