Regisseur Roland Suso Richter über die Dreharbeiten
Im "Tatort: Du gehörst mir" spielen diverse Handyvideos eine große Rolle, sie unterscheiden sich nicht nur in der Ästhetik von der Handlungsebene, sondern wirken wie ein ganz bewusster Kontrast. Was war Ihre Intention dabei?
Die Handykamera gab mir die Möglichkeit aus einem anderen Blickwinkel zu erzählen. Es ist die Perspektive meiner Protagonistin, einer jungen Frau, die – wie in einem Tagebuch – Situationen festhält. Und das 360° und farblich akzentuiert. Diese Videos bilden ganz bewusst einen farblichen Kontrast zu der sonst eher grauen Alltagswelt in Ludwigshafen.
Wie war die technische Umsetzung, wurden diese Teile ganz normal gedreht?
Die technische Umsetzung war recht einfach. Ich drückte meiner Hauptdarstellerin das Handy in die Hand und sie legte los. Das Video zum Rapsong haben wir vor den eigentlichen Dreharbeiten gedreht. Es war mir wichtig, dass der Videoclip eigenständig funktioniert. Wir haben jetzt eine vollständige Version auf YouTube hochgeladen.
Große Teile des Films spielen sich im Parkhaus, im Krankenhaus, im Fitnesscenter ab, also an fürs Bild eher unattraktiven Orten. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich war froh, als ich die visuelle Verbindung zwischen der Wohnung von Marie und dem Fitnessclub in meiner Vorstellung gefunden hatte. Dazu war es notwendig, das Fitnessstudio in einer Passage in Ludwigshafen einzurichten. So konnte man durch die Fenster die trainierenden Männer sehen. Die Mädchen mussten an diesen Fenstern auf ihren Nachhauseweg vorbeigehen und waren so den Blicken der trainierenden Männer ausgeliefert. Das Hochhaus, das auf der anderen Straßenseite lag und in dem Marie wohnte, bot dem Kameramann Jürgen Carle viele interessante Perspektiven.
Unser Mitgefühl als Zuschauer ist stärker bei Marie als bei den Mordopfern. Geht es letztlich um sie in dem Film?
Die Mordopfer spielen in diesem Tatort tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle. Marie liegt den ganzen Film über im Koma. Und am Schluss stirbt sie. Ihre Opferrolle ist weitaus stärker und emotionaler und durch die Handyvideos bekommt der Zuschauer einen starken emotionalen Zugang zu ihr.
In diesem Tatort krachen Lena Odenthal und Johanna Stern mit ihren unterschiedlichen Ansätzen nochmal richtig aufeinander. Mat es Spaß, so einen ordentlichen Krach zu inszenieren, in dem keine Figur vor Klartext zurückschreckt?
Ich musste tatsächlich aufpassen, dass die Zickerreien zwischen Lena Odenthal und Johanna Stern nicht überbordend und oberflächlich wurden. Es sollte alles mit Leichtigkeit und einer realistischen Zurückhaltung passieren. Die beiden haben das wunderbar gemeistert und es hat mir großen Spaß sie immer wieder anzuheizen.
Kommentare