"Es ist unermesslich wichtig, dass wir nah an den Menschen dran sind"

Julia E. Lenska und Jonas Minthe über den Start der 10. Staffel, über melodramatische Krimis und Momente, in denen es zwischen ihnen mächtig "flirrt und brizzelt"

Nina (Julia E. Lenska) und Gregor (Jonas Minthe, h.) wundern sich: Wieso lässt ihr Zeuge Henning Mittergang die Polizei nicht in seine Wohnung?
Nina und Gregor wundern sich: Wieso lässt ihr Zeuge Henning Mittergang die Polizei nicht in seine Wohnung? | Bild: ARD / Thorsten Jander

Julia E. Lenska und Jonas Minthe über den Start der 10. Staffel, über melodramatische Krimis und Momente, in denen es zwischen ihnen mächtig "flirrt und brizzelt"

Zum Auftakt erzählt die Folge "Der Trupp" von Hass und Gewalt gegen Menschen mit Behinderung. Ist Euch diese Folge persönlich nahe gegangen?

JONAS MINTHE: In unserer Gesellschaft findet ein gigantischer Rechtsruck statt. Rassismus, Homophobie und auch Behindertenfeindlichkeit werden wieder salonfähig. Vor diesem Hintergrund geht mir die Folge "Der Trupp" sehr nah. Unser Hauptdarsteller Dario Redecker spielt darin einen jungen Bauhofmitarbeiter mit Down-Syndrom, der von seinen Kollegen schikaniert wird. Dario lebt mit Trisomie 21. Wir haben uns schon vor den Dreharbeiten getroffen, um uns kennenzulernen, weil wir zusammen mehrere intensive Szenen haben. Im Film freundet sich Gregor ein wenig mit ihm an und bringt ihn dazu, sich zu öffnen und über die Misshandlungen zu reden. Es ist eine schwierige Rolle, die Dario unglaublich toll gespielt hat.

JULIA E. LENSKA: Unser Krimi zeigt recht drastisch, was der junge Mitarbeiter alles erleiden muss. Es grenzt fast schon an Folter. Natürlich ist mir das unter die Haut gegangen. Man könnte vielleicht einwenden, dass die Grausamkeit zu sehr ausgestellt wird. Aber ich habe das Gefühl, dass der Film etwas einfängt, was sonst nicht sichtbar ist, weil es im Verborgenen geschieht.

"Morden im Norden" erzählt melodramatische Krimis in sozial teils angespannten Milieus. Sind die Kommissare nicht nur Ermittler, sondern häufig auch Seelsorger?

MINTHE: Man kann es wohl nicht getrennt voneinander betrachten. Natürlich übernehmen wir als Fernsehkommissare auch eine seelsorgerische Aufgabe, die im wirklichen Leben hoffentlich nicht nur von der Polizei erledigt wird. Um die besonderen Umstände einer Tat abzubilden, ist es unermesslich wichtig, dass wir nah an den Menschen dran sind. Dieser unmittelbare Kontakt ist sehr spannend zu spielen. Auch als Gegengewicht zur klassischen Ermittlungsarbeit im Kommissariat.

LENSKA: Wir versuchen als Kommissare, die Wahrheit hinter dem Fall zu ergründen, an das „Warum?“ vorzudringen, ohne jemanden vorzuverurteilen. Warum werden Menschen zu Mördern? Und dann ziehen wir los, gehen auf Recherche, mal im Alleingang, mal zu zweit in dieser oder in jener Konstellation, und legen am Ende im Kommissariat alle Ergebnisse auf den Tisch, die wir ermittelt haben, wie die Teile eines Puzzles.

Gehört es zu den besonderen Qualitäten von Nina Weiss, Vertrauen zu jungen weiblichen Verdächtigen aufzubauen, wie in der Folge „Unter der Gürtellinie“?

LENSKA: Schon, aber ich würde sagen, dies ist kein rein weibliches Attribut. Es ist einfach die Art und Weise, wie man an Menschen herantritt, damit sie Vertrauen fassen können. Auch in der Folge „Unter der Gürtellinie“ steht hinter meinem Vorgehen eine polizeiliche Strategie: Denn wann öffnet sich eine verdächtige Person? Wenn sie keine Angst hat und spürt: Hier kann ich frei erzählen, was geschehen ist.

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