Volker Kutscher, der Autor der "Gereon-Rath-Reihe", die als Vorlage für "Babylin Berlin" diente, über die Serie.
»Es ist schon ein eigentümliches Gefühl, wenn die eigene Imagination plötzlich Formen annimmt, wenn Figuren, die bislang nur in Gedanken und in der Phantasie existierten, plötzlich sichtbar und lebendig werden. Auch wenn ich schon einige Bilder und Szenen kannte, mir die Optik von 'Babylon Berlin' also nicht völlig fremd war, so war es doch etwas ganz anderes, die Geschichte zum ersten Mal erzählt zu bekommen und wirklich abzutauchen in die Welt von 'Babylon Berlin'. Denn genau das tut man, wenn man sich diese Serie anschaut: Man taucht ein in das Berlin des Jahres 1929, ist ganz nah bei den Figuren mit ihren je eigenen Sorgen und Nöten, Hoffnungen und Leidenschaften. Volker Bruch ist Gereon Rath. Liv Lisa Fries ist Charlotte Ritter. Peter Kurth ist Bruno Wolter. Die Figuren leben.
Und es ist eben nicht nur eine Welt, es sind viele Welten, die sich in 'Babylon Berlin' öffnen: die von politischem Denken und egoistischen Motiven durchzogene Welt des Polizeipräsidiums, die Enge und das Elend des Arbeitermilieus, der unvorstellbare Reichtum der Großindustriellen, die Arroganz der alten wirtschaftlichen und militärischen Eliten, die Heimeligkeit und Spießigkeit des Kleinbürgertums, die Gewalt der Straßenschlachten, der politischen Kämpfe und der Unterwelt, der Glamour und die Abgründe des Berliner Nachtlebens, das Nebeneinander von Moderne und Rückwärtsgewandtheit, und, und, und. Das ist ja das Schöne an dieser TV-Adaption. Meinem Buch 'Der nasse Fisch' blieb das Schicksal erspart, das die filmische Adaption eines Romans normalerweise mit sich bringt: Er wurde für die Verfilmung nicht gekürzt, sondern bekam ganz im Gegenteil alle Zeit, die er braucht: In zwölf Stunden kann die Geschichte so episch entfaltet werden, wie es der Stoff verlangt. Und es macht Freude zu sehen, wie unglaublich gut 'Babylon Berlin' diese komplexe Geschichte erzählt.«
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