Interview mit Ronald Zehrfeld
John Geists große Liebe gilt vor allem seinem Zoo seltener Vogelarten. Können Sie diese Faszination nachvollziehen und wie war das Arbeiten mit den Tieren?
Ich kann die Faszination von John Geist für die exotischen Vögel total nachvollziehen und ich bin dankbar für die Erfahrung, diese Tiere mal aus der Nähe kennengelernt zu haben. Das sind großartige Geschöpfe. John Geist hat diese Faszination im Gefängnis entwickelt. Die Vögel sind seine emotionale Insel, durch sie schöpft er Kraft, um in seinem Leben nach dieser schweren Zeit im Gefängnis zu bestehen.
Ich sehe in John Geists Beziehung zu den Vögeln auch Parallelen zu seinen Schützlingen, seinen Mitarbeitern. Auch diese sind auf ihre Art vom Aussterben bedroht, in dem Sinne, dass es für sie als Straffällige nicht sicher ist, ob sie jemals wieder am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Ich sehe die Vögel also als metaphorisches Abbild der Schützlinge von John Geist.
Beim Dreh waren mir die Tiere zunächst suspekt. Sie haben immerhin kräftige Klauen und ausgeprägte Schnäbel, das hat mir schon etwas Angst gemacht. Erstaunlicherweise haben die Vögel mich schnell akzeptiert und ich habe eine Verbindung zu ihnen aufbauen können. Die Besitzer sagten mir, dass es eher selten geschieht, dass sich die Tiere so schnell öffnen. Die Angst ist dementsprechend schnell verflogen. Mich beeindruckt zudem ihre hohe Intelligenz, sie können das Sprechen lernen und zeigen insgesamt ein intelligentes Verhalten. Das hat mich sehr erstaunt.
"Geist Security" charakterisiert sich durch ein außergewöhnlich starkes familiäres Miteinander, die Mitarbeitenden leben sogar in der Firma. Welches Ziel verfolgt John Geist damit?
Mit "Geist Security" verfolgt John Geist allem vorweg das Ziel der Rehabilitation seiner Mitarbeiter. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass jeder Mensch Fehler macht, sich danach aber weiterentwickeln und darüber hinauswachsen kann. Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, haben es schwer, wieder in den Alltag einzusteigen. Das Stichwort heißt "Resozialisierung". John Geist vermag es, diesen Menschen Halt mit seiner Firma zu geben. Er ermöglicht ihnen ein familiäres Zusammengehörigkeitsgefühl. Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Straftäter mit offenen Armen empfangen wird, aber John Geist möchte genau das mit seiner Firma erreichen.
Dieses Konzept kommt auch der Arbeit der Sicherheitsfirma zugute, da sich zwischen den Angestellten ein hohes Maß an Loyalität entwickelt. John Geist schaut über den Tellerrand hinaus, ihm geht es nicht nur darum, ob jemand schuldig ist oder nicht. Er wählt mit seiner Herangehensweise einen spirituellen Ansatz, der auf eine zweite Chance und neue Perspektiven abzielt. Die Mitarbeiter von John Geist fühlen sich bei ihm mehr zuhause als draußen in der Welt.
Was mochten Sie an der Figur John Geist und an dem Drehbuch?
An John Geist mochte ich seinen spirituellen Ansatz, die Dinge zu sehen. Die Regisseurin Mira Thiel hat es geschafft, einem wichtigen und selten diskutierten Thema Raum zu geben. Damit meine ich die Rückkehr ins Leben nach Straftaten und Gefängnisaufenthalt. Das Drehbuch hat mich überzeugt, weil es fernab normaler Konventionen funktioniert. Ich finde "Der feine Geist" geht über das klassische Ermittlerkonzept hinaus. Ich habe mich in die Figuren verliebt. Auch Nora Tschirner und Christian Ulmen machen einen tollen Job! Diesmal mit einer spirituellen Komponente, die mir sehr zugesagt hat.
Wie haben Sie Ihre Zeit in Weimar verbracht, wenn Sie mal drehfrei hatten?
Da der Dreh kurz vor dem ersten Lockdown im März stattfand, galt es eine gewisse Disziplin einzuhalten. Deswegen konnte ich nur draußen Zeit verbringen. Die meiste Zeit haben wir natürlich gedreht. Weimar finde ich aber sehr schön. Die Landschaft ist herrlich und es ist ein tolles Gefühl, mit dem Drehbuch im Park zu spazieren, durch den schon Schiller und Goethe gewandert sind.
Kommentare