Samira El Ouassil spielt Sina Flock
"Am liebsten würde ich mal einen Mann spielen."
Wie empfindest Du nach Deinen bisherigen Film- und Theatererfahrungen die Arbeit bei einer Telenovela?
Da sehe ich zwei Dinge: Es ist spannend, erfrischend und ich arbeite mit sehr inspirierenden Menschen zusammen, was bei kreativer Arbeit extrem wichtig ist. Und, das muss ich echt zugeben – es ist sehr harte Arbeit! Der Arbeitsprozess ist hier extrem kondensiert. Das bedeutet, dass man bei einem Arbeitstag, der im Schnitt zehn Stunden dauert, permanent die Spannung und Konzentration hochhalten muss. Ich lerne dadurch extrem viel: emotional wie körperlich immer auf den Punkt zu sein, sofort da zu sein, wenn es nötig ist und sich nicht so viel mit sich selbst beschäftigen.
Wann bleibt denn da die Zeit, Deine Rolle zu reflektieren?
Anders als beim Theater, wo man eigentlich erst während des Arbeitsprozesses die Rolle erarbeitet, muss bei der Telenovela die Reflektion bereits beim Lernen der Rollen stattfinden. Als Schauspieler muss man sich bereits hier darüber klar werden, in welche Richtung man die Sache steuern will. Auch hier also: Auf den Punkt. Dem Regisseur muss man beim Dreh schon ganz konkrete schauspielerische Angebote machen können.
Gibt es eine Traumrolle für Dich?
Zuallererst einmal: ich hoffe ja insgeheim sehr, dass die Rolle der Sina Flock für die Schreiber des Drehbuchs so spannend ist, dass sie sie weiter ausbauen wollen. Das würde mir richtig, richtig Spaß machen. Abgesehen davon bin ich ohnehin ein absoluter Serien-Fan. Auch Ausstattungsserien wie "Die Tudors" oder "Borgia" finde ich großartig. In so einem Format könnte ich mich schon auch sehen. Am liebsten würde ich aber mal einen Mann spielen. Vielleicht einen Diktator.
Du hast den Abschluss Deiner Schauspielausbildung erst vor einem Jahr absolviert – und die Engagements scheinen ja prächtig zu laufen. Ganz nebenbei machst Du noch einen zweiten Master in Politik, Philosophie und Wirtschaft. Dürfen wir fragen, wie Dein Leben gerade aussieht?
Ich kann wirklich nicht meckern – ich sammle eifrig Drehtage und kann tatsächlich von der Schauspielerei leben! Und idealerweise gibt es für mich die Möglichkeit, einen berufsbegleitenden Master zu machen. Ich bin politisch sehr interessiert und wollte dieses Gebiet noch weiter vertiefen. Normalerweise machen diesen Master Leute, die in der Wirtschaft oder Politik tätig sind – ich mache ihn eben berufsbegleitend zu meinem Beruf als Schauspielerin.
Und nützt Du diese Qualifikation auch?
Ja. Zum Beispiel schreibe ich gerade ein Buch gemeinsam mit meinem Kollegen Dominic Boeer – eine Gesellschaftssatire, in der wir den Tugend-Furor unter die Lupe nehmen. Dabei streifen wir auf humorvolle Weise die Bereiche Sexismus, Gesundheit, Erziehung, Religion. Wie spötteln da zwar ein wenig – aber in Wahrheit geht es um die menschliche Tatsache, dass wir alle im Grunde richtig handeln möchten, es nur unter dem Einfluss von zahllosen Meinungen, Richtlinien und politisch korrekten Vorgaben manchmal nicht mehr sehen können, was richtig und falsch ist. Es gibt ja im Grunde keine guten und bösen Menschen, es gibt nur gute und böse Handlungen. Und das wollen wir auf unterhaltsame Art und Weise darstellen.
Liebe Samira, vielen Dank für das interessante Interview. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg!
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