Fragen an Stefan Gubser
Der Titel des "Tatorts" lautet "Zwei Leben" – inwiefern findet sich der Titel im Film wieder?
Der Titel spielt mit Doppeldeutigkeiten und kann unterschiedlich interpretiert werden. Das Führen von Doppelleben, zweiten Chancen in der Liebe sowie im Leben spielen in diesem "Tatort" eine Rolle.
Können Sie persönlich den Reiz nachvollziehen, das Leben nochmals völlig unbelastet neu beginnen zu wollen, wenn sich eine Möglichkeit dazu ergibt?
Nein, das wäre für mich gar keine Option. Das Leben formt die zwischenmenschlichen Beziehungen zu einem unsichtbaren Netzwerk, welches ich keinesfalls missen möchte.
Ein Lokführer überfährt in seiner beruflichen Karriere im Schnitt drei Menschen. Die Figur Beni Gisler hat wegen solcher traumatischen Vorfälle den Beruf gewechselt und wird erneut damit konfrontiert. Haben Sie sich in den Vorbereitungen zum "Tatort: Zwei Leben" mit dieser Situation der Lokführer bei Schienensuiziden auseinandergesetzt?
Ja, ich habe mit einem Lokführer gesprochen, der bereits einmal in dieser Situation war. Das muss ein absoluter Alptraum sein, der einen das ganze Leben nicht mehr loslässt. Diese Unterhaltung hat mich sehr beschäftigt. Mich machen solche Taten auch fast ein wenig wütend, trotz allem Verständnis für die Not dieser Menschen.
Kommissar Flückiger versucht, dem Buschauffeur klarzumachen, dass ihn keine Schuld trifft und dass er diese Unfälle nicht persönlich nehmen darf. In seinem Beruf als Kommissar dürfe er die Dinge auch nicht persönlich nehmen, ergänzt Flückiger. Mit welcher Strategie behält Flückiger in seinem Beruf die nötige Distanz zu den Fällen?
Das gelingt ihm natürlich auch nicht immer, auch wenn ein guter Polizist Strategien gelernt hat, mit solchen Situationen umzugehen. Ganz wichtig dabei ist, dass man auch fremde Hilfe in Anspruch nimmt, in Form einer Supervision zum Beispiel. Das hat Flückiger vom echten Kurt Graf von der Luzerner Polizei gelernt und sofort übernommen.
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