Mo., 15.08.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
zur Beobachtung: Krawalle in Großbritannien - außerdem:
Syrien: Undercover in Damaskus - Besuch bei den Demonstranten:
In Baschar Al Assads Syrien tobt ein Volksaufstand, den der Machthaber mit Hilfe des Militärs blutig niederschlagen lässt. Unabhängige und überprüfbare Informationen sind so gut wie nicht verfügbar, insbesondere ausländische Journalisten werden an der Arbeit gehindert. Zwei britischen Reportern ist es jedoch gelungen, sich ins Land zu schmuggeln und eigene, vom Regime nicht geduldete Eindrücke zu sammeln - ein gefährliches Unterfangen. Überraschende Erkenntnis: Auf all den Internet- Videos der Auseinandersetzungen sind meist nur Männer zu sehen, doch es gibt auch viele Frauen, die sich nicht verstecken, ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen, sich mutig dem Protest anschließen.
Autoren/Quellen: CH4, Sue Lloyd-Roberts (BBC), Dt. Bearb.: Stefan Niemann
Indonesien: Wie im Rausch - Goldene Zeiten auf Lombok: In Sekotong, einer Provinz auf der Insel Lombok, haben sich die guten Nachrichten schnell rumgesprochen: Goldpreis auf Rekord-Niveau. Für Iin und Adong, zwei Männer aus Java, ein Grund mehr, hier vom großen Geld zu träumen. Vor drei Jahren schon haben sie Frau, Kinder und das Heimatdorf verlassen. Seitdem buddeln sie sich jeden Tag tiefer in provisorischen Stollen in die Erde. Ganze Zeltstädte sind entstanden. Hunderte Männer schuften hier. Im Stein steckt der Schatz, das kostbare Gold. Der Job ist illegal und lebensgefährlich. Doch beim Katz-und-Maus-Spiel um die Schließung der Minen haben die Behörden bisher noch immer verloren. In den Hinterhöfen der umliegenden Dörfer knattern die Maschinen - eine kleine Umweltkatastrophe auf jedem Grundstück. Denn um das Gold zu gewinnen, wird Quecksilber eingesetzt. Das verseuchte Wasser wird einfach abgelassen - mit nicht absehbaren Konsequenzen. Doch kritische Stimmen sind selten zu hören. Denn fast jeder profitiert vom Goldrausch. Die einzigen, die rummeckern, sind die Goldeinkäufer. Einer von ihnen ist Maksud. Er kauft pro Tag bis zu fünf Kilo Gold von den Goldgräbern. Doch seine Gewinnspanne sei geschrumpft, stöhnt er. Denn selbst der dümmste Goldgräber habe inzwischen ein Handy und kenne ganz genau den aktuellen Goldpreis.
Autor: Norbert Lübbers, ARD-Studio Singapur
China: Tricksen, tarnen, täuschen - Vom Umgang mit tödlichen Unglücken: Nach dem schweren Zugunglück im chinesischen Wenzhou gerät die amtliche Informationspolitik ins Kreuzfeuer der Kritik. Nicht nur die Angehörigen der 40 Toten glauben den Behörden nicht. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Und die staatlichen Stellen wollen durch Zensur die Debatte am liebsten im Keim ersticken. Daneben sollen mit Entschädigungszahlungen die trauernden Angehörigen zum Schweigen gebracht werden. Doch die Zweifel im Volk wachsen, der Verdacht: Die wahnsinnig ehrgeizigen und rücksichtslosen Ausbaupläne der Behörden führen zu Fehlern, die nun vertuscht werden müssen. Bereits Anfang des Jahres war der Chef des Eisenbahnministeriums wegen Korruptionsverdachtes verhaftet worden. Jetzt diskutiert das ganze Land, ob korrupte Kader an Sicherheitstechnik gespart haben. Eine Gegenöffentlichkeit entsteht - und das Internet hilft: Fast eine halbe Milliarde Menschen können heute in China online kommunizieren. 195 Millionen haben einen eigenen sogenannten ?Microblog', die chinesische Version von Twitter. Twitter selbst ist hier verboten. Die beliebten Microblog-Seiten werden zwar auch zensiert, aber wegen der Fülle der Informationen können die staatlichen Zensoren gar nicht so schnell löschen, wie die Blogger schreiben. Der virtuelle Raum entwickelt sich zusehends zu einer Gefahr für das autoritäre Regime.
Autorin: Christine Adelhardt, ARD-Studio Peking
Südkorea: Angst vorm Feind - Die Armee der Hausfrauen: Der pinke Nagellack passt nicht so richtig zur Camouflage-Uniform, der Lippenstift unterm Gefechtshelm, na ja ... Ohnehin sitzt der schief auf dem Kopf, weil ein bisschen groß. Am Stadtrand von Südkoreas Hauptstadt Seoul trainiert, wer sich wappnen will für die Invasion aus dem gefürchteten Norden: Jungen und Mädchen zwischen 14 und 18, manchmal auch ein paar Hausfrauen oder Vorruheständler. Gastgeber ist die ?3. Special Forces Brigade' - eine Eliteeinheit der südkoreanischen Armee. Zwei Wochen lang trainieren die harten Kämpfer den Nachwuchs: Abseilen vom Hubschrauber, Gymnastik unter Tränengas, Schlauchbootfahren - dazwischen immer wieder Liegestütze für alle, die ihre Ohren nicht gewaschen haben. Mancher humpelt auf Ringelsocken zurück auf die Stube. Aber wer hier überlebt, wird den nächsten Artillerieangriff aus dem Norden sicher locker wegstecken.
Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio
USA: Polit-Kirmes - Republikaner zwischen Treckern und Mais: Der Wahlkampf für das Amt des US-Präsidenten im nächsten Jahr ist eröffnet, erstes Highlight: Die ?Straw Poll' der Republikanischen Partei in der 60.000 Einwohner-Stadt Ames im Bundesstaat Iowa. ?Straw Poll' lässt sich frei mit ?Meinungsumfrage' übersetzen, und weil der Bundesstaat im Mittleren Westen landwirtschaftlich geprägt ist, ist das Schaulaufen der Kandidaten angesiedelt auf Jahrmarktniveau, irgendwo zwischen Parteitag und Kirmes. Da machen Polit-Stars wie die Tea Party-Kandidatin Michele Bachmann eigene (nicht ganz billige) Redner-Buden auf, rühren die Werbetrommel und versuchen, ihre Anhänger von sich zu überzeugen. Und nach der Abstimmung - 2007 beteiligten sich knapp 15.000 Reps - mit Stempel auf dem Handrücken und Daumenbad in Tinte gibt's Plausch, Grillgut und Musik. Das alles hört sich an wie Folklore, ist aber politisch nicht unbedeutend: Die ?Straw Poll' in Iowa ist profilschärfend, dem Gewinner winken weitere finanzielle Wahlkampfzuwendungen und: Seit ihrer Einführung haben es hier zwei der fünf Abstimmungssieger auch bis zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten gebracht.
Autorin: Hanni Hüsch, ARD-Studio Washington
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