Aylin Tezel im Interview
Aylin Tezel spielt Delphine
Zirkusartistin, Halbwaise aus Hamburg: Delphine ist in der Zirkusarena aufgewachsen und hat gelernt, für sich zu kämpfen. Sie wandert mit ihrem alkoholsüchtigen Vater nach Amerika aus, um dort neu anzufangen. Doch vor allem sehnt sie sich nach jemandem, der ihr Halt und Sicherheit gibt. In dem Lakota Cyprian findet sie einen neuen Auftrittspartner und in der bodenständigen Eva Waldvogel eine Freundin. Doch ausgerechnet zu Evas Mann Fidelis fühlt sich Delphine immer stärker hingezogen.
Interview mit Aylin Tezel
Historischer Film, Familienepos, Auswandererdrama: Was ist „Der Club der singenden Metzger“ für Sie? Und was hat Sie an dem Projekt überzeugt?
Als Erstes liest man ein Drehbuch natürlich auf die Rolle hin, für die man angefragt ist. Für mich war es also zunächst Delphines Geschichte, in die ich beim Lesen eingetaucht bin. Diese junge Frau hat mich beeindruckt mit ihrem Mut, ihrer Heimat und einem bedrückenden Leben zu entfliehen, ohne Sicherheiten und ohne Unterstützung, ohne wirklichen Plan. Ihre Hoffnung darauf, in der Fremde endlich ihre Sehnsucht nach einem Zuhause stillen zu können, hat mich berührt.
Sie haben eine deutsche Mutter und einen türkischen Vater, leben aktuell in Berlin und London. Wie wichtig ist Ihnen Heimat und was bedeutet es für Sie?
Heimat verbinde ich weniger mit einem Ort als vielmehr mit Menschen, mit denen ich in Liebe verbunden bin. Meine Familie und meine engen Freunde geben mir ein Gefühl von Heimat, viel mehr, als das Straßennamen, Städte oder Länder jemals könnten.
Wie würden Sie Delphine beschreiben? Was hat Sie daran gereizt, diesen Charakter zu verkörpern?
Delphine verspürt eine große Sehnsucht in sich, das ist ihr stärkster Antrieb. Sie sehnt sich nach einem Zuhause und einer Form von Ankommen. Delphine hat gelernt, ihre Gefühle hintanzustellen, um auf ihren Vater aufzupassen und sich und ihn zu versorgen. In ihrer Beziehung haben sich die Rollen vertauscht – Robert ist Alkoholiker und Delphine muss sich um ihn kümmern wie um einen kleinen, verlorenen Jungen. Sie hat also auf eine pragmatische Art gelernt, das Leben anzupacken. Trotzdem steckt in ihr natürlich auch die Künstlerin, die die Zirkusluft gewohnt ist, die Musik und die Träumerei. Sie kommt zwar aus einer lauten Welt des Entertainments, aber für mich hat Delphine vor allem eine sehr stille Kraft. Sie behält viele ihrer Gefühle für sich, steht mit klopfendem Herzen vor dem Mann, den sie liebt, aber kann sich nicht ausdrücken.
Sie haben neben der Schauspiel- auch eine Tanzausbildung. In der Rolle der Artistin Delphine beweisen Sie zudem großes akrobatisches Talent. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Die akrobatischen Elemente unserer Zirkusperformance und die Clown-Nummer waren eine super Herausforderung für mich. Ich fand es sehr schön, für eine kurze Zeit die Ahnung eines Zirkuslebens zu bekommen. Vladimir und ich haben mit echten Artisten trainiert und es hat Spaß gemacht, nach und nach sicherer zu werden in den Kunststücken. Mich körperlich auszudrücken habe ich durch den Tanz ja schon früh gelernt und so fühlte es sich fast nach einem Zuhause an, das gemeinsame Trainieren, Aufwärmen, Stretchen.
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