Gespräch mit Thomas Sarbacher

"Es ist erstaunlich, welche Sprache diese Masken sprechen."

Thomas Sarbacher in seiner Rolle als Bad-Easter-Bunny
Thomas Sarbacher in seiner Rolle als Bad-Easter-Bunny | Bild: NDR / Christine Schroeder

Thomas Stiller legt hier einen abgründigen Thriller vor. Was hat Sie daran am meisten interessiert?

Mich hat zunächst mal etwas ganz Äußerliches interessiert, nämlich mit diesen Masken zu spielen. Das hat mich gereizt. Die Geschichte fand ich schon beim Lesen atmosphärisch beeindruckend, weil das alles scheinbar so kalt über die Bühne geht. Zu verfolgen, wer da welches Süppchen kocht und wer wen einspannt, dieses Spiel mit verdeckten Karten, das am Ende doch noch mal ganz anders ausgeht als man denkt, fand ich schon ziemlich schön. Das hat Spaß gemacht.

Sie spielen Frank, den "bösen Chefosterhasen". Er tritt zunächst harmlos auf, entpuppt sich dann jedoch als skrupellos. Wir erfahren sonst nicht viel über ihn. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Ich habe mir das als Hintergrund so gemalt, dass Frank tatsächlich ein Professioneller ist, ein Profi in seinem Geschäft. Er kommt für mich aus einem soldatischen Umfeld. Im Grunde ist er eine Söldnerfigur, einer, der in fremden Kriegen gekämpft hat. Solche Typen haben in einem zivilisierten Umfeld eigentlich nicht mehr viel verloren, können damit auch gar nichts mehr anfangen; das ist nicht mehr ihr Zuhause. Frank hat nie was anderes verkauft als seine Dienste als Soldat, und auf dem Ding macht er weiter.

Er unterwandert eine Gruppe von Aktivisten, die sich böse und nur scheinbar harmlose Späße erlauben, und benutzt sie für seine Zwecke. Was macht sie für ihn zu guten Opfern?

Die Bad Easter Bunnies eignen sich für ihn hervorragend, weil er sich hinter ihnen und ihren Masken gut verstecken kann; sie bieten ihm die Schminke für seine Tat, die Garnierung. Sie sind für ihn kleine Jungs, die Bürgerschreck spielen, und das macht es ihm leicht zu sagen: "Kommt Jungs, jetzt machen wir es mal richtig, das, was ihr da immer vorhabt und was ihr eigentlich immer sagen wolltet. Jetzt machen wir es mal deutlich!", und die Jungs damit auch in gewisser Weise mitreißt. Für ihn sind sie die beste Möglichkeit, getarnt an die ranzukommen, auf die er es in Wirklichkeit abgesehen hat.

Eigentlich sind Waffen bei den Bad Easter Bunnies tabu. Wie schafft Frank es trotzdem, die bewaffnete Aktion durchzusetzen, ohne dass die anderen den Braten riechen?

Zunächst einmal kann er auf diesen Kleine-Jungs-Trieb setzen, als er ihnen die Waffen in die Hand gibt, auf so ein naives "Au prima, das knallt aber schön!". Wenn man zum ersten Mal eine Maschinenpistole in der Hand hält, ist man schon beeindruckt von der Wucht, die so ein Ding entwickelt. Wenn dann einige der Jungs Fracksausen kriegen, sind das Sachen, die für Frank berechenbar sind; das hat er gar nicht anders erwartet. Es liegt ja auf der Hand, dass jemand, der es nicht gewohnt ist, mit Waffen umzugehen, Skrupel bekommt. Damit kann Frank umgehen. Es wäre wohl übertrieben zu sagen, dass er die anderen bei ihrer Mannesehre packt, aber es funktioniert so ähnlich. Ohne dass er viel sagen muss, stehen sie wie Feiglinge und Spielverderber da.

Frank versetzt die Gäste der Gala, aber auch die Bunnies mit seiner Brutalität geradezu in einen Schockzustand. Wie ist es, so etwas zu spielen? Was braucht es dazu?

Natürlich braucht es einerseits schon eine gewisse Durchsetzungskraft, andererseits wird die aber natürlich auch durch die Rolle vorgelegt. Darüber hinaus ist es grundsätzlich so, dass so etwas immer die anderen spielen. Am Theater gibt es einen alten Spruch, der das sehr schön beschreibt: Den König spielen immer die anderen. Wie soll man einen König denn auch spielen? Noch höher als hoch kann ich meine Nase nicht tragen. Ein König ohne Volk, das ihn als König akzeptiert, ist kein König. Die anderen spielen den König bzw. eben hier den skrupellosen Chefgangster, indem sie ihm glauben und ihn in dieser Rolle bestätigen. Das Einzige, was ich selber spielen kann, ist, dass ich erkennen lasse, dass mir zur Durchsetzung dessen, was ich mir vorgenommen habe, jedes Mittel recht ist.

Sie spielen fast die ganze Zeit im Hasenkostüm. Sie sagen, Sie haben sich darauf gefreut. Warum?

Mit einer Maske zu spielen und des individuellen Gesichtsausdrucks beraubt zu sein, das ist schon toll, das hat eine sehr starke Wirkung. Es ist erstaunlich, welche Sprache diese Masken sprechen. Eigentlich hat dieses Bild, haben diese Hasenkostüme mit den langen Ohren ja etwas Albernes, aber die Masken haben zugleich etwas Bedrohliches. In dem Augenblick, als die Bunnies sich unbeobachtet glauben, kriegt es auch plötzlich so was Armseliges. Wenn man mit Masken spielt, muss man sich gut überlegen, wie man sie einsetzt. Man kann sich darin nicht normal bewegen, weil alles anders wirkt. Eine normale Kopfbewegung, wie man sie normalweise macht, reicht dann unter Umständen nicht mehr aus. Oder man erzählt durch die Neigung des Kopfes und wie die Ohren hängen etwas, das man sonst nicht erzählen könnte. Solche Masken haben ihre eigenen Gesetze. Damit ist man aus dem Alltäglichen raus, das ist sehr reizvoll.

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