Interview mit Kostümbildner Pierre-Yves Gayraud
Was waren die Herausforderungen bei der Arbeit an den Kostümen für die neue Staffel von "Babylon Berlin"?
Es war mir eine riesige Freude, für die dritte Staffel wieder in die faszinierende Welt von "Babylon Berlin" mit ihrer Vielzahl an Charakteren zurückzukehren. Wir haben unsere zeitdokumentarische Arbeit mit derselben Sorgfalt fortgesetzt wie bei den beiden vorherigen Staffeln. Ziel war es auch diesmal Kostüme zu entwerfen, die es durch ihre Authentizität, ihren Charme und ihren visionären Mut vermögen, die Modernität dieser avantgardistischen Zeit erlebbar zu machen. Die größte Schwierigkeit bestand diesmal weniger in der Kreation neuer Charaktere als darin, die bereits bekannten Figuren um feine Details weiterzuentwickeln. Wir wollten uns keinesfalls wiederholen und doch gleichzeitig den individuellen Wiedererkennungswert der Figuren bewahren. Viel Aufmerksamkeit haben wir auch den Statisten beigemessen. Wenn man die Chance hat, an einem solchen Projekt mitzuwirken, darf es vor allem eines nicht geben, und das ist Routine. Es bedarf einer Bereitschaft in enger Zusammenarbeit mit anspruchsvollen Regisseuren völlig frei zu experimentieren. Es war ein großes Geschenk, dass ich mich stets auf die Ateliers und ihre hohe Kunstfertigkeit verlassen konnte. Ich gehe bei meiner Arbeit sehr intuitiv vor, und sie haben das mit ihrem Knowhow umgesetzt. Ich habe dieses Mal wieder mit einem herausragenden Team zusammengearbeitet, das mich in meinem Anspruch an eine absolute Detailgenauigkeit stets unterstützt hat. Diese Details sind zwar oft nicht direkt sichtbar, aber ich glaube, der Zuschauer kann sie dennoch spüren.
Gab es besondere Kostüme, die Sie herausstellen möchten?
Da sind unter anderem die Kostüme der Tänzer des Films, der in der Serie in den Studios in Babelsberg gedreht wird. Sie sind inspiriert von expressionistischen Filmen und wir haben auf Originalmotive aus der Zeit zurückgegriffen. Selbstverständlich gehört zu den besonders herausstechenden Kostümen der Staffel auch das mysteriöse Outfit des Phantoms mit seinen geometrischen Formen, das aufgrund der zahlreichen Actionszenen eine große technische Herausforderung war. Weitere Kostüme, die ich nennen würde, sind die Garderobe von Esther und Tristan Rot, die Kostüme der spiritistischen Sitzung und die deutschen Militäruniformen aus transparentem Kunststoff, die in der FetischSzene mit Charlotte zum Einsatz kommen. Sie sind übrigens einer französischen Militäruniform nachempfunden.
Berühmte Designer wie Giorgio Armani und Tom Ford sind Fans der Serie. Hatte der internationale Erfolg für Sie eine besondere Bedeutung?
Ich habe seit langer Zeit das Glück, viel im Ausland arbeiten zu dürfen; aber es ist stimmt natürlich, dass "Babylon Berlin" mir viele Türen öffnet.
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