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Eigenwahrnehmung des Körpers: So entwickelt sie sich im Menschen

Baby läuft
Der aufrechte Gang ist eine sensomotorische Höchstleistung.  | Bild: WDR

Im Alter von etwa einem Jahr stehen Kleinkinder vor einer gewaltigen Herausforderung. Sie müssen eine Art sensomotorisches Wunder vollbringen, das einzigartig unter allen Lebewesen ist: den aufrechten Gang. Dieser wäre ohne einen hochentwickelten 6. Sinn nicht möglich.

Der aufrechte Gang: eine sensomotorische Höchstleistung!

Wenn wir auf zwei Beinen stehen, liegt unser Körperschwerpunkt oberhalb der Beine. Wir drohen ständig umzufallen. Sich in dieser Position auch noch nach vorne zu bewegen, erfordert eine komplexe Körperkoordination, denn die Schwerkraft arbeitet beim aufrechten Gang gegen uns. Je intensiver Kinder das Laufen üben, umso sicherer werden sie schließlich. Sie verinnerlichen die sensorischen Signale aus dem Bewegungsapparat, und in ihrem Gehirn bilden sich neue Verknüpfungen. All das ist auch Voraussetzung dafür, auf Störungen dieses elementaren Bewegungsablaufs reagieren zu können – ohne zu stürzen und sich zu verletzen, etwa wenn wir stolpern oder angerempelt werden.

Rennen, fangen, werfen – Erlernen dauert Jahre

Frisbeespieler fängt Frisbee in der Luft
Erst im jungen Erwachsenenalter ist der 6. Sinn beim Menschen voll ausgebildet. | Bild: WDR

Nachdem Kinder das Laufen gelernt haben, dauert es noch einmal mehrere Jahre, bis sie auch gut rennen können. Der Grund: Beim Rennen heben wir buchstäblich ab! Flugphasen, in denen kein Fuß mehr den Boden berührt, müssen in den Bewegungsablauf integriert werden. Das ist nur dann möglich, wenn der 6. Sinn einwandfrei funktioniert – eine Voraussetzung für viele Sportarten.

Kommt dann die Interaktion mit einem Sportgerät dazu, sind die Anforderungen noch größer. Denn die Position des eigenen Körpers im Raum muss mit der Bewegung des Gegenstands abgeglichen und koordiniert werden. Es ist daher nicht überraschend, dass Kinder erst im Alter von vier bis fünf Jahren gut fangen und werfen können. Das Spiel mit einem Frisbee etwa ist besonders komplex. Denn anders als bei einem Ball zum Bespiel, der nach einer typischen Flugkurve zu Boden fällt, gleitet das Frisbee über eine längere Strecke hinweg, rotiert, und hat kaum berechenbare Flugbahnen.

Der 6. Sinn ist erst bei jungen Erwachsenen in Bestform

Erst im jungen Erwachsenenalter ist der 6. Sinn beim Menschen voll ausgebildet. Das zeigt sich zum Beispiel bei Probanden unterschiedlichen Alters, die mit geschlossenen Augen laufen und die Füße dabei immer so voreinander setzen müssen, dass sich Ferse und Zehen berühren. Vielen Teenagern fällt das noch schwer: Sie haben Probleme, das Gleichgewicht zu halten. Mit Anfang 20 meistern die Probanden diesen Test aber in der Regel fehlerfrei.

Autor: Florian Breier (WDR)

Stand: 02.02.2022 14:59 Uhr

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