Bye-bye, Paul: Abschiedsinterview mit Sandro Kirtzel
Der Schauspieler über seinen Ausstieg, denkwürdige "Sturm"-Momente und eine Massage von Romy
Bequem, charmant, ehrgeizig – mit diesen Worten beschreibt Sandro Kirtzel die Rolle des Paul Lindbergh, die er seit Dezember 2017 am "Fürstenhof" verkörperte. Paul wollte Profisportler werden und kam für einen Triathlon nach Bichlheim. Aus der Sportlerkarriere wurde leider nichts – dafür lernte er am "Fürstenhof" Romy Ehrlinger kennen, seine große Liebe. Nach langem Hin und Her gaben sich die beiden schließlich das "Ja"-Wort bei einer romantischen Sommerhochzeit. Als Romy kurz darauf auf dramatische Weise stirbt, sieht es lange so aus, als ob Paul kein Glück mehr findet. Bis er schließlich auf Michelle trifft, die ihn von der ersten Begegnung an verzaubert. Gemeinsam mit ihr bricht er nach München auf, um eine Physio-Praxis zu übernehmen. Wir haben mit Sandro Kirtzel anlässlich seines Ausstieges gesprochen.
Erinnerst Du Dich noch an den Moment, als du die Zusage für die Rolle des Paul Lindbergh bekommen hast?
Ja, ganz genau sogar. Ich war gerade zwei Monate mit der Schauspielschule fertig, habe zu dem Zeitpunkt in einer Bar gearbeitet und baute gerade für die Abendschicht auf. Dann bekam ich den Anruf von Sebastian Gerold, meinem Agenten zu dieser Zeit, der sagte: "Sitzt Du gerade? – Nein. – Setz Dich … sitzt Du? – Ja, verdammt was ist los? – Du hast die Rolle. Du wirst Paul Lindbergh." Ich konnte es gar nicht fassen. Ich habe sofort meine beste Freundin angerufen und wir haben am Abend mehr gefeiert als gearbeitet!
Wie hast Du Deinen ersten Drehtag erlebt?
Das erste Mal vor der Kamera stand ich bei "Sturm der Liebe" für den "Eindreher", für den Vorspann. Das erstes Mal Green Screen. Der damalige Traummann Sebastian Fischer alias Viktor Saalfeld nahm mir einen Teil meiner Aufregung, hat mir Mut zugesprochen und war gerade in der Anfangszeit ein bisschen wie ein großer Bruder für mich.
Wie hast Du Dich auf Deine Rolle vorbereitet?
Mein Bruder hatte vor knapp zehn Jahren den ein oder anderen Triathlon bestritten und so hatte ich gleich schon mal einen Ansprechpartner. Wie tickt jemand, der sich für so einen Wettkampf vorbereitet? Was sagt das über einen Menschen aus, sich ganz und gar nur auf sich selbst zu verlassen? Diese Denkansätze haben mir immens dabei geholfen, meine Rolle zu formen. Dass er am Anfang alles für seinen Traum tun würde, eher der Einzelgänger war – zwar tief verwurzelt in seiner Familie, dennoch ohne ein Gefühl dafür zu haben, was es heißt, für seine Freunde da zu sein. Deshalb freut es mich umso mehr, wie sich Paul in den letzten zweieinhalb Jahren entwickelt hat.
Gab es eine Szene Deiner Kolleginnen oder Kollegen, die Du selbst gerne gespielt hättest?
Ich mochte die See-Kampf-Szene zwischen Sebastian Fischer und Dieter Bach sehr gerne. Das hatte richtig was von Hollywood. Die beiden haben sich nichts geschenkt, die Situation sehr ernst genommen, aber dabei trotzdem immer auf die Sicherheit des anderen geachtet! Auch Flos Polo-Einheiten, für die er lange und hart trainiert hat, sind ein echtes Sahnestück der "Sturm"-Seriengeschichte.
Was war das Verrückteste, das Dir am Set passiert ist?
Es gab eine Massage-Szene, in der Romy Paul massieren sollte und wir probten das so drei bis vier Mal. Als es dann losging, hörte sich Desirees Stimme seltsamerweise viel weiter weg an, als in den Proben zuvor. Ich wurde auf einmal wesentlich "intensiver" von viel mächtigeren Händen als den ihren massiert. Als ich die Augen öffnete, war es nicht Romy, die Paul massierte, sondern Flo, ein Bär von einem Mann – seines Zeichens Oberbeleuchter – der Sandro massierte. Das ist das Schöne am "Sturm": Trotz des knackigen Pensums ist das Team immer für ein "Späßle" zu haben.
Gibt es einen Job am Set, den Du gerne mal für einen Tag ausprobieren würdest?
Regisseur. Ich war jeden Tag wieder davon beeindruckt, wie unsere Regie die Geschichten einleitet und in den entscheidenden Momenten eine Szene auflöst. Sich nicht in Details zu verlieren, was ich ehrlich gesagt ganz gerne tue, sondern das große Ganze im Überblick zu behalten.
Was vermisst Du am "Sturm" am meisten?
DAS TEAM. Wundervolle Menschen. Möglicherweise auch, ein klein wenig jeden Tag spielerisch so gefordert zu werden, wie es beim "Sturm" der Fall war – einzigartig in dieser Form.
Wo möchtest Du karrieretechnisch noch hin? Wo siehst Du Dich in ein paar Jahren?
So viel wie möglich ausprobieren. Egal ob bei "Müller, Maier, Schulz" mit Max und Uta auf der Bühne oder mit Max unser englisches Kurzfilm-Debüt in "The Last Order" zu geben. Einfach, mich in Rollen zu begeben, die man mir im ersten Moment nicht zutraut, um in ein paar Jahren die Möglichkeit zu bekommen, mich auch auf der großen Leinwand zu behaupten.
Das Interview führte Veronika Kolbeck für DasErste.de
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