Fragen an Klaus J. Behrendt
"Der Reiz des Bösen" erzählt von Hybristophilie, auch 'Bonnie-und-Clyde-Syndrom' genannt. Wie würden Sie in Ihren Worten beschreiben, wovon der "Tatort" handelt?
Der Ausgangspunkt unseres Falls ist die Brieffreundschaft einer jungen Frau mit einem inhaftierten Gewalttäter. Die beiden heiraten, während er noch im Gefängnis sitzt. Dann kommt er raus. Und die Realität draußen sieht dann ganz anders aus als das, was in den Liebesbriefen stand. Kurz darauf wird die junge Frau ermordet aufgefunden. Ballauf findet, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Doch es kommt ja immer darauf an, warum jemand schon ursprünglich straffällig geworden ist. Hier scheint der Fall ziemlich klar.
Als Schauspieler müssen Sie sich in andere Charaktere einfühlen, die Ermittler müssen sich in diejenigen hineinversetzen, die sie jagen – inwieweit können Sie sich in die Faszination einer solchen Beziehung hineinversetzen, was reizt Sie an einer Liaison Fatale?
Bei diesem "Tatort" geht es ja vor allem um Hybristophilie, das sogenannte Bonnie-und-Clyde-Syndrom. Also um das Phänomen, dass einige Frauen sich erotisch zu brutalen Verbrechern hingezogen fühlen. Meist tun sie das wohl mit dem Wunsch, dem anderen Menschen helfen zu wollen. Doch Theorie und Realität klaffen da wohl oft weit auseinander.
Natürlich gibt es Parallelen bei der Arbeit der Kommissare und unserem Beruf als Schauspieler. Ja, es gibt diesen Reiz, sich in eine andere Person hineinzuversetzen, um zu verstehen, wie sie tickt, warum sie so handelt. Und das macht man dann natürlich nicht nur bei Menschen, die man mag, sondern auch solchen, die „das Böse“ verkörpern.
Sie haben hier erneut mit Jan Martin Scharf und Arne Nolting zusammengearbeitet – was zeichnet deren Arbeit besonders aus?
Es ist auch immer wieder schön, mit Autor:innen und Regisseur:innen zu arbeiten, die uns schon kennen. Bei Jan Martin Scharf, der hier ja nicht nur Regie führt sondern auch das Buch zu „Der Reiz des Bösen“ mitgeschrieben hat, merke ich als Schauspieler schon wie sehr er die einzelnen Bilder vor seinem Auge hat. Vor allem die Rückblenden in diesem "Tatort" finde ich sehr gelungen. Denn sie zeigen faszinierend, dass die Gewalttat in diesem Fall eine lange Vorgeschichte hat.
Kommentare