"Sie spürte irgendwie, dass sie zu etwas Größerem geboren ist"
Fragen an Maria Ehrich
Hatten Sie Kontakt zur echten Inge Sargent?
Sie lebt ja jetzt in Amerika, und ich hatte leider nicht die Zeit, dorthin zu fliegen, um sie persönlich kennenzulernen. Ich habe aber fest vor, sie zu besuchen. Stattdessen hatten wir sehr netten E-Mail-Kontakt und ich habe viel Zuspruch von ihr bekommen. Andererseits wollte ich mich für die Rolle nicht zu sehr beeinflussen lassen, sondern meine eigenen Vorstellungen verwirklichen. Es war für mich schon etwas Besonderes, jemanden zu spielen, der das alles wirklich erlebt hat. Aber ihr wirklich persönliche Fragen zu stellen, habe ich mich, ehrlich gesagt, nicht getraut – da gibt es sicher noch Wunden.
Hatten Sie schnell einen Draht zu Ihrer Rolle als Inge, die ja damals ungefähr so alt war wie Sie?
Ja, ich war total fasziniert von ihr und ihrer Geschichte. Eine junge Frau im Kärnten der Nachkriegszeit, die sehr genau wusste, was sie wollte, und wohl irgendwie spürte, dass sie zu etwas Größerem geboren ist. Das hat mich alles sehr beeindruckt: ihr Mut, ihre Intelligenz, ihr Humor und auch, wie fortschrittlich sie schon damals in ihrem Denken war und wie viel Gutes sie in ihrem Land bewirkt hat. Sie war hundertprozentig die perfekte Frau dafür. Aber ich glaube, an ihrer Stelle hätte ich Burma schon früher verlassen, als die politische Situation immer brenzliger wurde. Obwohl es natürlich eine sehr schwere Entscheidung ist.
Dreharbeiten in einem fremden Land, ein historischer Filmstoff – welche Eindrücke haben Sie mitgenommen?
Ganz viele und ganz unterschiedliche. In Österreich hatten wir mit einem 17-köpfigen Team gedreht. In Thailand standen wir einem gefühlt 300-köpfigen Team gegenüber, denn es war jeweils für unterschiedliche Distrikte zuständig. Das Team war total nett und lieb. Am 1. Advent haben sie tatsächlich für uns Entenbrust mit Rotkohl und Klößen gekocht. Wir waren total baff! Keine Ahnung, woher sie die Zutaten hatten, aber das Essen war der Hammer und tröstete uns ein bisschen, weil wir in der Zeit natürlich unsere Familien vermisst haben. Den größten Teil haben wir in Thailand gedreht und zwei Tage in Myanmar.
War das Ihr erster Besuch dort?
Ja, und mir ist aufgefallen, dass Inge Sargent dort noch immer sehr verehrt wird. Die Augen der Menschen glänzen, wenn sie sich an sie erinnern. Zusammen mit Daweerit Chullasapya, der den Sao spielt, bin ich nach Hsipaw gefahren und habe einen völlig verrückten Tag erlebt. Wir haben jemanden kennengelernt, dessen Eltern noch im Palast gearbeitet haben, und sind auch zum Palast gefahren, der mittlerweile leider ziemlich verkommen aussieht. Ein Cousin von Sao ist jetzt der Besitzer. Zur Erinnerung an die Zeit habe ich ein paar Sonnenblumen mitgebracht, die wie große Butterblumen aussehen und intensiv nach Honig duften. Meine Wohnung riecht noch immer danach.
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