Aufstand gegen ein "Monster"
Walter Kreye spielt in Folge 329 des Serienklassikers einen entlassenen Sexualstraftäter
Nicht nur in Hamburg ein heißes Eisen: der Umgang mit Straftätern, die aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden müssen. Die Folge 329 des "Großstadtrevier" mit dem Titel "Monster" (Buch: Anja Flade-Kruse, Regie: Till Franzen), die Das Erste am kommenden Montag, 26. November 2012, zeigt, greift dieses schwierige Thema auf.
Die Geschichte
Als "Harry" Möller (Maria Ketikidou) und Mads Thomsen (Mads Hjulmand) den Sexualstraftäter Hans-Werner Radtke (Walter Kreye) nach 30 Jahren Sicherungsverwahrung aus der Haftanstalt abholen und in seine neue Wohnung ganz in der Nähe des Kommissariats 14 bringen, protestieren aufgebrachte Anwohner massiv gegen die Unterbringung in ihrer Straße. Statt Radtke, wie angeordnet, zu überwachen, muss ihn das Team um Dirk Matthies (Jan Fedder) zu allererst vor den aufgebrachten Nachbarn schützen. Ein verhängnisvolles Wechselspiel von reißerischer Berichterstattung in den Medien und aufgebrachten Bürgern beginnt. Lynchaufrufe tauchen im Internet auf. Radtke nutzt einen günstigen Moment, um sich aus dem Staub zu machen. Hat er nur Angst vor den aggressiven Anwohnern vor seiner neuen Wohnung oder wird der entlassene Sexualstraftäter wieder zuschlagen?
Walter Kreye spielt den entlassenen Sexualstraftäter Radtke
Für Walter Kreye, der erstmals eine Episodenrolle im "Großstadtrevier" übernommen hat, war die Darstellung des Sexualstraftäters Radtke eine Herausforderung, "der denkbar komplizierteste Fall in meinem Beruf." In einem kurzen Interview spricht Walter Kreye über seine Rolle in der Folge "Monster".
Das Erste: Herr Kreye, Sie spielen in der neuen "Großstadtrevier"-Folge den entlassenen Sexualstraftäter Hans-Werner Radtke. Ist dieser Mann ein "Monster"?
Walter Kreye: Nein, auf keinen Fall! Dieser Hans-Werner Radtke hat vor vielen, vielen Jahren eine grauenhafte Tat begangen, eine Frau vergewaltigt. Aber dafür hat er gebüßt. Und er hat nach seiner Strafe viele Jahre in der Sicherungsverwahrung verbracht, hat Therapien gemacht. Nein, ich glaube an die Veränderbarkeit des Menschen. Der Mann hat eine Chance verdient!
Ist es schwer, sich als Schauspieler in einen solchen Menschen hineinzuversetzen?
Schwer ist nicht das richtige Wort. Eine solche Rolle ist der denkbar komplizierteste Fall in meinem Beruf. Ich spiele einen Mann, bei dem alles möglich ist.
Wie wäre es, wenn ein entlassener Sexualstraftäter in die Nähe Ihrer Wohnung ziehen würde?
... und meine beiden Töchter wären nicht 17 und 25 Jahre alt, sondern noch Kinder? Das löst natürlich massiv Angst aus. Aber ich denke, da hilft nur, so schwer es auch ist, auf einen solchen Mann zu zugehen, mit ihm zu sprechen, gemeinsam Kaffee zu trinken und sich verstehen zu lernen. Nur so lässt sich die Angst vor einander abbauen. Ich habe unlängst eine Reportage im NDR Fernsehen gesehen, wo Mütter genau so auf zwei entlassene Sexualstraftäter zugegangen sind. Das hat mich schwer beeindruckt.
In der Folge "Monster" entwickelt sich ja ein regelrechter Mob, Forderungen bis zur Lynchjustiz werden laut ...
Ich war bei den Dreharbeiten natürlich vor allem mit meiner Rolle beschäftigt. Regisseur Till Franzen hat die Gruppenszenen sehr sensibel umgesetzt. Aber ich glaube, in der Realität ist der Umgang mit solchen Strafentlassenen noch härter, zeigen die Anwohner gerade in der Gruppe noch mehr Brutalität. Da wird beschimpft, getreten, bespuckt, mit dem Tode gedroht. Bei allem Verständnis für die Ängste der Anwohner, hat einer von denen eine Antwort auf die Frage: Wo sollen diese Menschen denn hin?
War das Ihre erste Rolle im "Großstadtrevier"?
Merkwürdigerweise ja. Dabei kenne und schätze ich das "Großstadtrevier" seit vielen Jahren. Prima, dass es jetzt geklappt hat, Jan Fedder und ich endlich mal gemeinsam gedreht haben und uns nicht nur zufällig irgendwo begegnet sind.
(Das Interview führte Enno Wiese.)
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