Interview mit dem Autor und Regisseur Tom Bohn
Einsatz von Kampfdrohnen und die Folgen für die Psyche von Beteiligten spielen darin eine Rolle. Was hat Sie dazu bewogen, sich damit in einem Tatort zu beschäftigen?
Ich denke, dass die moderne Kriegsführung ein Thema ist, was wieder näher auf unsere Republik zukommen wird. Wir hier in Deutschland haben uns ja militärisch lange hinter unseren Verbündeten verstecken können, aber dies scheint ja mit der neuen Aussenpolitik der Amerikaner passé zu sein. Es wird also Zeit sich wieder mit der Landesverteidigung und den damit verbundenen Optionen zu beschäftigen. Abgesehen davon bietet so ein Thema natürlich sehr gute Möglichkeiten Spannung zu erzählen. Und das liebe ich.
Gehörte zum Reiz des Themas auch die Möglichkeit, den Tatort zum Politthriller zu weiten?
Für mich ist und war der Tatort immer mit der Option verbunden, auch Politisches unterhaltsam unter die Leute zu bringen. Wir leben in Zeiten, in denen demokratisch gesinnte Menschen die politischen Themen nicht den Markschreiern und Generalisten überlassen dürfen. Auch das Fernsehen muss wieder politischer werden und die Errungenschaften der freien Meinungsäußerung, der Toleranz und des kritischen Miteinanders verstärkt in seine Fernsehfilmproduktionen mit aufnehmen.
Lena Odenthal und Johanna Stern untersuchen den Mord an einem auf Kriegstraumata spezialisierten Psychiater, zu dessen Patienten sowohl zivile Opfer von Angriffen gehören als auch Militärs, die genauso solche Angriffe ausführen. Sind Täter und Opfer als Patienten einander näher als man denkt?
Ich denke, dass das die Opfer- und die Täterrolle bei kriegerischen Auseinandersetzungen sehr eng miteinander verbunden ist. Viele Täter waren zuvor auch Opfer, haben Familienangehörige und Freunde verloren und/oder sind selber verletzt worden. Krieg ist deswegen so grausam, weil er den Mensch entmenschlicht, ihn seelisch vergewaltigt und oft zu Taten hinreißt, die er unter Friedensbedingungen nie für sich erwogen hätte. Der Krieg ist der größte Feind der menschlichen Seele. Er ist der eigentliche Täter.
Was bedeutete das Thema Kampfdrohnen, anonymer Drohnenkrieg für die optische Umsetzung der Geschichte?
Es sind ja nicht nur die Kampfdrohnen, die bei uns eine Rolle spielen, sondern dieser Tatort zeigt ja auch, welche Gefahr von zivilen Drohnen ausgehen kann. Und das ist natürlich auch optisch sehr, sehr spannend.
Mit Ulrike Folkerts haben Sie nicht zum ersten Mal Tatort gedreht, mit Lisa Bitter schon. Wie war das Arbeiten mit diesem Tatort-Team, wie sehen Sie die Kommissarinnen?
Ich bin seit über zwanzig Jahren ein bekennender Lena-Odenthal Fan. Ich freue mich daher sehr, dass sie mit ihrer neuen Partnerin Johanna Stern zu alter, rebellischer Form zurück finden darf. Lena ist für mich der Prototyp der emanzipierten Frau mit Herz, die ihren Überzeugungen folgt. Ulrike Folkerts, die im wahren Leben ähnlich agiert, ist dafür die Idealbesetzung. Lisa Bitter ist für mich als Schauspielerin und auch als Mensch die Entdeckung dieser Produktion. Ihre sehr besondere Intelligenz und Professionalität spiegeln sich nun endlich auch in ihrer Rolle im Tatort wieder. Ich bin wirklich sehr stolz darauf mit diesen beiden besonderen Frauen arbeiten zu dürfen.
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