Vergewaltigung – das Thema in "Sturm der Liebe"

Lili Gesler spricht über den Dreh von Elenas Geschichte

Wie reagiert Elena nach der Vergewaltigung?

Sie ist schwer traumatisiert, hat Albträume, große Angst und schämt sich. Ich glaube, das ist auch der Punkt, warum sich missbrauchte Frauen oft keine Hilfe holen. Sie fragen sich: Warum passiert das ausgerechnet mir? Vielleicht war es ja meine Schuld? Warum bin ich auch mit ihm ausgegangen?

Nils und Elena
Nils merkt, dass mit Elena etwas nicht stimmt. | Bild: ARD/Ann Paur

Vertraut sie sich denn niemandem an?

Die erste Woche nicht – wobei es so wichtig wäre, es denen zu erzählen, die man liebt. Ich glaube, man schafft es nicht alleine, über eine Vergewaltigung hinweg zu kommen. Es ist wichtig, dass die Familie oder enge Freunde eingeweiht sind. Klar kann keiner wirklich verstehen, wie schlimm eine Vergewaltigung ist, wenn er es noch nicht selbst erlebt hat. Aber Familie oder Freunde können für einen da sein, einem ihr Mitgefühl und ihre Liebe geben und Mut machen, sich mit den langfristigen Folgen der Vergewaltigung auseinander zu setzen – am besten wohl mit professioneller Hilfe durch einen Therapeuten.

Wie reagieren die Leute, nachdem Elena die Vergewaltigung eine Woche für sich behalten hat. Glauben sie ihr sofort?

Tanja kann es sich zunächst nicht vorstellen, da Christian ja ein Jugendfreund von ihr ist. Als sie Elena dann aber sieht, glaubt sie ihr sofort. Ich bin mir sicher: So etwas kann man nicht vorspielen.

Das stimmt: Der Anteil der Falschanschuldigungen nach Vergewaltigungen liegt anscheinend bei null bis einem Prozent. Was macht Elena aber gleich nach der Tat? Holt sie sich Hilfe, zum Beispiel bei einem Frauen-Notruf? Geht sie zum Arzt? Zur Polizei?

Nein, Elena ist ja eine Roma und hat Angst davor, dass man ihr bei der Polizei nicht glaubt. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, was ich selbst in der Situation tun würde. Es gibt sicherlich keine "richtige" Reaktion auf Vergewaltigung. Jede Reaktion ist angemessen und normal angesichts dessen, was die Frau durchgemacht hat. Aber ich weiß: Eine vergewaltigte Frau sollte so schnell wie möglich nach der Tat zum Frauenarzt gehen und sich wenn möglich vorher nicht waschen oder duschen – auch wenn das Bedürfnis danach sicher sehr stark ist. Dann sollte man die Vergewaltigung anzeigen – am besten direkt bei der Kriminalpolizei. Schließlich ist es nicht nur für einen selbst wichtig, dass der Vergewaltiger gefasst und bestraft wird. Man hat auch eine Verantwortung anderen Frauen gegenüber, dass ihnen nicht das Gleiche passiert. Übrigens hat man das Recht, von einer Vertrauensperson begleitet und von einer weiblichen Beamtin vernommen zu werden.

Was glaubst Du, sollte man sonst noch tun?

Vergewaltigung ist ein sehr schlimmes Gewaltverbrechen. Es braucht sicherlich viel, viel Zeit, zu lernen, damit umzugehen. Vergewaltigte Frauen denken sich anscheinend oft: "Ich bin nicht wert, geliebt zu werden." Aber wir sind alle wert, geliebt zu werden! Meiner Meinung nach kann nur Liebe heilen. Liebe deiner Familie, deiner Freunde. Ich bin mir sicher: Das Wichtigste ist, dass man mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine ist.

Liebe Lili, vielen Dank für das Interview.

Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Annette Wild.

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