Hilfe für betroffene Kinder, Eltern und Erwachsene
Wie kann man Personen helfen, die an Depression erkrankt sind? Wie erkennt man, dass eine Person Hilfe braucht und wie kann man selbst aktiv werden und unterstützen? Antworten für betroffene Kinder, Eltern und Erwachsene finden Sie hier!
Fragen an Maria Dahlke (Projektleiterin Kontaktstelle) und Carsten Spies (Geschäftsführer), "Der Kinderschutzbund" Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
Fragen und Antworten für Kinder
Bin ich schuld, dass es meinen Eltern schlecht geht?
Du bist überhaupt nicht schuld, dass es Deinen Eltern schlecht geht. Du hast sicher schon gemerkt, dass Deine Mama oder Dein Papa ganz traurig geworden ist. Nur noch rumliegt und ganz müde ist den ganzen Tag. Das ist seine Erkrankung.
Kann ich mir denn selbst helfen, wenn meine Eltern krank sind?
Du kannst Dir auf jeden Fall selbst helfen, wenn Deine Eltern krank sind. Im besten Fall ist es so, dass Du Dir jemanden suchst, mit dem Du gut sprechen kannst. Wen hast Du denn da? Vielleicht hast Du jemanden in Deiner Familie, mit dem Du gut reden kannst: Onkel, Tante, ein Nachbar oder eine nette Nachbarin von oben oder unten, die Du öfters schon mal gesprochen hast. Was ich Dir auf jeden Fall mit auf den Weg geben möchte: Du darfst weiterhin Spaß haben. Du darfst lachen und Du musst nicht die ganze Zeit für Deine Eltern da sein, sondern darfst Dein eigenes Leben weiter führen.
Meine Eltern streiten oder sind immer nur traurig. Was kann ich tun?
Du kannst Dir helfen, indem Du Dich beraten lässt. Beratung meint – für Dich kann es ein einfacherer Weg sein, nicht gleich in eine Beratungsstelle zu gehen. Das kannst Du natürlich auch machen. Aber ich würde Dir raten, ruf mal bei der Telefonseelsorge an oder beim Kinder- und Jugendtelefon. Da musst Du noch nicht mal Deinen Namen angeben. Da kannst Du einfach mit Personen Deine Themen besprechen. Die kennen das. Die unterhalten sich jeden Tag mit Kindern und Jugendlichen, die es genauso geht wie Dir. Die wissen, wie man mit der Situation umgehen kann und wie man Dir und Deiner Familie helfen kann.
Ich fühle mich total alleine mit meinem Problem.
Du hast vielleicht oftmals das Gefühl, dass Du allein bist und Du nicht weißt, an wen Du Dich wenden sollst. Es gibt in Deinem Umfeld – wenn Du mal genau drüber nachdenkst – vielleicht die Lehrerin oder Du bist im Sportverein und es gibt dort den Trainer. Es gibt vielleicht die eine oder andere Person – Deinen Kinderarzt -, an den Du dich wenden kannst.
Gibt es denn auch Online etwas, wo ich nachschauen kann, bevor ich mit jemanden rede?
Es gibt unzählige Möglichkeiten im Internet, sich gut zu informieren. Da kannst Du einfach eingeben, wie es Dir gerade geht, was Du gerade erlebst: "Ich mache mir Sorgen um meine Mama/ meinen Papa.“ Und da gibt es ganz viele Angebote.
Kann ich etwas zu Hause tun, um meinen Eltern zu helfen?
Du kannst natürlich Deine Eltern unterstützen. Du kannst Dich im Haushalt beteiligen. Du kannst Deine Eltern auch fragen, was ihnen in der konkreten Situation helfen würde. Was ich Dir aber auch auf den Weg geben möchte, ist: Du kannst die Probleme Deiner Eltern nicht lösen. Dafür braucht es einfach andere Menschen.
Ich traue mich nicht, meine Eltern anzusprechen. Was kann ich tun?
Wäre es nicht eine Idee, dass die Person, mit der Du vielleicht schon gesprochen hast – gerade wenn sie aus Deinem Umfeld ist wie die Nachbarin oder so – einfach mal mitkommt?!
Verrate ich meine Eltern nicht, wenn ich mit anderen über unsere Probleme spreche?
Hilfe holen ist kein petzen und kein Verrat! Und Deine Eltern werden Dich weiterhin lieben.
Wenn ich jemanden von meinen Eltern erzähle, werde ich ihnen dann weggenommen?
Wenn Du jemanden davon erzählst, ist es erstmal richtig mutig und richtig toll, dass Du das gemacht hast. Dich wird automatisch niemand aus der Familie herausnehmen, gar nicht. Es wird geschaut, wie Dir und Deiner Familie geholfen werden kann. Damit es Euch allen zusammen wieder besser geht und dass Du zu Hause wohnen bleiben kannst.
Muss ich meinen Namen sagen, wenn ich mich an jemanden wende?
Wenn Du Dich online oder telefonisch irgendwo meldest, musst Du Deinen Namen nicht angeben. Du kannst Dich ganz anonym dort anmelden und Deine Situation schildern.
Wie geht denn Hilfe weiter, wenn man erst mal gesagt hat, dass man Hilfe braucht?
Wie die weitere Hilfe aussieht, kann sehr unterschiedlich sein. Die Person am Telefon oder Online wird auf Deine Familie schauen. Jede Familie ist individuell, ist einzigartig, jeder Fall ist einzigartig. Es kann gut sein, dass auch so über die Beratung Kontakte hergestellt werden zwischen den Eltern und der Beratungsstelle und ein Termin gemacht wird. So etwas kann passieren. Es kann aber auch sein, dass Du mit Informationen zu Deinen Eltern geschickt wirst. Dass Du etwas in der Hand hast, sagen kannst, was vor Ort passiert. Ganz unterschiedlich.
Ich habe gehört, dass psychische Krankheiten vererbt werden. Werde ich dann auch krank?
Es wird schon lange erforscht, ob psychische Erkrankungen sich genetisch weiter übertragen. Was bisher der Sachstand der Forschung ist: es ist die Möglichkeit, die wahrscheinlich steigt bei manchen psychischen Erkrankungen – nicht auf alle. Trotzdem kann ich schonmal gleich das Risiko, die Gefahr oder die Angst davor nehmen, dass man sofort psychisch erkrankt. Es ist immer ein Zusammenspiel von Umwelteinflüssen und eben der genetischen Veranlagung. Und das muss erst einmal zusammenkommen. Von daher: die Erkrankung der Eltern gibt nicht automatisch eine Erkrankung bei Dir.
Carsten Spies, Geschäftsführer "Der Kinderschutzbund" Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
Wer sind Sie und was macht Ihr Verein?
Mein Name ist Carsten Spieß. Ich bin der Landesgeschäftsführer der Kinderschutzbundes hier in Mecklenburg-Vorpommern.
Unser Verein hat zwei Schwerpunkte. Zum Einen sind wir die Lobbyorganisation für die Interessen von Kindern und Jugendlichen. Wir versuchen, die Interessen von Kindern und Jugendlichen in der Politik, in der Verwaltung durchzusetzen. Dort, wo die Kinder und Jugendlichen nicht zu Wort kommen oder nicht zu Wort kommen können. Der Kinderschutzbund betreibt aber auch an vielen Orten – nicht nur hier, sondern in ganz Deutschland: in Hamburg, in Kiel, in Hannover. Das sind spezialisierte Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, die von Gewalt betroffen sind und wo vielfache Hilfe erforderlich ist und wo Fachleute des Kinderschutzbundes zur Verfügung stehen.
Fragen und Antworten für Erwachsene
Wie kann ich erkennen, dass Menschen in meiner Umgebung Hilfe benötigen?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Wenn es Menschen sind, die mal eigentlich gar nicht kennt, dann ist es sehr sehr schwer, das herauszufinden. Dann hängt es von Zufällen ab, ob man etwas bemerkt. Sind es aber – was viel häufiger vorkommt – vertraute Personen, die man schon lange kennt, dann sollte man darauf achten, ob sich das Verhalten der Personen ändert. Wenn sich jemand, der sich sonst immer aktiv am Familien- oder Gruppenleben beteiligt hat, plötzlich zurückzieht und immer stiller wird, nicht mehr das tut, was man eigentlich von ihm kennt, wenn man also auffällige Verhaltensveränderungen bemerkt, dann ist es häufig ein Signal dafür, dass etwas nicht stimmt und dass dieser Mensch ein Problem hat und möglicherweise schon psychisch erkrankt ist oder zumindest psychisch belastet ist in Form von Depressionen oder beginnenden Depressionen.
Gibt es einen markanten Punkt, ab dem Hilfe nötig wird?
Da gibt es keine Norm. Für persönliche Hilfestellung gibt es niemals ein zu früh oder ein zu spät. Das ist eine Bauch-Entscheidung. Meine innere Stimme muss mir den Marschbefehl geben: jetzt braucht dein Freund, dein Lebenspartner Hilfe oder dein Klassenkamerad. Das kann man nicht so einfach festlegen, das ist Einzelfall abhängig. Man muss sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Das ist etwas, das mit der persönlichen Beziehung zu tun hat zu diesen Menschen und ist nicht normativ festgeschrieben.
Wenn für mich der Punkt erreicht ist, wie spreche ich das an?
Das Wichtigste, was man dabei beachten muss, ist, dass diese Mensch der einem am Herzen liegt und dem man helfen möchte, stark belastet ist – durch was auch immer. Entweder man weiß es schon oder man versucht, das herauszubekommen. Ein Weg ihm zu helfen, ist die Belastungen aus dem Weg zu räumen, zu minimieren, ihm ein wenig von der Last zu nehmen, was immer das auch ist. Das Zweite ist: viele Menschen sehen sich einer Ausweglosigkeit gegenüber gestellt und haben eigentlich schon gar nicht mehr den Lebensmut. Das spielt eine ganz große Rolle. Ich muss versuchen, diesen Menschen zu ermutigen, Dinge wieder aufzugreifen, die er schon aufgegeben hat. Ihm eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen, die er vielleicht aus dem Blick verloren hat.
Wie kann meine Hilfe konkret aussehen?
Das kann praktische Unterstützung sein. Es gibt Menschen, die in finanzieller Not sind, dadurch psychisch ins Trudeln geraten und sich nicht trauen von sich aus jemanden auf die Situation anzusprechen. Weil einem das unangenehm ist, weil es einem peinlich ist. Aber wenn man da erst einmal den Draht gefunden hat, dann gibt es vielleicht Wege gemeinsam das Problem zu lösen – das ist die praktische Variante zu helfen. Aber es gibt auch Situationen, mit denen man selber mit eigenen Möglichkeiten nichts machen kann. Und da ist es wichtig, dass man sich als Helfer selber Hilfe und Beratung sucht und sich informiert. Wo ist dieser Mensch, mit dem ich gerade zu tun habe, wo kann ihm besser geholfen werden, in einer Beratungseinrichtung möglicherweise. Vielleicht ist auch ein Klinikaufenthalt angesagt. Der muss dann organisiert werden.
Wie spreche ich mit den Kindern von Betroffenen?
Ganz wichtig ist, dass man diesen Kindern das Schamgefühl nimmt. Es gibt viele Kinder, von denen die Eltern psychisch erkrankt sind. Für die Kinder ist das aber sehr unangenehm, denen sieht man das nicht an und sie sprechen auch in der Regel nicht darüber mit anderen, z.B. in der Schule, im Sportverein, im Jugendclub. Sie versuchen, die Eltern zu unterstützen und auch wichtige Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Aber wenn man diesen Kindern helfen will, muss man ihnen signalisieren, dass man über die Krankheit der Eltern Bescheid weiß. Dann hat man die erste Hemmschwelle beseitigt und die erste Tür geöffnet, mit den Kindern darüber zu sprechen. Und die Kinder haben oft eine Menge an Fragen und Sorgen in so einer Situation. Wenn man den Kindern dann vermitteln: Du brauchst Dich nicht zu schämen. Ich weiß, dass es Deinen Eltern schlecht geht oder Deiner Mutter oder Deinem Vater. Deswegen können wir trotzdem darüber reden und vielleicht gibt es Lösungsmöglichkeiten, Dich zu entlasten.
Warum ist es wichtig Hilfe anzunehmen?
Wir erleben häufig, dass man denkt, Hilfe braucht es nicht. Aber gerade psychische Erkrankungen machen jemanden "betriebsblind". Im Sinne von: Man schaut nicht mehr nach links und rechts und finden die Auswege nicht mehr. Man nimmt das persönlich aber nicht so wahr, dass man sich in einer Sackgasse befindet. Deswegen kann man häufig aus solch einer Situation nur mit externer Unterstützung und fachlicher medizinischer, psychologischer Unterstützung herauskommen.
Was kann ich denn als Teil der Gesellschaft tun – auch ohne konkreten Hilfebedarf?
Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit. Und wir nehmen uns viel zu wenig Zeit, anderen Menschen zuzuhören. Aus meiner Arbeit kann ich das nur bestätigen, dass es ganz wichtig ist, Menschen im Gespräch zuzuhören und ihnen den Raum zu geben, ihre Probleme zu formulieren. Manchmal ist das nicht einfach und man muss versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen. Das ist kein Hexenwerk und man kann sich bewusst dazu verhalten. Das ist uns zum großen Teil abhanden gekommen im gegenseitigen Umgang miteinander. Aber da kann man wieder hinkommen, das kann man erreichen und trainieren. Damit ist schon der erste Schritt zu wirksamer Hilfestellung gegeben.
Fragen und Antworten für Eltern
Was zeigt mit, dass ich als Elternteil Hilfe benötige?
Das ist schwer zu beantworten – es ist eher der Spiegel, in den ich hineinschaue: die eigene Hilflosigkeit wird durch ein Gegenüber gespiegelt. Sich selbst hinzusetzen und klar zu erkennen, wie die eigene Notlage aussieht und wo die Hilfe erforderlich ist, das funktioniert so in der Regel nicht. So ein Gegenüber kann die Familie sein, die einem zurückmelden, dass man sich verändert hat. Man traut sich ja viel zu, aber man überfordert sich an manchen Stellen auch. Man würde Hilfe in Anspruch nehmen, aber durch die Art des Problems traut man sich nicht oder kann man sich nicht vorstellen, dass man andere darin einweiht. Weil es einem unangenehm ist. Wenn man schon einmal soweit ist, dass man sich mit dem Problem beschäftigt, dann muss man auch konstatieren: das Problem starke ich seit längeren mit mir herum und bisher habe ich es auch nicht alleine geschafft. Und das obwohl ich mir schon selbst Gedanken gemacht habe, wie ich da heraus komme. Dann brauche ich Hilfe oder eine Institution, die mich da unterstützt.
Ich habe Angst, als "verrückt" zu gelten, wenn ich Hilfe hole!
Es gibt immer Veränderungen und die Möglichkeit, seine Situation zu verändern. Ich will das nicht als Heilung beschreiben, das wäre nicht der passende Ausdruck. Aber man kann seine Position verändern und seine Sichtweisen verändern, um besser durchs Leben zu kommen, sich wohler zu fühlen und Ängste abzubauen. Auch um Druck abzubauen und Belastungen irgendwo abzugeben – das sind viele Möglichkeiten. Aber die kann man eigentlich nur im Zusammenhang mit einem konkreten Fall richtig beurteilen.
Ich möchte nicht mehr leben – gibt es dann noch Hilfe für mich und wie sieht die aus?
Die erste Möglichkeit wäre, sich einen Gesprächspartner zu suchen, z.B. durch einen Anruf bei der Telefonseelsorge, die bundesweit Tag und Nacht erreichbar ist. Die ist für solche Situationen ansprechbar. Dort sitzen ausgebildete Menschen, die Sie verstehen und bei denen man im Gespräch nicht großartig ausholen muss und sich erklären. Man muss sich dort auch nicht anmelden und auf irgendwelche Termine warten, sondern man hat diese Rufnummer und zunächst mal die Möglichkeit, ein Gespräch zu führen. Das geht anonym und wäre die erste Hilfe, etwas los zu werden und eine Ansprache zu finden. Jemanden, der einem zuhört. Die zweite Möglichkeit ist die Vermittlung von Beratung und Hilfsangeboten, die man so erst einmal nicht kennt. Um sich zu orientieren: vielleicht gibt es ja doch noch einen Anker. Dann folgen natürlich weitere Schritte und es ergeben sich weitere Notwendigkeiten, wenn man erkannt hat, es gibt Möglichkeiten und ich möchte mir helfen lassen. Dann macht man sich auf den Weg und gut wäre, wenn man dabei jemanden findet, der einen begleitet.
Ich mache mir Sorgen um meine Kinder, wenn ich mich um mich kümmere.
Die Kinder brauchen natürlich Personen, wenn ich als Elternteil für einige Zeit möglicherweise ausfalle als Erziehungs- und Ansprechperson. Dafür gibt es im Umfeld eine Reihe von Menschen, das kann manchmal die Familie sein, das kann aber auch die Nachbarschaft sein, zu denen die Kinder ohnehin schon ein Vertrauensverhältnis haben, die man mit einbeziehen kann. Es gibt natürlich auch die zweite Schiene, die professionelle Kinder- und Jugendhilfe, die dort einsetzen muss und die staatliche Verpflichtung, in solchen Situationen die Familien zu unterstützen – in welcher Form auch immer.
Nimmt man mir meine Kinder vielleicht weg, wenn ich Hilfe hole?
Diese Angst kennen wir. Deshalb hat man auch so große Vorbehalte vor Institutionen wie beispielsweise dem Jugendamt. Das finden wir in der Gesellschaft noch immer vor. Dazu kann ich nur sagen: wer sich Hilfe sucht, der verhält sich sehr verantwortungsvoll. Und zwar nicht nur sich selbst gegenüber, sondern insbesondere auch gegenüber seinen Kindern. Das kann folglich kein Grund sein, ein Kind aus seiner Familie zu nehmen. Dafür gibt es viele Gründe – um sie zu schützen – aber die Tatsache, dass sich jemand Hilfe sucht, gehört nicht zu diesen Gründen. Ganz bestimmt nicht!
Kann man auch zu Selbsthilfegruppen gehen?
Auf jeden Fall! Selbsthilfegruppen gibt es für die unterschiedlichsten Problemlagen. Dort kann man sich informieren bei einer zentralen Stelle in Berlin, der NAKOS. Das ist die Nationale Kontakt und Informationsstelle und man kann dort erfragen, welche Gruppe es in meiner Region, in meiner Stadt zu meiner Problematik gibt.
Wie sieht so ein Weg der Hilfe aus? Was passiert dort?
Nach dem ersten Schritt – der Kontaktaufnahmen – werden im weiteren Verlauf Abmachungen getroffen und Vereinbarungen entwickelt, wie man die nächste Zeit gestaltet. Dieser Plan wird einem aber nicht aufgestülpt, sondern mit dem Betroffenen zusammen entworfen und muss individuell gestaltet werden.
Soll ich meinen Kindern davon erzählen, dass es mir nicht gut geht oder sie davor schützen?
Kinder merken sowieso, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt. Das ist in 100 Prozent der Fälle so. Es ist viel ehrlicher und hilfreicher für die Kinder, mit ihnen darüber zu sprechen, weil sie sich sonst in einer Ungewissheit befinden. Sie ahnen etwas, aber es wird ihnen nicht erklärt – das ist für die Kinder eine sehr belastende Situation, d.h. es ist noch eine weitere Person von dieser Belastung betroffen – nämlich das Kind. Deshalb ist die Empfehlung, die Kinder altersgemäß über die Krankheit aufzuklären, das ist ganz wichtig!
Kann ich meine Kinder auch aktiv unterstützen in solch einer Zeit?
Man muss sich Hilfe für sich besorgen, aber ich muss auch für meine Familie Hilfsangebote im Blick behalten. Sonst bleibt die ganze Last der Familienorganisation in den Händen der Kinder. Und da gibt es viele Möglichkeiten: Familienhilfe, die vorübergehend oder für einen längeren Zeitraum unterstützen. Damit die Kinder noch zu ihrem Recht kommen außerhalb der aktuellen Problematik. Kinder haben einen Schulalltag, haben ein Recht auf Freisten und Kontakte zu ihren Freunden. Das gehört zu ihrer Entwicklung. Wenn ihnen das durch die schwierige Situation ihrer Eltern über einen längeren Zeitraum vorenthalten bleibt, dann ist das nicht in Ordnung.
Anlaufstelle für diese Angebote ist z.B. das bundesweite Elterntelefon des Kinderschutzbundes. Dort erhält man Tips, an wen man sich an seinem Wohnort wenden kann.
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