Di., 19.02.19 | 21:45 Uhr
Das Erste
Die Charité – Medizin unterm Hakenkreuz
Die Charité 1933
Die Charité ist Anfang 1933 ein Leitbild für Ärzte aus ganz Europa, ein Mekka für Patienten aus aller Welt. Als die Nazis die Macht übernehmen ruft der weltberühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch die jungen Mediziner auf " … das notwendig Neue zu vollbringen". Die national-konservative Gesinnung war Grundkonsens in der Ärzteschaft. Wie die meisten Ärzte der Charité begrüßt er das neue Regime. Nur 12 Jahre später operiert er Tag und Nacht Kriegsverletzte im engen Bunker unter seiner Klinik, während über ihm, in den Trümmern der Charité, der Häuserkampf tobt.
Ärzte als Vordenker und Ausführende der NS-Rassengesetze
Doch in diesen 12 Jahren ist Ungeheuerliches geschehen: Ärzte, die aus Beruf und Berufung angetreten waren, Leben zu retten, wurden Vordenker und Ausführende der NS-Rassengesetze; Mittäter und Wegebereiter einer verbrecherischen Medizin. Keiner der international hoch geachteten Professoren wie Ferdinand Sauerbruch, Walter Stoeckel oder Georg Bessau wurden Mitglied der NSDAP. Doch sie werden Aushängeschilder des Nationalsozialismus. Zu allen Gelegenheiten schmücken sich die Nazibonzen mit ihren Ärzten. Und die lassen sich gern in Dienst nehmen: Ein Kollaborationsverhältnis, das beiden Vorteile bringt. Von den 20 Ärzten, die im Nürnberger Ärzteprozess nach dem Krieg angeklagt wurden, waren sieben Berliner Hochschulmediziner, darunter auch Ärzte der Charité. Wie verstrickt sind die Forscher oder Gutachter – die Mediziner, die auf ihren alten Positionen neue Funktionen in der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik erfüllen?
Historische Spurensuche
Der Film begibt sich auf Spurensuche an die Schauplätze der dramatischen Ereignisse. Mit seltenen Archivaufnahmen, historischen Fotos, Experteninterviews und Zitaten aus bisher kaum bekannten Tagebüchern rekonstruiert der Film Verstrickung, aber auch Verweigerung von Ärzten der Charité im Nationalsozialismus.
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