Interview mit Patrick Güldenberg
"Robert Petersen glaubt an eine bessere Welt."
Sie spielen zum ersten Mal in einem "Tatort". War die Anfrage für Sie etwas Besonderes? Und falls ja, warum?
Über die Anfrage habe ich mich sehr gefreut. Der "Tatort" gehört fest zur deutschen Fernseh-Identität und ist ein sehr besonderes Format. Für mich persönlich ist der "Tatort" mit vielen spannenden Sonntagabenden verbunden und ich schaue ihn gerne live mit Freunden. Beim Lesen des Drehbuchs hatte ich direkt ein starkes Gefühl zu meiner Figur Robert Petersen: zu seinem beruflichen Antrieb, seinen persönlichen Kämpfen und seinem Blick auf die Welt. Es hat mich immer schon gereizt, einen Kommissar zu spielen. Als gebürtiger Hamburger hatte ich auch viel Freude an dem nordischen Ton des Films und der Art des Umgangs der Kommissare miteinander. Es war schön, zusammen mit Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram vor der Kamera zu stehen. Jasna und ich kannten uns noch aus den wilden Zeiten der Berliner Volksbühnen-Kantine, wo wir beide mit Frank Castorf gearbeitet haben, aber leider nie zusammen auf der Bühne standen. Luise habe ich schon oft in der Schaubühne auf der Bühne gesehen und fand sie großartig. Und jetzt haben wir uns alle vor der "Tatort"-Kamera getroffen – ein tolles Trio.
Kommissar Robert Petersen ist der Bremerhavener Kollege der Bremer Ermittler. Erzählen Sie uns etwas über ihn.
Robert Petersen hat ein großes Gerechtigkeitsempfinden und glaubt an eine bessere Welt. Leider wird er in seiner Tätigkeit oft damit konfrontiert, was im zwischenmenschlichen Bereich alles schieflaufen kann. Zudem hat er mit Lennard einen Vorgesetzten, der alles anders macht, als er es für richtig hält. Petersen glaubt daran, dass sich Führungsstärke nicht nur durch blindes Befolgen der Regeln und starre Hierarchien auszeichnet, sondern durch Teamgeist, Vertrauen und Intuition. Er will auch ein Vorbild für eine weniger toxische Art der Männlichkeit sein, als er es in seinem Umfeld erlebt. Außerdem hat mir an der Figur von Robert Petersen von Anfang gefallen, dass seine Homosexualität nebenbei thematisiert wird. Seit #ActOut gibt es hier mittlerweile eine große Selbstverständlichkeit im Erzählen. Das ist eine Entwicklung, die ich sehr gut finde und es freut mich, Teil der Initiative zu sein. Petersen hat das Gefühl, dass er sich mit seiner ehemaligen Freundin und Kollegin Liv Moormann ideal ergänzt, um den Mordfall zu lösen. Umso schmerzlicher ist es für ihn, als er feststellen muss, dass er Liv nicht uneingeschränkt vertrauen kann. Dieser Aspekt der Handlung hat mich schauspielerisch sehr gereizt.