Joachim Lätsch im Interview
"Man darf sich niemals auf seinen Lorbeeren ausruhen und alles als gegeben hinnehmen."
Egozentrisch und immer auf den eigenen Vorteil bedacht: So lernten die "Sturm der Liebe"-Zuschauer Joachim Lätsch 2007 in seiner Rolle als Chefkoch André Konopka kennen. Ein gewieftes Schlitzohr ist André immer noch – aber mit den Jahren zeigte er sich immer auch von seiner verletzlichen, empathischen Seite. Wir haben anlässlich des 60. Geburtstags von Joachim Lätsch mit ihm über die Unterschiede zu seiner Serienfigur, das Thema Altersweisheit und seine große Liebe gesprochen.
DasErste.de: Kannst du dich noch an deinen ersten Drehtag bei "Sturm der Liebe" 2007 erinnern?
Joachim Lätsch: Ja, da kam ich mit meinem Hut und einem Rucksack die Landstrasse entlang. Und bald darauf kam die erste Frau ins Spiel ... Ja, das war eine Begegnung der dritten Art mit Caroline Beil alias Fiona Marquardt.
Warum?
Die Beziehung mit André hat Fiona leider nicht überlebt. André war zu Beginn ein ziemlich zwielichtiger Charakter, der nicht nur eine Liaison mit Fiona hatte, sondern auch Charlotte Saalfeld als Mittel zum Zweck benutzt hat, um sich an seinem (einfluss-)reichen Bruder Werner zu rächen.
Wann wurde dir klar, dass deine Rolle in "Sturm der Liebe" mehr ist, als ein kurzes Gastspiel?
Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Sohn nach dem Go unserer Produktion in Bayern habe einschulen habe lassen. Damals lebte Simon noch mit meiner Frau im Schwarzwald.
Du wirst am 5. Mai 60 Jahre alt. Andere denken in diesem Alter an die Rente – du hingegen heiratest im Sommer.
Dann tut die große Zahl nicht so weh, dachte ich mir. Nein, mal im Ernst: Man macht sich mit 60 natürlich Gedanken um die Zukunft seiner Familie. Da ist es meiner Meinung nach an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Natürlich heirate ich meine Frau vor allem, weil ich sie sehr liebe. Aber das habe ich auch schon, bevor ich ihr einen Antrag gemacht habe.
Das ist tatsächlich deine erste Hochzeit im Leben?
Ja und ich bin sehr glücklich, dass ich vor 14 Jahren die Frau fürs Leben gefunden habe. Im Gegensatz zu meiner Rolle André bin ich ein sehr treuer Mensch.
Was ist das Besondere an deiner Frau?
Ich war vor ihr immer wieder mit Schauspielerinnen liiert und häufig drehten sich die Gespräche nur um die Arbeit. Der Bezug zur Realität geht dabei manchmal total verloren. Meine jetzige Frau hingegen arbeitet als Osteopathin und erdet mich total. Ich kann sehr viel Kraft tanken, wenn ich mit meinem Sohn und ihr zusammen bin.
Warum hat deine Rolle André Konopka seinen weiblichen Ruhepol im Leben noch nicht gefunden?
Er ist wesentlich rastloser als ich und vermischt meistens Berufliches und Privates zu sehr. Meiner Meinung nach ist er weder kriminell noch böse, sondern will das Richtige mit den falschen Mitteln. Da er zu sehr an seinem eigenen Fortkommen interessiert ist, sind seine Beziehungen auch zwangsläufig alle gescheitert. Seine Ehe zu Michael Niederbühl hatte hingegen relativ lange Bestand. Ich muss ganz ehrlich sagen – mit André war Michael am glücklichsten! Frauengeschichten haben den beiden meistens nur Probleme eingehandelt ...
Würdest du André wünschen, dass er bald die ganz große Liebe findet?
Nein, ich glaube, er wird nie heiraten. Ich habe mich immer für André gefreut, wenn eine neue Frau in sein Leben getreten ist. Aber ich war auch nicht traurig darüber, wenn sie den "Fürstenhof" nach einiger Zeit wieder verlassen hat.
Mit welcher deiner Serienpartnerinnen hast du besonders gerne zusammengespielt?
Mit Kerstin Gähte (Doppelrolle Nicola Westphal und Franziska Appelt, Anm. der Red.) hat die Chemie von Anfang an gestimmt – ebenso wie mit Saskia Valencia, die gerade als Nina Kowald in "Sturm der Liebe" zu sehen ist. Wie gut ich mit einer Kollegin harmoniere, hängt aber vor allem davon ab, welches schauspielerische Handwerk sie mit ans Set bringt. Ein guter Schauspieler muss meiner Meinung nach mit jeder Partnerin professionell umgehen – egal ob er sie privat mag oder nicht.
Inwiefern hat sich André Konopka in den vergangenen acht Jahren "Sturm der Liebe" charakterlich verändert?
Er ist schon um einiges ruhiger geworden und lässt sich nicht mehr auf alle krummen Sachen ein. Aber er kann immer noch blitzschnell und hellwach reagieren, wenn es darum geht, seine Interessen durchzusetzen.
Das Alter lässt einen Menschen also weiser werden?
Das wird zumindest allgemein behauptet. Als ich letztens beim WingTsun-Training meine Kräfte mit den jungen Kollegen gemessen habe, war ich mir da allerdings nicht mehr so sicher.
Macht es dir Spaß, gerade in der jetzigen Lebensphase deine Grenzen auszutesten?
Definitiv, denn man geht viel zu selten an sein eigenes Limit. Natürlich spürt man seine körperlichen Grenzen – aber ich kann noch locker mithalten mit den jüngeren WingTsun-Partnern. Und was man eventuell nicht mehr an Kondition hat, macht man durch den ein oder anderen Trick wieder wett! Ich finde es gerade im Alter wichtig, sich ständig neu herauszufordern.
Hast du diese Einstellung auch in Bezug auf die Schauspielerei?
Klar, sonst hätte ich nicht neben meinem Engagement bei "Sturm der Liebe" noch eine Theaterproduktion am Theater Halle mit meinem ehemaligen Schauspieljahrgang gestemmt. Ich habe den Eindruck, dass ich mit dem dem Alter immer besser geworden bin und dass ich den Beruf erst jetzt in seiner Gänze begreife.
Was ist deiner Meinung nach die größte Gefahr für einen Schauspieler, der bereits einige Berufsjahre hinter sich gebracht hat?
Lethargie und Routine. Man darf sich niemals auf seinen Lorbeeren ausruhen und alles als gegeben hinnehmen.
Die Angst vor der großen Zahl ist bei dir überhaupt nicht vorhanden?
Warum sollte sie? Ich bin gerade rundum glücklich: Ich habe eine mittlerweile erwachsene Tochter aus einer früheren Beziehung, einen Sohn aus meiner jetzigen Beziehung, eine tolle Frau, zwei Enkelkinder, einen Beruf, großen Spaß macht und ich bin gesund. Was will man mehr?
Das Interview mit Joachim Lätsch führte Lena Kettner für DasErste.de.
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