Interview mit Dorothee Schön
Sie schrieb das Buch zum "Tatort: Mord ist die beste Medizin"
"Mord ist die beste Medizin" thematisiert einen Skandal um Medikamentenfälschung und spielt zum Teil in der onkologischen Abteilung einer Klinik. Der Film begegnet dem Thema Krebserkrankung durchaus auch mit Humor. Warum ist das für einen deutschen Film so ungewöhnlich?
Es gibt hierzulande oft Berührungsängste, bei einem ernsten Thema auch die komischen Seiten zu zeigen. Dabei haben gute Komödien immer einen tragischen Kern. Das wussten schon die alten Griechen, und im angelsächsischen Kulturkreis hat man mehr Mut in dieser Richtung (zum Beispiel die Serie "The big C"). Aktuell läuft "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" im Kino, eine Geschichte, die zeigt, dass das Thema Krebs auch komische Aspekte hat. Ich würde mir mehr Mut in dieser Richtung auch bei uns wünschen. Ich bin sicher: Krebspatienten, jedenfalls die, die ich kenne, würden das begrüßen.
Ihr erster "Tatort: Münster" (2004) handelte von einer ermordeten Kollegin Prof. Boernes und spielte u. a. im anatomischen Institut der Uniklinik Münster. Gerade arbeiten Sie an der ARD-Serie über Europas größtes Klinikum, die "Charité" in Berlin. Woher kommt Ihre Affinität zu Themen, die in Medizinerkreisen spielen?
Vielleicht weil ich mütterlicherseits aus einer Medizinerfamilie komme. Schon mein Urgroßvater war vor hundert Jahren Gefängnisarzt im Frauengefängnis Aichach. Mein Großvater wurde ebenso wie seine drei Brüder Arzt, genauer gesagt Landarzt, der noch über die Dörfer fuhr und oft in Naturalien bezahlt wurde. Meine Mutter und Schwester waren ebenfalls Ärztinnen, und aktuell studiert meine Tochter Medizin. Medizinische Themen waren bei uns schon immer Tischgespräch; da wird man abgehärtet. Als Krimiautor muss man ebenso wie ein Arzt (zumindest in der Phantasie) Blut sehen können.
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