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München 1900 – Von Bierbaronen und Künstlerfürsten

Zwei Kellnerinnen auf dem Oktoberfest im Jahr 1905. Weiteres Bildmaterial finden Sie unter www.br-foto.de.
Zwei Kellnerinnen auf dem Oktoberfest im Jahr 1905.  | Bild: BR / Creative Commons

München um 1900: Der Auftakt zum turbulenten 20. Jahrhundert zwischen Provinz und Pomp, zwischen Bohème und Bierboazn. Brigitte Hobmeier, die Darstellerin der Colina Kandl in der Event-Serie "Oktoberfest 1900", führt in der dazugehörigen Dokumentation "München 1900" zurück in die spannende Zeit, in der nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Eine Zeit, in der München als liberalste Stadt Deutschlands gilt, in der eine neue Frauenbewegung das Fenster in die Moderne aufstößt. Die Elektrifizierung der bayerischen Hauptstadt beschleunigt das Leben in einer nie dagewesenen Weise, und die Öffnung der ersten Lichtspielhäuser ändern den Blick auf die Welt. Es ist aber auch die Stadt, in der die Brauereien die Wirtschaftslokomotiven sind, in der der Monarch das gesellschaftliche Leben bestimmt und die Menschen unter dem Föhn leiden.

Es ist die Zeit des Prinzregenten Luitpold von Bayern (1886 – 1912), die in der Literatur als "die gute, alte Zeit" bezeichnet wird, die jedoch oft auch gnadenlos war. Das 19. Jahrhundert in München ist noch als düstere Zeit in lebhafter Erinnerung. Es gab Choleraepidemien mit Tausenden von Toten. Gaslaternen beleuchteten nur spärlich die dunklen Straßen. Erst 1891 hält die Elektrizität Einzug im Alltag der Menschen und in den Literatencafés des Künstlerviertels Schwabing. Das jährliche Oktoberfest wird auch bereits von den modernen Glühbirnen beleuchtet. Einer, der die Lampen in die Fassungen schraubt, ist Albert Einstein – seinem Onkel gehört die Elektrotechnische Fabrik J. Einstein & Cie.

München als Trendstadt

Warum war gerade München die Trendstadt schlechthin, in die Künstler, Querdenker, Freigeister von überall her strömten? Die Skandalgräfin Fanny zu Reventlow, der Schriftsteller Thomas Mann, der "Blaue Reiter"-Künstler Wassily Kandinsky, die Frauenrechtlerin Anita Augspurg oder der Anarchist Erich Mühsam – sie alle wollten die Welt neu erfinden. Nicht mehr im spießig-verbrämten Mief des Königreichs Bayern, sondern frei und unabhängig als Nachtschwärmer in den Münchner Kaffeehäusern und an den Künstlerstammtischen. München ist eine boomende Kulturmetropole und gleichzeitig eine globale Bierhauptstadt, mit dem höchsten bekannten Konsum des Getränks auf der Welt. Wie passten Bierpaläste und Bohème zusammen? Warum wurde München die "Stadt der Jugend" genannt? Und wovon träumten die Menschen in den Arbeitervierteln Giesing und Haidhausen? Wie lebte das Proletariat in der Stadt?

Die 30-minütige Dokumentation macht eine Bestandsaufnahme des Umbruchs und zeichnet nach, welche Spuren diese Zeit als Ouvertüre zum stürmischen 20. Jahrhundert hinterlassen hat.

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