Vier Fragen an Ulrike Folkerts zum 900. Tatort

Lena Odenthal
Ulrike Folkerts probiert sich als Lena Odenthal auf dem Hochseil aus. | Bild: SWR / Alexander Kluge

900 "Tatort"-Episoden – hat diese hohe Zahl eine Bedeutung für Sie? Fühlen Sie sich mit der gesamten "Tatort"-Geschichte verbunden?

Bei der Zahl 900 wird mir schwindelig – 900 Jahre, 900 Geburtstagsgäste, 900 Kilometer, 900 Kilo, 900 Lieblingsessen. 900 ist schon wirklich sehr sehr viel ... Selbstverständlich fühle ich mich mit der "Tatort"-Geschichte verbunden, schließlich bin ich schon ein Vierteljahrhundert dabei.

Der "Tatort" läuft ja nicht nur lang, sondern auch sehr sehr erfolgreich. Was ist denn Ihre Erklärung dafür, dass er generationenübergreifend fasziniert?

Menschen lieben die Spannung, das Rätsel, das Ringen um das Gute, den Blick in Abgründe menschlicher Seelen und die Garantie, dass es nach 90 Minuten eine befriedigende Lösung gibt. Das Gute siegt über das Böse. Die Lust an diesem Gefühl ist meiner Meinung nach genrationsübergreifend.

Außerdem bemüht sich der "Tatort", ein Spiegel der Gesellschaft zu sein und dementsprechend vielschichtige Themen und Milieus zu zeigen. Ich als Betrachterin habe die Chance, in Welten zu schauen, mit denen ich vielleicht sonst nichts oder wenig zu tun habe. So kommt es, dass sich schon immer ganze Familien am Sonntagabend  vor der Glotze versammelt haben oder eben auch das Public Viewing stark zugenommen hat. Allein in Berlin gibt es 50 Kneipen, wo gemeinsam "Tatort" geschaut wird, generationsübergreifend. Ich freue mich, dass der "Tatort" so etwas wie ein gesellschaftliches Kulturereignis geworden ist – man erlebt zusammen, spricht darüber.

Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie an die Zukunft der Reihe denken?

Die "Tatort"-Macher, Produzenten, Redakteure, Autoren und Regisseure müssen unbedingt mutig bleiben und weiter Dinge ausprobieren und entwickeln.

Im "Tatort: Zirkuskind" sehen wir Lena Odenthal nicht etwa beim Joggen, sondern beim Laufen auf dem Hochseil. War es ein hoher Trainingsaufwand, bis Sie souverän über das Seil laufen konnten? Und hat es Ihnen einen Zirkusgefühl vermittelt?

Lange vor den Dreharbeiten zu "Zirkuskind" hatte ich mir zum Üben eine Slackline gekauft und sehr viel geübt. Allerdings bin ich da ständig herunter gefallen. Ich dachte, das schaffe ich nie auf dem Hochseil. Dann im echten Zirkus, unter Anleitung von jungen Profis, lief ich bereits beim dritten Anlauf über das straff gespannte Drahtseil, als hätte ich nie etwas anderes gemacht, unglaublich. Das ist pures Talent, und hätte man mich mit 15, 16 Jahren gefragt, ob ich beim Zirkus mitmachen möchte, und ich hätte dieses Erlebnis gehabt, ich hätte ja gesagt.

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