Die Macher von "Hubert ohne Staller": Humor ist beweisbar
Produzent Oliver Mielke und Redakteur Elmar Jaeger im Interview
Produzent Oliver Mielke und Redakteur Elmar Jaeger erklären im Interview, was die Serie "Hubert und Staller" / "Hubert ohne Staller" über diesen langen Zeitraum von zehn Jahren so besonders und immer noch so beliebt macht.
Zehn Jahre "Hubert und/ohne Staller", die Ausstrahlung der zehnten Staffel ab Januar 2022 – da kann man mit einem gewissen Stolz Rückschau halten auf eine lange Zeit, in der sich ja auch innerhalb der Serie so einiges verändert hat. Worin sehen Sie die Grundpfeiler für den langanhaltenden Erfolg der Serie?
OLIVER MIELKE: Das liegt zunächst einmal an den Zuschauerinnen und Zuschauern, die unseren Humor mögen, die in turbulenten Zeiten gerne mal entspannen – und etwas schmunzeln können. Als wir 2011 den Auftrag bekamen, die ersten Sendungen zu produzieren, hat natürlich niemand damit gerechnet, dass wir so einen langen Lauf in der ARD haben. Ich erinnere mich noch gut, wie ich bei Jana Brandt (damals MDR Executive Producerin der Serie) in Leipzig im Büro saß, sie mir eine Frikadelle mit Kartoffelsalat kredenzte und mir sagte, was sie zum Lachen bringt. Der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit. Wir sind gemeinsam mit Franka Bauer und Elmar Jaeger durch Höhen und Tiefen geflogen und wenn es Probleme gab, haben wir Lösungen gefunden. Hauptsache, in der nächsten Folge brachten uns die tollpatschigen Aktionen von Riedl, das kindliche Verhalten von Staller, die schlitzohrigen Aktivitäten von Yazid, die coolen Sprüche von Frau Hansen, die lustigen Ausraster von Girwidz, kommentiert mit dem trockenen Humor von Hubert, wieder zum Lachen.
"Hubert ohne Staller" steht besonderes auch beim jüngeren Publikum unverändert hoch im Kurs. Wie erklären Sie sich diese Beliebtheit?
ELMAR JAEGER: Eine Serie in dieser Art gibt es so kein zweites Mal. Der schräge, streckenweise anarchische Humor ist einmalig. Und unsere Serienfiguren sind "coole Typen", sind eigenwillige Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen, die sich nicht verbiegen lassen, viel Sprachwitz bieten und daher gerade auch bei den Jüngeren einen hohen Sympathiewert genießen.
Wenn eine der beiden Titelfiguren wegfällt, bedeutet das normalerweise das Aus für eine Serie, die so stark auf ein Duo als Humor- und Sympathieträger gesetzt hatte. Bei "Hubert und Staller" war das nicht der Fall. Wie erklären Sie sich dieses kleine Wunder?
ELMAR JAEGER: Die Serie hatte immer schon einen Ensemblecharakter und wird von lauter wunderbaren Schauspielerinnen und Schauspielern getragen – und zwar von Anfang an von Christian Tramitz als Hubert und Michael Brandner als Girwidz, aber ebenso von Paul Sedlmeir als Riedl oder in seinen regelmäßigen kleinen, aber feinen Auftritten von Hannes Ringlstetter und in den letzten Staffeln auch von Katharina Müller-Elmau, Mitsou Jung und Susu Padotzke. Gleich geblieben ist über die Jahre der unverwechselbare Humor und die Machart der Serie, wofür in erster Linie die Headautoren, Produzent Oliver Mielke und Autor Philip Kaetner, aber auch die weiteren Autoren und Regisseure stehen. Für unsere vielen Zuschauerinnen und Zuschauer ist das gerne Gesehene so über die Jahre durchweg erhalten geblieben.
Humor hat viele Facetten, Witz kennt tausend Formen. Wie würden Sie die besondere Art des Humors der Serie beschreiben? Gibt es da ein bestimmtes Rezept und was wären gewissermaßen die wichtigsten Zutaten, um den typischen Seriengeschmack zu kreieren?
OLIVER MIELKE: Humor ist vor allem eines: beweisbar. Wenn niemand lacht, haben wir ein Problem. Wir versuchen mit unserem Team, andere zum Lachen zu bringen. Schräge, anarchische, politisch unkorrekte, peinliche, charmante, aber glaubhafte Situationen zu kreieren. Das gelingt mal mehr und mal weniger, doch solange die Menschen es mögen und sich amüsieren können, liegen wir richtig. Wenn es wirklich ein Rezept gäbe, würde ich es vermutlich nicht verraten, aber einige Zutaten braucht es sicher:
1. Ein wunderbares Ensemble
2. Ein wunderbares Team
3. Schauspieler, die es lieben, ihre Figuren leben zu lassen
4. Eine Redaktion, die Vertrauen schenkt und konstruktiv ist
5. Keine Scheu vor Diskussionen in der Sache
6. Mut zur Veränderung
7. Lebensfreude
8. Eine Prise Freundschaft untereinander kann auch nicht schaden
In zehn Jahren haben Sie 164 Folgen gedreht. Das ist ein gewaltiges Pensum, besonders, wenn man auf einem hohen Qualitätsniveau arbeitet. Kontinuität im Team spielt da sicher eine große Rolle. Wie muss man sich die Arbeit in der "Hubert ohne Staller"- Familie vorstellen? Wie sind die Aufgaben verteilt? Und wer entwirft die Zukunft der Serien-Helden?
OLIVER MIELKE … und neben den 164 regulären Folgen haben wir auch noch drei TV-Movies gedreht. Das heißt, wir haben quasi jedes Jahr zehn Langfilme gedreht! Zehn Jahre ist eine lange Zeit, und es hat sich ein spezielles Procedere etabliert. Philip Kaetner, viele weitere Autoren und ich denken uns Geschichten aus, und Elmar Jaeger, unser Redakteur, bekommt sie als Erster zu lesen. Danach entstehen die Drehbücher in mehreren Schritten, und wir diskutieren mit allen Beteiligten am Tisch. Die Regie und die Produktion prüfen Machbarkeit und Finanzierbarkeit. Es geht heftig zur Sache. Wenn wir eine gemeinsame Lösung haben, geht das Drehbuch in die Runde des Ensembles. Dann geht es wieder heftig zur Sache. Irgendwann steht das Drehbuch und geht an die BR Executive Producerin Bettina Ricklefs. Wenn wir grünes Licht von ihr bekommen, wird ein paar Wochen später gedreht – und dann, ja dann geht es wieder heftig zur Sache.
Eine Rolle bei "Hubert ohne Staller" führte so manches Mal zu einer Hauptrolle einzelner Darsteller im Fernsehen. Sie hatten bei Besetzungsfragen immer wieder den "richtigen Riecher", gern auch mit Comedians gearbeitet. Worauf achten Sie besonders, wenn Sie Rollen im Polizeiteam, aber auch Episodenrollen besetzen?
ELMAR JAEGER: Erfreulich ist, dass die zwischenzeitlich zum Team der Wolfratshauser Polizei gehörenden Klara Deutschmann (mit verschiedenen großen Rollen im Ersten) und Jeanne Goursaud (bei einem Streaminganbieter) durchgestartet sind. Umso mehr freuen wir uns aber, dass Mitsou Jung als engagierte, junge Polizistin nun schon länger das Ensemble der Serie bereichert. Und die Liste der namhaften Episodendarsteller und -darstellerinnen der letzten Jahre spricht für den hohen Stellenwert, den "Hubert ohne Staller" auch in der Branche selbst hat.
OLIVER MIELKE: Ich freue mich erstmal sehr, wenn unsere Serie dem einen oder anderen Schauspieler bzw. der einen oder anderen Schauspielerin als Türöffner zu neuen Programmen gedient hat. Das ist dann einfach schön. Für die Episodenrollen arbeiten wir von Anfang an mit Silke Fintelmann zusammen, die gemeinsam mit der Regie, der Produktion und der Redaktion die Rollen besetzt und immer wieder ein tolles Händchen für unsere Serie beweist. Ensemblerollen und Gastauftritte liegen mir besonders am Herzen: Ob Hannes Ringlstetter oder Monika Gruber, Martin Frank, Simon Pearce, Sigi Zimmerschied, Andreas Giebel oder Eisi Gulp – alles Künstler, die es schaffen, allein auf der Bühne Menschen zum Lachen zu bringen. Dass sie dazu auch noch die Schauspielerei beherrschen und Lust hatten und haben, bei uns dabei zu sein, ist ein großes Glück.
Corona war ein Einbruch in die Film- und Fernsehlandschaft, Dreharbeiten mussten unterbrochen werden. Die Dreharbeiten zur zehnten Staffel liefen unter strengen Hygieneauflagen. Wird es einem da nicht oftmals bange? Wie trägt man so eine Serie über diese ungewisse Zeit?
OLIVER MIELKE: Ja, da wird es einem ganz gewaltig bange. Im März 2020 mussten wir den Dreh stoppen, weil es keine Drehgenehmigungen mehr auf öffentlichen Plätzen gab. Da steht man als Produzent da und schaut in die Röhre – und doch hatten wir das Gefühl, wenn man aufmerksam und respektvoll miteinander umgeht, rücken die Dämonen der Angst in den Hintergrund, und der Zusammenhalt verstärkt sich noch. Also haben wir alle gemeinsam beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Und wurden mit dem großen Glück belohnt, keinen Krankheitsfall am Set zu haben.
Werden Sie die Corona-Pandemie in den neuen Drehbüchern und Folgen thematisieren?
ELMAR JAEGER: Corona ist in "Hubert ohne Staller" kein Thema. Angesichts des in der Regel großen Zeitraums zwischen Drehbuchentwicklung und Ausstrahlung wäre es kaum möglich, hier halbwegs aktuell zu sein. Zudem würde das speziell in einem Unterhaltungsformat wie diesem doch sehr gewollt wirken.
Wie haben Sie als Redakteur der Serie ihre Entwicklung erlebt? Und an welchen Stellen war es Ihnen wichtig, Akzente zu setzen? Wo sehen Sie das Potential und den Weg der Serie in der Zukunft?
ELMAR JAEGER: Für mich persönlich war und ist es eine tolle Aufgabe, die Serie von Beginn an mit begleiten zu dürfen, in den ersten sieben Staffeln gemeinsam mit den Kolleginnen vom MDR. In der Anfangszeit ging es vor allem darum, die Figurenkonstellation zu etablieren und ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Art von Humor am besten funktioniert. Dabei hat zu Beginn Produzent Oliver Mielke auch noch selbst Regie geführt. Neben dem im Vordergrund stehenden Humor war und bleibt der Anspruch immer auch, stringent erzählte Krimifälle – idealerweise verhaftet in den speziellen Milieus des bayerischen Voralpenlandes – zu kreieren. Solange die wunderbaren Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller, der Produzent, die Autoren und Regisseure weiterhin Spaß daran haben, für die große Fangemeinde der Serie an neuen Folgen zu arbeiten, wird "Hubert ohne Staller" noch ein langes Leben haben. Und an neuen originellen Einfällen wird es nach unseren bisherigen Erfahrungen bestimmt nicht mangeln.
Zehn Jahre ist eine lange Zeit. Da ist einem die eigene Serie auch ein Stück weit ans Herz gewachsen. Was lieben Sie persönlich an der Serie bzw. an der Arbeit daran am meisten? Und wie erhalten Sie sich selbst den Schwung, immer wieder neu und frisch an die Arbeit zu gehen?
OLIVER MIELKE: Ich liebe es, wenn es gelingt, Menschen zum Lachen zu bringen! Freunde, intensive Gespräche, Toleranz und Vertrauen, in wohliger Umgebung und ein gutes Glas Wein geben mir den Schwung. Zu "neu und frisch" müssten Sie meine Mitarbeiter befragen.
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