Interview mit Beatrice Richter

"Gerti ist ein wenig durchgeknallt und sie bringt ordentlich Wirbel in das Leben ihrer Mitmenschen!"

Gerti (Beatrice Richter) macht eine "Seelenreise".
Gerti macht eine "Seelenreise". | Bild: ARD / Christof Arnold

Wo sie hinkommt, ist das Chaos vorprogrammiert – rund zwei Monate lang ist Beatrice Richter in "Sturm der Liebe" als liebeswerte, chaotische Gerti Schönfeld zu sehen. Wir haben mit ihr über ihre Rolle, gute Einfälle am Set und ein Fernsehhobby der besonderen Art gesprochen.

Was für ein Typ Mensch ist Gerti Schönfeld?

Sie ist ein wenig durchgeknallt und bringt gerne ordentlich Wirbel in das Leben ihrer Mitmenschen! Und sie hat einen ausgeprägten Hang zur Esoterik. 

Bist du privat auch so eine Wirbelmacherin wie deine Rolle?

Durchaus – aber ich komme dabei ohne Klangschalen aus!

Du hast zum ersten Mal eine Gastrolle in einer Telenovela übernommen. Was war dein erster Gedanke, als du erfahren hast, dass du für "Sturm der Liebe" drehen darfst?

Oh Gott, wie soll der ganze Text nur in meinen Kopf hinein? Und wie kann es einem bloß gelingen, in so kurzer Zeit eine Szene zu drehen? Einer unserer Regisseure hat mich aber beruhigt und mir klargemacht, dass ich den Dreh trotz des Stresses als eine Art "Spielwiese" ansehen soll. Er meinte damit nicht, dass ich den Dreh locker nehmen soll! Seine Aussage war eher eine Aufforderung, mir am Set meinen Raum zu nehmen, wenn ich gute Ideen einbringe.

Wie darf man sich diese "Raumnahme" vorstellen?

Ich lasse gerne offen, welchen Schritt ich als nächstes unternehme – und die Kamera läuft weiter und weiter, auch wenn die Szene längst abgedreht ist! Bisher ging das am "Sturm der Liebe"-Set immer gut bei meinen Szenen.

Kommen dir diese guten Einfälle spontan?

Nein, die muss ich mir natürlich schon zu Hause überlegen! Ich bereite mich generell akribisch auf den Dreh vor. Wenn die Kollegen mitmachen – und das tun sie hier immer – kann aus einer ganz normalen Szene meine eigene Nummer werden. Wenn im Drehbuch zum Beispiel etwas von "gesungener Navigation" steht, fällt mir dazu Folgendes ein: "Beim nächsten Känguruuu/da bist du dann im Nu/noch 50 Meter gradeaus/dann bist du aus dem Outback raus."

Als Alfons (Sepp Schauer) auf seine Jugendliebe Gerti (Beatrice Richter) trifft, erfährt er, dass sie angeblich wegen schlechter Schwingungen einem Treffen mit Melli ausgewichen ist.
Als Alfons auf seine Jugendliebe Gerti trifft, erfährt er, dass sie angeblich wegen schlechter Schwingungen einem Treffen mit Melli ausgewichen ist. | Bild: ARD / Marco Meenen

Wäre so viel Spontanität am Set eines 90-Minüters nicht möglich?

Nein – zumindest habe ich es noch nicht erlebt. Die Produktionsweise ist einfach eine ganz andere. Man probt sehr viel und bekommt einen engeren Rahmen vorgegeben, innerhalb dessen man als Schauspieler seine Rolle ausfüllen darf.

Mit Sepp, der in der Serie deine Jugendliebe Alfons Sonnbichler spielt, hast du in den letzten zwei Monaten besonders oft für "Sturm der Liebe" zusammen gedreht.

Die Zusammenarbeit mit ihm war von Anfang an wunderbar! Sepp und mich verbindet die Liebe für alles Bajuwarische. Nicht nur zwischen ihm und mir, sondern auch zwischen Bojana Golenac und Jeannine Wacker, die Gertis Tochter und Enkeltochter spielen, war zum Glück sofort eine gute Spielchemie vorhanden.  

Gerti bringt durch ihre Erkenntnis, dass ihr Alfons noch sehr viel bedeutet, ordentlich Unruhe in das harmonische Familienleben der Sonnbichlers. Wie beurteilst du Gertis Verhalten gegenüber Hildegard, mit der Alfons seit Jahrzehnten glücklich verheiratet ist?

Gerti ist kein böswilliger Mensch und möchte Hildegard nicht bewusst kränken. Sie reagiert manchmal einfach sehr impulsiv, sorgt für ein wahnsinniges Chaos und stellt hinterher fest, wie leid ihr ihr Verhalten tut.

Was gefällt Gerti an Alfons, der ein so ganz anderes, viel gesetzteres Leben führt als sie selbst?

Die Begegnung mit Alfons ruft Erinnerungen an vergangene, unbeschwerte Zeiten in Gerti hervor. Und plötzlich erscheint einem das Gegenüber wieder ganz jung!

Satire-Formate, Krimis, Kino- und TV-Spielfilme – du hast in deiner langjährigen Schauspielkarriere viele verschiedene Genres kennengelernt. Fühlst du dich in einem davon besonders wohl?

Egal, was ich beruflich anpacke – ich nehme meine Projekte immer sehr ernst. Was ich gerade tue, ist für mich in diesem Moment das Wichtigste und das Beste – egal, ob es sich um einen "Tatort", "Sturm der Liebe" oder einen Kinofilm handelt.

Siehst du privat gerne fern?

Mir macht lesen generell mehr Spaß, als den Fernseher einzuschalten. Aber ich habe mich neulich an meinem einzigen freien Drehtag dabei ertappt, dass ich mir nachmittags "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" angeschaut habe. Ich kann durchaus verstehen, dass Seriengucken zur Sucht werden kann. Ich hingegen habe ein ganz anderes Fernsehhobby: Wetterberichte vergleichen!

 

Das Interview führte Lena Kettner für DasErste.de.

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