Zahlreiche AfD-Abgeordnete und -Mitarbeiter sind Burschenschafter
Pressemeldung vom 14.05.2024 | Experten sehen „hochgefährliches Netzwerk“
Im Bundestag und in den Landtagen gehören zahlreiche Abgeordnete und Mitarbeiter der AfD einschlägigen Burschenschaften an. Das haben Recherchen des ARD-Politikmagazins REPORT MAINZ ergeben.
Demnach haben mehr als 50 Abgeordnete Bezüge zu Studentenverbindungen. Die meisten von ihnen sind selbst Mitglied, darunter häufig in Burschenschaften und in solchen, die Teil des umstrittenen Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ (DB) sind. Experten schätzen diesen als besonders rechtslastig ein. Andere Abgeordnete beschäftigen Mitarbeiter aus diesem Milieu oder haben bereits in Burschenschaftshäusern Vorträge gehalten.
Hinzu kommen den Recherchen zufolge rund 60 Mitarbeiter. Sie arbeiten für die AfD-Fraktionen im Bundestag, im Europaparlament und in den Landtagen oder für einzelne Abgeordnete. In dieser Funktion schreiben sie beispielsweise Reden, machen die Pressearbeit und haben in den Parlamenten Zugang zu wichtigen Informationen. Auch von ihnen haben die meisten einen Bezug zur „Deutschen Burschenschaft“.
Weidel und Krah beschäftigen Burschenschafter
Bezüge zu solchen Burschenschaften finden sich dabei bis hin zum Spitzenpersonal der AfD. So beschäftigt Fraktions- und Parteichefin Alice Weidel gleich drei Männer, die Mitglied entsprechender Burschenschaften sind. Darunter ist beispielsweise ihr Büroleiter und Pressesprecher. Für den EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah arbeitet ein Mann, der mehrere Jahre Mitglied der umstrittenen Berliner Burschenschaft "Gothia" war und dort eine teils herausgehobene Stellung einnahm. Diese geriet zuletzt wegen mutmaßlich rechtsextremer Tendenzen in die Kritik.
Alexandra Kurth: „Hochgefährliches Netzwerk“
Die Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth von der Universität Gießen, die seit vielen Jahren zu Burschenschaften forscht, zeigt sich angesichts der Recherche besorgt. Zwar stammten einige der mehr als 100 Politiker und Mitarbeiter aus eher gemäßigten Verbindungen. Doch die mit Bezügen zu einschlägigen Burschenschaften seien eindeutig in der Mehrheit. „Die Größe der Zahl schockiert mich“, so Kurth im Interview mit REPORT MAINZ. Die Recherche mache deutlich, dass es innerhalb der AfD „ein rechtsextremes Netzwerk von Burschenschaftern“ gebe. „Dieses Netzwerk halte ich für hochgefährlich, da es sicherlich dazu beitragen wird, die ideologische Ausrichtung der AfD noch weiter nach rechts zu verschieben“, so Kurth.
Weder Fraktionschefin Alice Weidel noch EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah äußerten sich zu den Recherchen von REPORT MAINZ. Auch der Parteivorstand ließ eine Anfrage unbeantwortet.
30-minütige Dokumentation zu AfD und Burschenschaften
Für die Analyse hat das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ mit Hilfe von Insidern, Dokumenten und Hinweisen von Journalisten des Bayerischen Rundfunks zum ersten Mal systematisch Bezüge von Abgeordneten und Mitarbeitern im Bundestag, allen 16 Landtagen und im Europaparlament zu Studentenverbindungen untersucht. Überprüft wurden auch Informationen von antifaschistischen Recherchegruppen wie der Autonomen Antifa Freiburg. Die Analyse ist Teil der Recherchen für die REPORT MAINZ-Dokumentation "Braune Burschenschaften - das rechtsextreme Netzwerk der AfD". Diese sehen Sie in der ARD-Mediathek oder im Fernsehen am 14. Mai, 21:45 Uhr, in Das Erste.