"Die Authentizität der ganzen Darsteller hat mich sehr berührt"
Fragen an Inge Sargent
Sie hatten bereits Gelegenheit, sich den Film anzuschauen. Welche Szene empfinden Sie als besonders authentisch?
Ich fand die Marktszenen und das Dorfleben, den Dschungel, die Reisfelder sehr authentisch. Ebenfalls das Wasserfest, das wirklich einmalig war. Man kann sich hier überhaupt nicht vorstellen, wie so etwas zu einem Fest wird. Einige Szenen haben mich wirklich berührt, nicht nur eine, sondern mehrere. Vor allem die Abschiedsszene von Inge und Sao am Flugplatz von Lashio. Sehr gut gespielt! Es hat mich wirklich sehr bewegt, weil ich mich an alles erinnert habe. Auch das Tanzen der beiden, das war so typisch damals. Und die Szene, wie Inge Hsipaw verlassen hat, war sehr, sehr bewegend.
Wie gefallen Ihnen die Hauptdarsteller?
Daweerit Chullasapya war würdevoll und ideal, er hat mich sehr an Sao erinnert. Beide waren einzigartig! Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderes besser gewesen wäre. Sehr beeindruckt bin ich auch von Maria Ehrich – vor allem von ihrer Schönheit und der Art und Weise, wie sie sich in die ganzen Situationen eingelebt hat. Auch die anderen Schauspieler waren erste Klasse. Die Authentizität der ganzen Darsteller hat mich sehr berührt. Es waren wirklich Shan-Leute, nichts wirkte künstlich.
Wie fremd war Ihnen Burma eigentlich vor Ihrem großen Umzug?
Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Ich wusste nur, dass es dieses Land gibt, und hab’ eigentlich nichts erwartet. Was mich wirklich sehr bewegt hat, als ich dort ankam – zuerst in Rangun, dann Hsipaw – war die Freundlichkeit der Leute. Und dann die Farbenpracht ihrer Kleidung. Die ganze Umgebung, alles war farbig und irgendwie positiv und froh. Wir sind im Dezember angekommen und in dieser Zeit war es nicht so heiß. Diese andere Kultur war mir gar nicht fremd, und ich habe mich deshalb sehr schnell eingelebt. Mir kam es vor, als wenn ich dort schon einmal gewohnt hätte. Es war nichts Neues, das Essen, die Menschen, die Tradition, die Sitten und Gebräuche, alles kam mir ganz normal vor.
Wenn Sie an den Militärputsch zurückdenken, empfinden Sie heute noch Zorn über das Unrecht und Verbrechen an Ihrer Familie, zumal die Regierung auf Ihre Briefe und die Briefe Ihrer Töchter nicht reagiert?
Ja. Wir schreiben immer noch, und zwar jedes Jahr im März, zum Todestag von Sao. Im März 1962 wurde er umgebracht. Anfangs habe ich geschrieben, jetzt schreiben unsere Töchter Mayari und Kennari an das Regierungsoberhaupt in Burma, denn wir möchten endlich alles wissen. Wir möchten, dass die Regierung die Verantwortung dafür übernimmt, dass das burmesische Militär Sao verschleppt hat und er dann verschwunden ist. Also, dass er getötet wurde. Sie schreiben jedes Jahr an das Regierungsoberhaupt, das ja inzwischen gewechselt hat. Aber es kam noch nie eine Antwort. Sao ist der einzige der bekannten Politiker oder Staatsmänner, für den sie die Verantwortung noch nicht übernommen haben – und das verlange ich. Das verlangen unsere Töchter und ich, dass man zugibt, was passiert ist.
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