Bye-bye, Constanze: Abschiedsinterview mit Sophia Schiller

Die Schauspielerin über Spickzettel, Mindsets und den ersten Tag in der "stürmischen Truppe"

Paul (Sandro Kirtzel) gesteht Constanze (Sophia Schiller), dass er den Abend mit Josie verbracht hat.
Paul gesteht Constanze, dass er den Abend mit Josie verbracht hat. | Bild: ARD/WDR / Christof Arnold

"Sie wusste immer was sie wollte, aber sie wollte es leider zu dolle" – mit diesen Worten beschreibt Sophia Schiller die Rolle der Constanze von Thalheim, die sie ein Jahr lang am "Fürstenhof" verkörperte. Wir haben mit Sophia Schiller anlässlich ihres Ausstiegs gesprochen.

Erinnerst du dich noch an den Moment, als du die Zusage für die Rolle der Constanze bekommen hast?

Ja, ich kann mich erinnern, dass ich in Salzburg auf dem Hof meiner Uni saß und den Hörer auflegte und erst mal 'ne gefühlte Ewigkeit da saß und mir nur vorstellte, wie sich mein Leben verändern wird – und so kam es, es hat mein Leben total verändert – im Guten, aber natürlich komplett anders, als ich mir das vorgestellt hatte!

Wie hast du deinen ersten Drehtag erlebt?

Sehr überfordert. Es gab so viele Eindrücke, die auf mich eingeprasselt sind. Ich wollte mir gleich alle Namen merken, was natürlich unmöglich ist, bei so vielen Menschen. Das malt man sich als Publikum ja nie aus, wenn man eine Sendung im Fernsehen sieht, wie viele Leute dafür sorgen, dass beim Dreh alles glatt läuft! Gleichzeitig durfte ich aber natürlich meinen gelernten Text darüber hinaus nicht vergessen, deshalb hatte ich an meinem ersten Tag – richtig wie in der Schule – Spickzettel in der Jackentasche, auf die ich zwischendurch immer linste, damit ich auch ja keinen Texthänger hätte. Die Nervosität hat sich dann aber schnell gelegt, weil ich wirklich sehr nett aufgenommen wurde in dieser stürmischen Truppe.

Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?

Ich habe mich mit "Mindsets" von Anwält:innen beschäftigt: Also wie "ticken" Menschen, die diesen Beruf wählen? Wie legen sie Recht, Gerechtigkeit und Moral für sich aus und in welchen Momenten kommen sie dann in einen Konflikt mit sich und ihrer Umwelt? Wie eigensinnig oder harmoniebedürftig sind sie und wie trennt man den Beruf vom Privatleben?

Andererseits war das Familiengeflecht aus den verschiedenen Beziehungen und Dynamiken zwischen den Thalheims sehr wichtig als Kompass für die Figur. Gerade wenn man schon drei etablierte Figuren hat, muss sich eine neue Figur, die ihr ganzes Leben schon in dieser Familie gelebt hat, gut einfügen. Gleichzeitig steht Constanze natürlich für sich – sie hat ihre eigenen Erfahrungen, Wahrnehmungen, Wünsche, Träume und Ziele. Und auch wenn es manchmal nach außen hin so scheint, hat jede Familie ihre Probleme, die erst in gewissen Konstellationen zu Tage treten und sich dann erst entfalten. Für mich ist Constanze so ein Katalysator innerhalb der Familie, die hin und hergerissen ist: einerseits die Erwartungen der Familie an sie zu erfüllen und andererseits unangenehme Themen anzusprechen.

Gab es eine Szene deiner Kolleginnen oder Kollegen, die du selbst gerne gespielt hättest?

Ja, ach, da gibt es ganz viele, da kann ich jetzt keine speziell nennen. Aber ich hätte gerne die Ball-Sammel-Maschine am Golfplatz gefahren.

Was war das Verrückteste, das dir am Set passiert ist?

Einmal – es war kurz vor Drehschluss – mussten wir ganz schnell noch eine Szene drehen, es war kalt und spät und auch eine wichtige Szene zwischen Paul und Constanze am Lagerfeuer, glaub' ich. Da habe ich vor lauter Eile – und hier noch Maske und da noch Textdurchgehen – tatsächlich vergessen, Schuhe anzuziehen und es fiel niemandem auf, bis das Bild eigentlich schon wieder abgedreht war. Weil Constanze – und wahrscheinlich auch sonst niemand im Winter ohne Schuhe draußen unterwegs ist – haben wir dann natürlich noch einen Take mit Schuhen nachgedreht.

Gibt es einen Job am Set, den du gerne mal für einen Tag ausprobieren würdest?

Ich würde total gerne mal Regie führen – das finde ich extrem spannend, so vieles gleichzeitig im Auge behalten zu müssen. Nicht nur was am Set in einer Szene oder in der Woche der Vorbereitung dazu passiert, sondern wie man die ganzen Handlungsstränge der Figuren im Gesamten so sorgfältig verflechtet, sodass sie sich vielleicht manchmal auch indirekt aufeinander beziehen.

Was vermisst du am "Sturm" am meisten?

Ich vermisse das Team! Ich habe sie alle sehr fest ins Herz geschlossen und hoffe, sie irgendwann wieder zu sehen. Vielleicht bei einem Kaffee, vielleicht irgendwie, irgendwo, irgendwann, vielleicht sogar an anderen Sets, das wäre sehr schön.

Wo möchtest du karrieretechnisch noch hin? Wo siehst du dich in ein paar Jahren?

Ich möchte alles ausprobieren, was man ausprobieren kann! Ich möchte Filme und Serien drehen, Drehbücher und Theaterstücke schreiben, Hörbücher und Synchronsprechen, Lesungen machen und Theater spielen. Ich möchte ins Motion Capturing für Videospiele reinschnuppern und einfach generell austesten, was alles geht. Fündig werde ich immer! Als nächstes aber werde ich im Oktober eine "Kiosk – Late Night Show" in Witten moderieren, wo ich mit lokalen Vereinen und Aktivist:innen über ihre Projekte, Wünsche und Forderungen quatschen darf. Dazu gibt‘s Drinks, gute Musik und gute Laune – darauf freue ich mich schon riesig!

Vielen Dank für das Interview und alles Gute!

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