Charlotte und Julius: Liebe kennt keine Grenzen
Interview mit Mona Seefried und Michele Oliveri
Wird es im Alter für Schauspieler nicht immer unangenehmer, körperlich so nah mit einem Kollegen arbeiten zu müssen? Ist es in der Jugend nicht einfacher, jemand anderen vor der Kamera zu küssen?
Mona: Gar nicht. Im Gegenteil! Als junger Schauspieler hat man viel mehr Angst, etwas falsch zu machen, zum Beispiel beim Küssen. Natürlich kommt es auch immer sehr auf den Partner an. Michele und ich verstehen uns einfach und arbeiten gut miteinander. Diese Liebesbeziehung ist auch eine große Herausforderung für uns Schauspieler. Wir strengen uns sehr an, die Emotionen der beiden Figuren und ihre Beziehung zueinander authentisch rüberzubringen. Es ist schön, an so etwas gemeinsam arbeiten zu können. Außerdem freue ich mich, dass ich als nicht mehr ganz junge Schauspielerin Gelegenheit habe, zu arbeiten. Die Angebote für ältere Schauspielerinnen werden immer rarer.
Michele: Die gemeinsame Arbeit funktioniert wirklich sehr gut. Wir gehen die Texte zusammen durch und verändern sie sogar. Oft lassen wir Text auch einfach weg und schauen uns stattdessen nur in die Augen. Es geht uns viel um Blicke, Berührungen, Pausen. Lieber sprechen wir weniger und zeigen dafür mehr Emotionen.
Mona: Das passiert nicht oft, dass man einen Spielpartner hat, mit dem das so gut klappt. Mit Michele ist es sehr entspannt. Ich muss beim Spielen nicht nachdenken und vertraue ihm einfach.
Michele, du hast am Anfang gesagt, dass ältere Menschen nicht mehr so mit der Liebe hadern und sie unbeschwerter ausleben. Warum ist das deiner Meinung nach so?
Michele: Weil die Qualität der Beziehung zwischen Menschen im Alter eine ganz andere ist. Wir machen nicht mehr so ein Trara um alles. Wir schauen ganz anders in die Zukunft. Unsere Dimensionen von Zeit sind doch ganz andere. Die Zeit hat einen anderen Stellenwert für uns bekommen, die Liebe dadurch auch. Wir wollen genießen, lieben, jetzt und hier, denn vielleicht haben wir ja nur noch 20, 25, vielleicht viel weniger Jahre zu leben.
Liebe Mona, lieber Michele, vielen Dank für das Interview.
Kommentare