Di., 03.10.17 | 03:50 Uhr
Das Erste
Frau S. will sterben – Wer hilft am Lebensende?
Frau S. ist 78 Jahre alt und "multimorbid", wie Ärzte das nennen. Zeit ihres Lebens litt sie unter den Folgen einer damals noch nicht behandelbaren Kinderlähmung. Jetzt im Alter wird ihr das Leben mehr und mehr zur Last. Einfachste Verrichtungen sind ihr nicht mehr möglich, ihr Körper macht nicht mehr mit. Das Leben sei für sie nur noch eine Qual, sagt sie und hat beschlossen, ihm selbstbestimmt ein Ende zu setzen. Sie will es jetzt tun, bevor ihre Kräfte weiter nachlassen und sie unter Umständen den Becher mit dem Schlafmittel und der tödlichen Substanz nicht mehr selbst trinken kann. Ihr Wunsch sei unerschütterlich, nichts könne sie davon abbringen, sagt sie. Ihr Sohn ist der einzige, der ihr dabei helfen kann.
Das Gesetz schafft keine Klarheit
Ende 2015 beschloss der Deutsche Bundestag das "Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung". Aktivitäten von Sterbehelfern werden in Deutschland dadurch unmöglich gemacht. Auch Ärzte, die bei einem solchen Suizid helfen, laufen Gefahr, sich strafbar zu machen. Eigentlich sollte mit dem Gesetzt Rechtsklarheit geschaffen werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ärzte und Juristen äußern massive Kritik: Das Gesetz treibe schwerstkranke Menschen wie Frau S. und deren Angehörige in entwürdigende Situationen. Mittlerweile liegen mehrere Verfassungsklagen gegen das neue Gesetz vor.
Wer hilft am Lebensende? Sollen Patienten mit schwersten Leiden nicht doch die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen dürfen beim selbstbestimmten Ende? Der Film von Ulrich Neumann und Sebastian Bösel zeigt, dass diese Fragen immer noch nicht zufriedenstellend beantwortet sind. Die Dokumentation läuft direkt im Anschluss an den Spielfilm "Die letzte Reise", der sich ebenfalls mit dem Thema Sterbehilfe befasst.
Ein Film von Ulrich Neumann und Sebastian Bösel