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Weltspiegel

JAPAN: Herr Oouchi hat überlebt: Hiroshima und Fukushima:

Autor: Philipp Abresch / ARD Tokio

Wenn Saichi Oouchi aus dem Fenster schaut, sieht er Menschen mit Schutzmasken - falls sich überhaupt Personen im Freien aufhalten. Der 81Jährige lebt im Pflegeheim von Iitate. Der Ort, 40 Kilometer vom Atomkraftwerk Fukushima entfernt, gilt als radioaktiv verseucht. Ende Mai wurde Iitate vollständig evakuiert - bis auf das Pflegeheim. Den alten Menschen wollte niemand mehr einen Umzug zumuten, schon gar nicht Herrn Oouchi: Es ist das zweite Mal, dass seine Heimat verstrahlt wurde. Vor 66 Jahren erlebte Herr Oouchi den Atombombenabwurf von Hiroshima, dort musste er bei den Aufräumarbeiten helfen. Dieses Wochenende gedenkt Japan der Atombombenopfer. Nach Fukushima ist es aber kein Jahrestag wie viele andere zuvor.

RUANDA: Wellblech und Internet - Vision 2020: Autor: Werner Zeppenfeld / ARD Nairobi

Nicht weit von den Hungerzentren Ostafrikas hat Ruandas Präsident Paul Kagame seinem Achtmillionen-Volk einen „Tigersprung" in die Zukunft verordnet. Darin haben selbst die letzten traditionellen Strohhütten keinen Platz mehr. Auf dem Land wird der Fortschritt stattdessen jetzt mit Wellblech zusammengenagelt, in der Hauptstadt werden Wolkenkratzer hochgezogen und Glasfaserkabel in den Untergrund verbuddelt. Mit Hilfe des Internets will Ruanda seine Armut überwinden und Kigali - sauberer als jede deutsche Großstadt - soll nach der Vision 2020 zum Technologie- und Dienstleistungszentrum Ostafrikas werden.

INDONESIEN: Das letzte Raucherparadies?: Autor: Robert Hetkämper / ARD Singapur

Kranke werden in der Klinik „beraucht", besser sollten sie sogar selber rauchen - ihrer Gesundheit zuliebe. Und dass die Kreteks, mit Nelken versetzte Zigaretten, ganz fabelhaft bei Halsleiden helfen, das wird wohl bald eine medizinische Studie belegen, die von der Regierung in Jakarta finanziert wird: Bizarre Heilmethoden, die aber auch in Indonesien eher Ausnahme sind. Indonesien ist eines der letzten Raucherparadiese: Zwei Drittel der Männer qualmen was das Zeug hält, knapp zehn Millionen Menschen sind von der Tabakindustrie abhängig. Und jetzt mischen auch die großen Tabakkonzerne aus den Vereinigten Staaten mit, denn dort rauchen immer weniger Menschen. Umsatz und Gewinn werden von den US-Multis jetzt in sogenannten „Zukunftsmärkten" wie Indonesien gemacht.

MAROKKO: Die Zedernmafia vom Atlas-Gebirge: Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid

Mächtige Zedern wachsen im Atlasgebirge, uralt, bis zu 50 m werden sie hoch und sie duften würzig. Noch ist es der größte Bestand im Mittelmeerraum, doch organisierte Holzdiebe verdienen gut am Raubbau. Damit die staatlichen Forstaufseher wegschauen, wird im großen Stil bestochen: Förster, Polizisten, Politiker. Widerstand gegen die illegale Abholzung leisten nur wenige, zum Beispiel Mustafa Hafid. Annekarin Lammers ging mit dem mutigen Förster auf Zedern-Patrouille im Mittleren Atlas.

GUATEMALA: Menschenversuche an Indios: Autor: Stefan Schaaf / ARD Mexiko

Die Bauern Federico Ramos Meza und Manuel Gudiel dienten gerade in der guatemaltekischen Armee, als sie 1946 in ein US-Krankenhaus abkommandiert wurden. Dort wurden ihnen ohne Einverständnis und Erklärung Spritzen verabreicht, und damit begannen die "Experimente des Teufels", wie Ramos sagt. Es klingt unglaublich, ist aber wahr. Kurz nach dem Ende der Nazizeit führten US-Amerikaner Experimente an Menschen durch, die man nur bei Josef Mengele und seinen Kollegen für möglich gehalten hätte. Zwischen 1946 und 1948 infizierten amerikanische Ärzte in Guatemala mehrere tausend Menschen: Soldaten, Gefangene, Prostituierte und auch Kinder, mit Syphilis und Gonorhoe um die Wirksamkeit des gerade entdeckten Penicillins zu testen. Die Opfer litten ihr Leben lang an Krankheiten, einige sind erblindet, die meisten von ihnen mittlerweile verstorben. Aufgedeckt hat diesen ungeheuerlichen Skandal kürzlich die amerikanische Medizinhistorikerin Susan Reverby. ARD- Korrespondent Stefan Schaaf hat Überlebende dieser Menschenversuche in den Bergen Guatemalas aufgespürt und berichtet über deren späten Kampf für Gerechtigkeit.

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Bayerischer Rundfunk
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