Drehbuchautor Markus Busch im Gespräch
Das Drehbuch zum "Tatort: Die Kalten und die Toten" hat eine Reihe von Themen im Gepäck: Empathie, Egoismus, fehlende Kommunikation, Kontrollverlust - wie ist die Idee dazu entstanden?
Wenn man nur auf "Themen" fokussiert, dann ist Empathie hier sicher das Wichtigste. Torsten, der Regisseur, und ich haben uns gefragt, welches Maß von Gefühllosigkeit und Egozentrik es braucht, um Tötungsdelikte zu begehen, wie sie immer wieder vorkommen, weil sie offenbar ein so fester wie trauriger Teil unserer Gesellschaft sind. Wie die Menschen sind und was das mit ihnen und ihren Angehörigen macht - mit den Tätern aber ebenso mit den Opfern. Das war der Kern, dem wollten wir in fiktionalisierter Form nachgehen. Aber nicht, um uns an einem Thema abzuarbeiten sondern, das kann ich zumindest für mich sagen, weil ich rauskriegen wollte, wie man so sein kann. Eben weil ich so ein Verhalten, so eine Mentalität für ein Grundübel halte. Ich verstehe es bis heute nicht, aber ich denke, manchmal muss man dem Teufel begegnen, um ihm die Stirn bieten zu können ...
Ihre Geschichte zeichnet das Psychogramm zweier Familien, inwieweit stellt dies auch das Ermittler-Duo Rubin und Karow vor eine besondere Herausforderung?
Markus Busch: "Es ist ja zuerst mal die Geschichte einer Mutter. Aber ja, es geht um zwei Familien. Alle vier Elternteile begegnen einem auf ihre eigene, unterschiedliche Weise einerseits total normal, auf den ersten Blick wie Leute von nebenan. Aber dann verhalten sie sich merkwürdig, rätselhaft, überraschend. Das allein ist schon eine Herausforderung für Rubin und Karow. Außerdem haben sie offenbar alle etwas zu verbergen – einen Schmerz, eine Angst, eine Liebe, eine Hoffnung. Als klar wird, dass die Ermittlungen scheitern werden, wenn es nicht gelingt, diese Geheimnisse ans Licht zu holen, treibt es die beiden an einen Punkt, an dem sie ihre üblichen Methoden über Bord werfen müssen. Das ist dann auch ein spannendes moralisches Dilemma, eine menschliche Herausforderung."
Was sollte dieser "Tatort" im Idealfall beim Publikum auslösen?
Wünschen würde ich mir, dass man beim Zusehen und Zuhören berührt wird, am liebsten in jeder Richtung: in der Trauer und im Schmerz genauso wie in der Lebendigkeit und Sehnsucht – in all dem, was die Menschen hier treibt, das Gute wie das Schlechte. Damit man spürt, dass das mit uns allen zu tun hat, dass solche Geschichten nicht nur eine Komfortzone sind, in der man sich eine Weile aus der Wirklichkeit ausklinkt. Dass man es am Ende unter der Haut spürt: wie wichtig Empathie ist, und dass es wert ist, um sie zu kämpfen – auch gegen die eigene Angst und Bequemlichkeit.
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