Gespräch mit David Kross

Sam (David Kross) auf der Flucht vor der Polizei.
Sam auf der Flucht vor der Polizei. | Bild: NDR/Hamster Film GmbH

Kannten Sie die Buchvorlage von Mirjam Mous, bevor Sie die Hauptrolle in "Boy 7" übernahmen?

Interessanterweise kannte ich das Cover: Mein jüngerer Bruder hat den Roman gelesen, und er stand sehr prominent in seinem Bücherregal. Ich habe mich aber zunächst nur auf das Drehbuch konzentriert.

Was hat Sie von dem Projekt überzeugt?

"Boy 7" ist mein erster Thriller. Irgendwo aufzuwachen und nicht mehr zu wissen, wo und wer man ist: Diese Ausgangssituation fand ich rasend spannend. Und ich wollte unbedingt mit Özgür Yildirim zusammenarbei- ten. "Chiko" und "Blutzsbrüdaz", seine ersten beiden Filme, haben mir sehr gefallen. Dieselbe Authentizität wollten wir auch in "Boy 7" erreichen. Özgür kennt sich bestens mit Filmen und Filmgeschichte aus, und seine Leidenschaft überträgt sich. Zu jeder Szene fiel ihm eine Referenz ein, und ich notierte mir fleißig sämtliche Titel der Filme, die ich mir ansehen sollte. Einen Genrefilm wie "Boy 7" in Deutschland zu realisieren ist ein mutiges Experiment. Ich bin stolz auf das Ergebnis und sehr gespannt auf die Reaktionen. Und ich bin sicher, dass "Boy  7" mit der internationalen Konkurrenz mithalten kann.

Können Sie Ihre Rolle kurz beschreiben?

Ich spiele den Computerfreak Sam, der seine Mutter bei einem Unfall verloren hat und seitdem bei seiner Tante lebt. Als Sam das Computersystem seiner Schule hackt und Noten manipuliert, wird er erwischt und in ein Resozialisierungsprogramm gesteckt, das mysteriöse Institut X. Dort wird aus Sam "Boy 7". Und damit beginnt die eigentliche Geschichte.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

In erster Linie habe ich Computer-Nerds beobachtet; wie sie sich verhalten, ihren Gesichtsausdruck vor dem Bildschirm und natürlich ihre "Fachsprache". Ich selbst bin nämlich kein Crack. Das einzige Computergame, das ich gelegentlich mit Freunden spiele, ist "FIFA". Damit ich als Sam glaubhaft wirke, habe ich mich sogar mehrfach mit einem Hacker getroffen, der mir erklärte, wie das im Großen und Ganzen funktioniert. Aber das ist ja nicht der Schwerpunkt des Films. Sam hat sein Gedächtnis verloren und muss sein ganzes Leben rekonstruieren. Da es in "Boy 7" so viele Zeitsprünge gibt, habe ich eine chronologische Liste der Ereignisse angelegt, damit ich mich zurechtfinde: Wo steht Sam an diesem Punkt in der Story, wie viel weiß er jetzt? Befinden wir uns in der Gegenwart oder in der Vergangenheit? Welche Rückblende kommt als nächste? Das war meine eigentliche Vorbereitung auf den Film.

Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?

Wir hatten fast 80 Prozent Nachtdrehs, das war für mich eine neue Erfahrung. Irgendwann wusste ich nicht mehr, ob ich gerade aufgewacht oder eingeschlafen bin, ob der Dreh beginnt oder zu Ende ist. Da lagen schon mal die Nerven blank, aber unser Team ging sehr rücksichtsvoll miteinander um. Wir standen unter großem Zeitdruck und haben enorm viele Einstellungen pro Tag gedreht. Aber gerade bei einem Film wie "Boy 7" ist es natürlich wichtig, viel Auswahl und später im Schnitt entsprechend viele Möglichkeiten zu haben. Ein Thriller muss Tempo vorlegen und einen Sog entwickeln, der die Zuschauer mitreißt, so dass sie die Zeit vergessen und überrascht sind, wenn der Film plötzlich vorbei ist. Ich hoffe, dass uns das gelungen ist.

Was war bei diesem Film sonst noch neu für Sie?

Da gab es einiges. Nehmen wir gleich die erste Szene, in der Sam im U-Bahn-Schacht zu sich kommt und nicht weiß, wo er ist: Darin trage ich die Kamera auf der Schulter, so dass man nur meine ausgestreckten Arme und Hände sieht – eine Perspektive wie in einem Egoshooter-Computerspiel. Und ich hatte noch nie zuvor unter Wasser gedreht. Man sieht nichts, auch nicht das Gegenüber – in diesem Fall Emilia Schüle –, muss aber so tun, als sähe man den anderen so klar wie die Kameralinse, die alles deutlich zeigt. Das war nicht ganz einfach, hat aber großen Spaß gemacht. Das ist vielleicht sogar meine Lieblingsszene in "Boy 7": Sam hat Angst vor tiefem Wasser, seit seine Mutter ertrunken ist, als sie ihm das Schwimmen beibringen wollte. Also taucht Lara mit Sam zusammen und gibt ihm von Mund zu Mund Luft. Das ist der Beginn ihrer Liebesgeschichte.

Hatten Sie noch weitere Stunts?

Ich musste vor allem viel rennen. Also habe ich vor den Takes zig Strecksprünge gemacht, um entsprechend außer Atem zu sein. Insofern waren die Dreharbeiten ein super Training für mich!

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