Mi., 18.01.23 | 05:30 Uhr
Service: Die richtige Nachhilfe
mit Cornelia Sussieck, Bundesverband Nachhilfe
Schulschwierigkeiten
Bei Schulschwierigkeiten ihres Kindes sollten Eltern als Erstes das Gespräch mit der Schule suchen, um die Ursache der Leistungsschwäche zu ergründen. Oft lassen sich so mit den Lehrkräften, die das Kind kennen, schon viele Probleme lösen.
Vorher Ursachen klären
Leidet das Kind unter einer Teilleistungsstörung (z.B. Lese-/Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche) sollten Eltern vor der Ergreifung irgendwelcher Maßnahmen unbedingt mit der Lehrkraft und/oder einer Bildungsberatungsstelle in Kontakt treten. Hier kann eine Lerntherapie helfen, bei der es sich jedoch nicht um eine Nachhilfe im klassischen Sinne handelt. Wegen eines möglichen Interessenkonfliktes sollte die Diagnose keinesfalls vom Anbieter der Hilfsmaßnahme gestellt werden, sondern von unabhängigen Fachleuten, z.B. von approbierten Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.
Patenschaften in der Schule
Es besteht die Möglichkeit der Patenschaft in der Schule, bei denen Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe jenen aus der Unterstufe helfen. Diese Lösung ist oft billiger als eine Nachhilfe.
In vielen Fällen ist auch eine sogenannte Tandem-Lösung sinnvoll, bei der sich Schülerinnen und Schüler gegenseitig unterstützen. Ist einer gut in Mathematik, aber schlecht in Sprachen, tut er sich etwa mit einer Schülerin zusammen, bei der es genau umgekehrt ist.
Eltern dagegen sind denkbar schlecht im Nachhilfegeben, da hier oft die "Fremdautorität" fehlt. Das emotionale Verhältnis der Eltern zum Kind wirkt sich bei Eigennachhilfe in der Regel nicht förderlich, sondern eher hemmend aus. Ein sonst gutes Verhältnis kann so zum Beispiel durch Ungeduld sogar Schaden erleiden.
Einzelnachhilfe
Einzelne Nachhilfe durch eine außerfamiliäre Person dagegen wirkt sich positiv auf die Motivation des Schülers oder der Schülerin aus. Die Nachhilfelehrkraft sollte möglichst durch Empfehlung über die Schule, die Lehrer oder Mitschülerinnen und Mitschüler gefunden werden und unbedingt Kontakt mit der Schule pflegen und sich bei den regulären Lehrekräften laufend orientieren.
Einzelnachhilfe eignet sich besonders bei der Lernstoffaufarbeitung nach Schulwechsel sowie bei übergroßen Lücken.
Die Aktion Bildungsinformation empfiehlt für Einzelunterricht von Studierenden einen Stundensatz zwischen 18 und 28 Euro – je nach fachlicher Anforderung. Die Mathenachhilfestunde für die Siebtklässlerin ist in der Regel preiswerter als die Physiknachhilfe für den Oberstufenschüler.
Gruppennachhilfe
Gruppennachhilfe hat den Vorteil, dass dort mehrere Gleichgesinnte zusammenkommen. Das gibt dem Schüler oder der Schülerin das gute Gefühl: Ich bin nicht allein. Aber auch hier sollten nur fachlich und pädagogisch geschulte Personen als Lehrkräfte eingesetzt werden, da sie die Lösungswege professionell erklären können und damit die Voraussetzung für das Verständnis schaffen.
Je nach Gruppenkonstellation können die Schülerinnen und Schüler durchaus auch gemeinsam ein Thema erarbeiten und so voneinander lernen. Voraussetzung ist allerdings, dass homogene Kleingruppen (gleiche Schulart, gleiche Klassenstufe, gleiches Fach) von maximal vier Schülerinnen und Schülern zusammengestellt werden.
Online-Nachhilfe
Auch online wird Nachhilfeunterricht von vielen Nachhilfeschulen und Plattformen angeboten. Online-Nachhilfe ist immer Einzelnachhilfe und daher etwas teurer als Nachhilfe in der Kleingruppe. Manchmal kommen auch noch monatliche Grundgebühren dazu, oder es muss eine gewisse Stundenzahl gebucht und vorab bezahlt werden.
Außerdem ist eine bestimmte technische Ausstattung notwendig: ein schneller Internetzugang, Headset, Webcam und die Telefonsoftware Skype.
Wer sich für den Nachhilfeunterricht von kommerziellen Instituten entscheidet, sollte auf folgendes achten:
Motivation: Besprechen Sie mit Ihrem Kind die Probleme und versichern Sie sich, dass es zum Lernen bereit ist. Geht die Initiative für die Nachhilfe nur von Ihnen aus, sind die Erfolgsaussichten gering.
Ziel: Nachhilfeunterricht sollte nicht zur Dauereinrichtung werden, sondern nur vorübergehend stattfinden. Konsultieren Sie die zuständigen Lehrer in der Schule.
Probestunden: Suchen Sie möglichst den Rat von mehreren Anbietern vor Ort und vereinbaren Sie Probestunden. Schließen Sie den Vertrag erst ab, wenn diese zufriedenstellend waren und achten Sie darauf, dass das Leistungsvermögen Ihres Kindes wirklich analysiert wird.
Lerngruppen: Informieren Sie sich über Zusammensetzung und Größe der Lerngruppen und prüfen Sie die Qualifikation der Lehrkräfte.
Kosten: Die großen Nachhilfeunternehmen verlangen monatlich zwischen 100 und 150 Euro. Meist fallen dazu noch Anmeldegebühren an.
Vertrag: Vereinbaren Sie kurze Mindestlaufzeiten und achten Sie auf die Kündigungsfrist, die nicht mehr als zwei Monate betragen sollte.
Weitere Informationen
• WDR, Lokalzeit
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/bergischesland/videos/video-ferien-nachhilfe-fuer-kinder-100.html
• SWR, Nachhilfe-App "Matheheld"
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/die-nachhilfe-app-matheheld-will-bei-den-mathe-hausaufgaben-helfen-100.html
• ARD-Audiothek: Nachhilfeunterricht: Welcher ist der Beste?
https://www.ardaudiothek.de/episode/quicktipp/nachhilfeunterricht-welcher-ist-der-beste/mdr-jump/92812062
• NDR Hallo Niedersachsen: Nachhilfeunterricht in sozialen Brennpunkten
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Selbst-organisiert-Nachhilfeschule-im-sozialen-Brennpunkt,hallonds70926.html
• Deutschlandfunk, Corona: Aufholpaket der Bundesregierung
https://www.deutschlandfunk.de/aufholpaket-fuer-schueler-wie-sich-coronabedingte.2897.de.html?dram:article_id=494938
• Bundesverband Nachhilfe und Nachmittagsschulen
https://www.nachhilfeschulen.org/index.php?Aktuelles
Stand: 30.01.2023 11:07 Uhr