"Die Chemie stimmt einfach"

Sven Martinek und Ingo Naujoks über das neue Team der Lübecker Mordkommission

Die Kommissare Finn Kiesewetter (Sven Martinek, r.) und Lars Englen (Ingo Naujoks, l.)
Die Kommissare Finn Kiesewetter (Sven Martinek, r.) und Lars Englen (Ingo Naujoks, l.) | Bild: ARD / Thorsten Jander

Sven Martinek und Ingo Naujoks über das neue Team der Lübecker Mordkommission

Die Lübecker Mordkommission stellt sich neu auf. Julia E. Lenska kehrt zurück und Jonas Minthe steigt ein. Gibt es einen neuen Spirit im Team?

SVEN MARTINEK: Wir sind im Kommissariat jetzt eine richtig coole Viererclique. Mir ist es immer wichtig, nicht nur tolle Schauspielkollegen an meiner Seite zu haben, es muss auch menschlich passen. So wie im Moment. Die Chemie zwischen uns stimmt einfach. Wir unternehmen auch im Privaten etwas gemeinsam, was der volle Drehplan nicht leicht macht. Die neue Gruppe funktioniert jedenfalls super.

INGO NAUJOKS: Wir haben am Set sehr viel Spaß miteinander gehabt. Ständig lachte einer von uns, ohne dass der andere sagte: Jetzt nerv mal nicht, ich muss eine Szene spielen und du machst hier den Hampelmann! Es ging beim Drehen oft so munter zu, dass uns die Regie ermahnen musste, mal langsam wieder zur Ruhe zu kommen. So viel Harmonie bei der Arbeit habe ich selten erlebt. Es lässt mein Herz höherschlagen.

Julia E. Lenska ist wieder als Kommissarin Nina Weiss zu sehen. Wirkt sie nicht völlig verändert?

MARTINEK: Wir waren damals sehr traurig, als sie ging, obwohl der Grund ja klar war: Sie musste eine Pause einlegen, weil sie ein Kind bekam. Im Vorfeld der neuen Staffel haben wir dann Fotos von ihr mit den kurzen Haaren gesehen und gedacht, wie schön, sie hat zu sich selber gefunden, nicht nur äußerlich, auch zu ihrer Persönlichkeit. Die bringt sie jetzt voll in die Serie mit ein, und ich finde, auf eine andere Weise als früher. Ihr Spiel hat eine neue Qualität gewonnen. Wir sind richtig glücklich, dass sie wieder da ist.

NAUJOKS: Julia ist jemand, den die Kamera liebt. Sie sieht im Spiel dermaßen gut aus, als wäre sie für den Film geboren. Es gibt viele Schauspieler, die ganz okay rüberkommen, man schaut ihnen gern zu, kein Thema, aber es gibt nur wenige, die so gut im Fokus stehen, wenn die Kamera läuft, wie Julia. Ich war aber auch überrascht, wie ein Mensch sich in diesem Fach so verändern kann, dass man sagt: wow!

Backfisch für Alle: Lars (Ingo Naujoks), Gregor (Jonas Minthe), Nina (Julia E. Lenska) und Finn (Sven Martinek) genießen eine kurze Auszeit.
Backfisch für Alle: Lars, Gregor, Nina und Finn genießen eine kurze Auszeit. | Bild: ARD / Marion von der Mehden

Was bringt der neue Kommissar Gregor Michalski mit ins Team?

MARTINEK: Er ist eine coole Socke, ein Understatement-Man. Zugleich schlummert ein kleiner Vulkan in ihm, diese Seite der Figur blitzt immer dann auf, wenn es Auseinandersetzungen gibt. Gregor war im Jahr 2016 zum ersten Mal bei uns, damals noch als Spurensicherer. Seine Expertise ist bei uns im Team sehr gefragt, da er bei seinen alten Kollegen sofort nachhaken und schneller Ergebnisse erzielen kann.

NAUJOKS: Gregor ist ein sehr relaxter Mensch. Den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Diese Gelassenheit macht auch Jonas Minthe persönlich aus.

MARTINEK: Wir haben nicht lange Zeit gebraucht, um uns zu finden. Schon nach den ersten Szenen haben wir alle gespürt, dass Jonas perfekt in die Familie passt und dass wir ein Team auf Augenhöhe bilden. Beide Figuren, Nina und Gregor, sind aus der Serie nicht mehr wegzudenken.

Sind alle Kommissare gleichrangig? Ändert sich damit die Struktur der Serie?

MARTINEK: Früher hat es die klare Büroabteilung gegeben: Während Finn Kiesewetter und Lars Englen in die Stadt ausrückten, um zu ermitteln, blieben die anderen beiden im Büro und recherchierten am Telefon oder Rechner. Heute teilen wir die Ermittlungsarbeit stärker unter uns vieren auf. Dadurch entsteht eine ganz andere Dynamik, die Folgen wirken frischer, kraftvoller. Es bieten sich neue Räume, Dinge zu erzählen, und es ergeben sich neue Reibungspunkte, weil die Figuren auch den einen oder anderen internen Konflikt austragen. Wer uns als Zuschauer schon eine Weile verfolgt, wird feststellen: Die Struktur ist die gleiche, aber in der Serie steckt eine ganz andere Power.

NAUJOKS: Die Variationsmöglichkeiten sind größer. Wir können jetzt auch mal "Bäumchen wechsle dich" spielen und in verschiedenen Konstellationen ermitteln. Hinzu kommt: Das Team besteht aus zwei Generationen. Sven und ich sind als die profilierten Ermittler schon etwas länger dabei, Julia und Jonas bringen neuen Schwung ins Kommissariat und sprechen womöglich ein jüngeres Publikum an. Ich finde es sehr schön, dass da zwei Generationen aufeinandertreffen und so gut zusammenpassen.

MARTINEK: In vielen Fällen stehen Jugendliche im Mittelpunkt, zu denen Nina und Gregor als Kommissare vielleicht den besseren Zugang haben. Wenn wir älteren Cops um die Ecke kommen, heißt es schnell, ey, die beiden sind bestimmt Bullen. Mit denen reden wir nicht.

Ihr spielt in jeder Folge mit neuen Episodendarstellern. Stellt sich da niemals Routine ein?

NAUJOKS: Es wäre fatal zu sagen, wir machen das jetzt seit exakt 140 Folgen auf unsere Art und Weise, und wir erwarten von den Gastrollen, dass sie es genauso machen wie wir. Im Gegenteil: Wir sind immer dankbar für neue Anstöße und froh darüber, dass wir noch so frisch sind, uns darauf einzulassen.

MARTINEK: Wir erleben bei "Morden im Norden" durch die Bank erstklassige Schauspieler, die zwei, drei Drehtage bei uns sind, um die großen emotionalen Geschichten zu stemmen. Es ist wahr, ihr Spiel ist teils zum Niederknien. Im Grunde supporten wir unsere Gäste, denn ohne diese tollen Rollen wären wir gar nichts! Gleichzeitig geben sie uns viel Support zurück. Auch das bleibt nicht verborgen. Viele Kolleginnen und Kollegen schauen die Serie im Fernsehen und fragen bei uns an, Mensch, kann ich nicht einmal bei euch spielen? Wir bekommen häufiger Komplimente von anderen Schauspielern, über die wir uns absolut freuen.

NAUJOKS: Uns wird des Öfteren angetragen, dass die Kolleginnen und Kollegen sich zu 99,9 Prozent bei "Morden im Norden" wohl gefühlt haben. Es heißt, wir hätten sie gut aufgenommen und ihnen immer das Gefühl gegeben, am richtigen Platz zu sein. Das zu hören, erfüllt mich wirklich mit Stolz. Ich finde es schön, dass wir ihnen ein Nest bereiten konnten.

MARTINEK: Da sehe ich uns weiter in der Verantwortung. Trotz der langen Zeit können wir nicht sagen, wir tun und lassen jetzt einfach, was wir wollen. Nein, wir müssen es uns an jedem Tag neu verdienen, was wir hier machen, und uns genauso strecken wie am ersten Tag, ohne Wenn und Aber. Nichts ist älter als der Erfolg von gestern. Dranbleiben, authentisch sein und sich vornehmen, es heute ein Stück besser zu machen als gestern, darum geht es unverändert.

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