»Als der Autor Peter Probst der Redaktion 2019 einen Stoff vorschlug, bei dem die Tat vom Hass auf Frauen motiviert wurde, fand ich das vorm Hintergrund der allgemeinen Geschlechterdebatte spannend: Angestoßen durch die Me-Too-Bewegung 2017 ist das Bemühen Frauenrechte zu stärken und ihre Missachtung in die Schranken zu weisen, in allen Lebensbereichen spürbar: Dass die fortlaufenden Diskussionen über Sexismus am Arbeitsplatz, Quotenregelungen und das Gender* von ganz normalen Männern mit Witzen, offener Ablehnung und gelegentlichen Stoßseufzern begleitet wird, gehört zu meinen Alltagserfahrungen. So what – könnte man sagen: Dass eine (Selbst)Ermächtigung von Frauen nicht ohne Konflikt über die Bühne gehen kann, sollte klar gewesen sein.
Wie zugespitzt, böse und einseitig der Geschlechterkampf jedoch im Internet ausgetragen wird, hat mich bei der weiteren Auseinandersetzung mit dem Stoff erschreckt. Auch das Phänomen der INCELs, das die Journalistin Veronika Kracher in ihrem Interview beschreibt, war mir weitgehend unbekannt, bis am 19.10 der Anschlag in Halle passierte, und der Attentäter von der internationalen Presse sofort als INCEL 'geoutet' wurde. Wir haben uns darum bemüht in der Bucharbeit auf die aktuelle Entwicklung zu reagieren: Die Figur Mario, die aus persönlichen Defiziten tötet und in den Echokammern des Netz instrumentalisiert wird, rückte dabei ins Zentrum. Es ist der Regisseurin Nicole Weegmann und ihrem Ensemble hervorragend gelungen, die verschiedenen Perspektiven auf ein streitbares Thema mit einem spannenden Kriminalfall zu verbinden. Am Ende des Tatorts erweist sich Kommissar Borowski als ein Feminist, was einige Zuschauer*innen überraschen mag. Trotzdem ist die Welt für Frauen einen Tag vorm Internationalen Frauentag nicht in Ordnung: Verbale Angriffe auf Frauen im Netz sind Alltag geworden, was ist, wenn ihnen noch weitere Taten folgen?«
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