SENDETERMIN Do., 30.03.23 | 05:30 Uhr

Deutlich mehr Kriminalität von Kindern und Jugendlichen

Kriminalstatistik verrät

Deutlich mehr Kriminalität von Kindern und Jugendlichen | Video verfügbar bis 30.03.2025 | Bild: WDR

Die Zahl der Straftaten in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 11,5 Prozent gestiegen. Das geht aus der Donnerstag veröffentlichten polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Auffällig hoch ist die Zahl tatverdächtiger Kinder mit einem Plus von 35,5 Prozent. Die häufigsten Taten bei Kindern und Jugendlichen sind Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Rauschgiftdelikte. Als neuen "Trend" führt die Kriminalstatistik das Versenden kinderpornografischer Video- und Bilddateien in Chatgruppen auf. Selbst Schülerinnen und Schüler teilen solche Inhalte auf ihren Smartphones.

Frank Schallenberg ist Diplom-Sozialpädagoge und hat als Geschäftsführer des Vereins Brücke e.V. aus Köln täglich mit jugendlichen Straftätern zu tun. Er meint, die Vergleichszahlen hätten durch die Coronapandemie eine Delle erlangt, daher wirkten die aktuellen Zahlen auch extremer.

Gründe macht Schallenberger wie folgt aus: "Medieneinflüsse verändern sich. Da herrscht eine große Verunsicherung, was erlaubt ist und was nicht und wo beginnt im Kontext mit Sexualstraftaten die Straffälligkeit.“ Das erleben wir aber auch im Bereich der Delikte Körperverletzung, wo wir eine gewisse Verrohung beobachten. Die Jugendlichen sind oft - wir nennen das - „lost“, also alleingelassen und das führt dann zu diesem Anstieg. Zudem steige der Druck auf die Jugendlichen, die Krise ist da - oder gleich mehrere Krisen, dann ist die Perspektivenfrage für junge Leute ein großes Thema. Wir haben einen großen Erwartungsdruck als Gesellschaft auf junge Leute, was die in Zukunft für uns leisten sollen, wo die sich wiederfinden sollen, im gesellschaftlichen Kontext. Aber es ist auch Teil des Jugendalters und somit kein ganz so neues Phänomen, was wir beobachten."

Als Lösung rückt Schallenberg vor allem die Prävention in den Mittelpunkt: "Wichtig ist die Prävention. Wenn ich an die strafunmündigen Kinder denke auch ganz viel Aufklärung in Richtung der Eltern, aber auch in Richtung der Kinder selber - breit aufgestellt. Wir haben viele Angebote im Bereich der Jugendarbeit, die präventiv wirken. Ich glaube wir werden nochmal genauer hinschauen müssen, inwieweit wir die noch genauer vernetzen können."

Stand: 30.03.2023 13:49 Uhr