Interview mit Johanna Bönninghaus

Johanna Bönninghaus ist Lena Zastrow
Johanna Bönninghaus ist Lena Zastrow. | Bild: ARD/Ann Paur

DasErste.de: Johanna, wie schafft man es bei einem Fotoshooting, die ganze Zeit über ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht zu haben?

Johanna Bönninghaus: Zwischendurch muss man immer mal wieder zur Seite oder auf den Boden schauen und die Gesichtszüge entspannen. Danach kann man wieder ganz natürlich lächeln. Lächeln auf Kommando fällt mir gar nicht schwer, denn ich mache meinen Beruf ja auch schon eine Weile. Da lernt man das. Bei meinem ersten Fotoshooting war das natürlich noch nicht so. Da war ich viel aufgeregter.

Was ist Lena für ein Mensch?

Die Rolle der Lena ist sehr vielschichtig. Sie ist eine Frau mit Ecken und Kanten, die schon sehr viel erlebt hat. Lena fühlt sich schuldig am Tod ihres Bruders. Jahrelang wurde sie von ihrem Mann geschlagen und flieht schließlich vor dieser häuslichen Gewalt an den Fürstenhof. Trotzdem ist sie eine starke Frau, jedoch mit weichen und auch labilen Seiten. Mir gefällt an der Figur, dass sie sehr realistisch ist.

Wie eignet man sich so eine Rolle an?

Das dauert einfach seine Zeit. Im Moment übe ich mich als Schauspielerin darin, diese Figur für mich rund zu kriegen. Ich versuche, all diese Gegensätze in Lena so zu spielen, dass sie als Charakter glaubwürdig ist. Das ist eine große Herausforderung, die mir riesig Spaß macht.

Warst du für die Rolle der Lena bei einem Casting?

Ja, ich musste in zwei Szenen all die Emotionen spielen, die ungefähr in einer Handlung von drei Monaten enthalten sind. Liebe, Trauer, tiefe Verzweiflung und pure Freude. Beim sogenannten "Cold reading" habe ich zwei Seiten Text bekommen, ihn mir 15 Minuten anschauen können, und dann die Szene gespielt.

Was ist das, "Cold reading"?

Das ist eigentlich eine amerikanische Casting-Methode. Die Schauspieler wissen vorher nicht, was auf sie zukommt. Man bekommt also einen unbekannten Text in die Hand gedrückt. Was mir an dieser Methode gut gefällt ist, dass man da nichts faken kann. Man kommt quasi "nackt" zum Casting, kann die Rolle also nicht noch extra mit einem Coach vorbereiten. Man hat keine Zeit, lange darüber nachzudenken, wie man die Sache angeht.

Und wie erging es dir beim "Cold reading"?

Ich war so aufgeregt, dass ich es geschafft habe, in fünf Minuten die zwei Seiten Text auswendig zu lernen! Anscheinend hab ich meine Sache gut gemacht, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier. (Johanna lacht.)

Als Hauptdarstellerin einer Telenovela hat man ja ein enormes Arbeitspensum. Man muss Unmengen an Text lernen, am Set allzeit bereit sein und Kostüm- und Maskenbildnerinnen zupfen permanent an einem herum. Wie geht es dir damit?

Durch meine Hauptrolle bei "Rote Rosen", wo ich 2007 Franziska Lutter verkörpert habe, bin es schon gewohnt, zum Hauptcast einer Telenovela zu gehören. Und ehrlich gesagt bekomme ich das gar nicht mit, wenn zum Beispiel jemand von der Maske mir die Haare zurechtmacht, während ich mich mit dem Regisseur unterhalte. Man ist so auf seine Arbeit konzentriert, und das ist auch gut so. Den ganzen anderen Stress muss man ausblenden können, sonst wird man wahnsinnig. Ein Kollege von mir hat mal im Scherz gemeint, dass er langsam unter Verfolgungswahn leidet, weil egal, wo er am Set auftauchte, jemand schrie: "Da kommt er!" (Johanna lacht.)

Hast du schon etwas Besonderes bei "Sturm der Liebe" erlebt?

Lena, Robert und Lenas Mann
"Die Arbeit war sehr anstrengend, aber schauspielerisch auch etwas ganz Besonderes." | Bild: ARD/Ann Paur

Ja, eine Szene, in der ich entführt werde, war sehr krass. Ich saß stundenlang auf einem Stuhl in einer ganz kleinen Hütte, die etwas sehr Klaustrophobisches hatte – was der Szene sehr zugute kam. Die Arbeit war sehr anstrengend, aber schauspielerisch auch etwas ganz Besonderes.

Du bist für deine Rolle bei "Sturm der Liebe" extra von Köln nach München gezogen. Wie gefällt es dir hier?

München ist eine traumhaft schöne Stadt! Ich fühle mich hier sehr, sehr wohl. Im Sommer hab ich mich an die Isar gelegt und Texte gelernt. Und auf der Wiesn war ich auch schon – mit dem gesamten "Sturm der Liebe"-Team! Das war toll.

Was machst du, um dich vom stressigen Drehalltag abzulenken?

Ich gehe drei- bis viermal in der Woche an der Isar laufen. Das brauch ich einfach, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Ich versuche, das immer irgendwie dazwischen zu schieben. Und demnächst möchte mir ein Fitness-Studio suchen und dort Kurse belegen, zum Beispiel Yoga. Außerdem gucke ich sehr gerne amerikanische Serien wie zum Beispiel "Grey’s Anatomy" oder "King of Queens".

Liebe Johanna, vielen Dank für das Interview und noch viel Spaß bei "Sturm der Liebe"!

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