Statement von Martin Tingvall (Musik)

Musik

Heimliche Treffen im Wohnwagen: Lona (Petra Schmidt-Schaller) und Sören (Anton Rubtsov)
Heimliche Treffen im Wohnwagen: Lona und Sören. | Bild: NDR/Polyphon / Philipp Sichler

»'Die Toten von Marnow' war der erste Mehrteiler, für den ich Musik geschrieben habe. Es ist eine andere Herausforderung als ein einzelner Film. Die Musik, die man komponiert, muss Wiedererkennungswerte haben, aber auch über die Folgen hinweg interessant bleiben und sich über einen langen Zeitraum weiterentwickeln. Deswegen habe ich nach einiger Zeit nicht mehr nur Klavier gespielt, sondern habe angefangen zu trommeln und Percussion zu nutzen und sogar meine Stimme als Instrument einzusetzen. Diese musikalischen Experimente haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Ich orientiere mich beim Komponieren von Filmmusik extrem stark an den Bildern. Ich sehe den Film und komponiere direkt dazu. Ein bisschen wie ein Musiker früher, der Stummfilme begleitet hat. Die vielen Naturbilder aus Mecklenburg-Vorpommern – ein bisschen wie Schweden – kombiniert mit großer Spannung, manchmal richtig Action und dann wiederum die tiefe Melancholie der beiden Hauptdarsteller sind eine gelungene Mischung!

Als ich den Song für das 'Grand Finale' des Films komponiert habe, hatte ich schon monatelang mit dem Projekt gearbeitet, ich hatte das Gefühl, die beiden Hauptdarsteller in- und auswendig zu kennen. Und dann habe ich ihnen diesen letzten Abschlusssong geschrieben. In meinem Kopf sind es Lona und Elling, die sich da ausdrücken – auch, wenn ihnen Christian Kjellvander und Jessica Östnäs ihre fantastischen Stimmen gegeben haben«

Regisseur Andreas Herzog zur Filmmusik

»Als ich das Drehbuch gelesen habe, war mir sofort klar, dass Martin Tingvall die Musik komponieren muss. Er kommt aus Schweden und in seiner Musik kann er dieses Gefühl von der Weite und Leere einer Landschaft, von Sommer und Hitze wunderbar erzählen. Er ist ein unglaublicher Jazzer und Pianist und vor allen Dingen kann er tolle Melodien finden. Wenn man die Augen schließt, fliegt man geradezu über die Landschaft von Marnow. Aber Martin Tingvall schafft es auch mit drei Klaviertönen, die inneren Aggregatzustände von Lona einzufangen. Er hat am Anfang der Filme in seine Komposition Schreie eingebaut. Das sind die Schreie von Elling, ich will hier raus, ich will mich befreien. Durch den Gedanken der Befreiung ist dann auch das Thema des Songs am Ende entstanden: Redemption. Erlösung, Befreiung. Das war für mich von Anfang an das Thema der Filme. Alle Figuren hoffen auf Erlösung.«

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