Liv Lisa Fries als Charlotte Ritter (Staffel 4)
Wie ist es, wenn Sie nach einiger Zeit wieder in die Schuhe und den Hut der Kriminalassistentin Charlotte Ritter schlüpfen?
Kostüm und Maske sind für mich wie ein Ritual dafür. Beides hilft ungemein, wieder einzusteigen. Ich lese auch all meine Aufzeichnungen der ersten drei Staffeln und denke darüber nach, was ich für diese Figur geplant habe. Und ich schaue mir manchmal alte Folgen an, um wieder reinzukommen. Aber tatsächlich: Das Hauptritual sind die neuen Kostüme. Es gab für die 4. Staffel zum Beispiel einen Schal, der einfach besonders ist! Wir hatten den zuerst auch noch sehr prominent gebunden; das war uns dann aber viel zu ordentlich, das musste anders sein. Es gab ein rotes und ein gelbes Modell. Pierre-Yves Gayraud, der das Kostümbild verantwortet, wollte auch mit solchen Details zeigen, wie sich die Mode damals in den 1930er-Jahren verändert hat. Die Schuhe finde ich unbequem, ich trage in jeder Minute, die wir nicht filmen, weiche Tanzschuhe oder Barfußschuhe, weil mir die Absätze Rücken- und Fußschmerzen bereiten. Da bin ich doch sehr froh, über die moderneren Schuhe, auch wenn mir die Ästhetik der 20er-Jahre modisch immer noch am besten gefällt.
Wie waren die Vorbereitungen für den Tanzmarathon in Staffel 4?
Ich hatte Tanzproben mit unserer wunderbaren Choreografin Julia Fidel alleine und in allen Konstellationen mit den Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich in der neuen Staffel tanze. Und diesmal hatte ich sogar zeitweise eine Personal Trainerin, damit ich kräftetechnisch besser aufgestellt war. Ich brauchte mehr Kraft für diesen Tanzmarathon. Außerdem hätte ich die Szenen ohne Meditation zwischen den Szenen nicht geschafft, ich musste mich immer wieder zentrieren und mentale Kraft sammeln dafür, es war ganz toll, es war aber auch unheimlich anstrengend. Wir saßen aber alle in diesem Boot der Anstrengung und haben uns gegenseitig massiert und motiviert. Ich habe die physischen Tage sehr genossen.
Sie sind nun bereits seit 2016 im ‚Babylon Berlin‘-Kosmos verankert. Was macht das mit einer Schauspielerin und was bedeutet Ihnen Charlotte Ritter?
Ich genieße es, immer wieder zu wissen, dass ich ‚Babylon Berlin‘ drehe. Es ist ja in diesem Beruf nicht so selbstverständlich zu wissen, was man die nächsten Monate arbeiten wird und daher neu und schön, diesen Rahmen erleben zu dürfen. Mich darauf konzentrieren zu können und zu wissen, jetzt mache ich nur das, ich muss keine anderen Drehbücher für diesen Zeitraum lesen, da kann ich nicht und drehe ausschließlich ‚Babylon Berlin‘: Dieser Fokus entspannt mich. Ich liebe die drei Regisseure sehr, und bin ihnen dankbar für diese wundervolle, vielschichtige Figur. Charlotte Ritter ist weltweit bekannt, und das erfüllt mich mit großem Glück. Sie inspiriert mich und auch andere Menschen für sich selbst einzustehen, nicht klein beizugeben und macht mir Mut. Und dadurch, dass die Serie weltweit verkauft wurde, bekomme ich auch internationale Projekte angeboten, wie zuletzt Anna Freud an der Seite von Anthony Hopkins als Sigmund Freud zu spielen. Diese Möglichkeiten sind so atemberaubend und ich verdanke das absolut meiner Rolle in ‚Babylon Berlin‘.