Drohnen-Vorfälle an Flughäfen: Flugsicherung stellt Arbeiten an Detektionssystem ein
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat die Arbeiten zur „systematischen Detektion“, also der Ortung von Drohnen in Flugplatznähe, gestoppt. Das geht aus dem Geschäftsbericht der DFS für das Jahr 2023 hervor. Grund sei die ausstehende Klärung der Finanzierung des Vorhabens durch das Bundesinnenministerium und das Bundesverkehrsministerium.
Der CDU-Verkehrspolitiker und Beirat der Deutschen Flugsicherung, Björn Simon, kritisiert im Interview mit REPORT MAINZ die Bundesregierung: „Solange die Politik nicht reagiert, ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert und auch erst passieren muss, natürlich groß, bevor dann der Druck groß genug ist, damit die Politik entsprechend Gegenmaßnahmen setzt.“
Allein in den ersten acht Monaten 2024 kam es laut Deutscher Flugsicherung zu 81 Behinderungen im Großraum von Flughäfen. Sieben Mal musste in diesem Zeitraum der Flugverkehr sogar zeitweise eingestellt werden. Die Dunkelziffer von Drohnen im gesperrten Luftraum dürfte aber deutlich höher sein. Da Fluglotsen bislang unbemannte Flugobjekte kaum auf dem Radar erkennen können, gehen die meisten Angaben auf Meldungen von Piloten zurück, die Drohnen mehr oder weniger zufällig aus dem Cockpit sichten. Am 1. Juli 2024 zum Beispiel meldeten Piloten einer Passagiermaschine beim Landeanflug auf den Flughafen Frankfurt/Main zunächst eine orangefarbene Drohne. Am selben Tag gab es eine weitere Meldung über eine gelbe Drohne - entdeckt von der Cockpitcrew eines anderen Fliegers. Beide Drohnen wurden von der Bundespolizei weder detektiert noch abgefangen.
Aufwändige Drohnentests durch Deutsche Flugsicherung
2020 hatte ein Team der DFS vier Monate lang aufwändige Versuche unter anderem am Frankfurter Flughafen durchgeführt und stellte fest: „Detektionssysteme, die bereits an verschiedenen Flughäfen im Einsatz sind und die überwiegend aus dem militärischen Einsatzbereich stammen, haben sich in diesen Tests als wenig erfolgreich und nicht sehr zuverlässig erwiesen.“ Die Lösung könne eine „Mischung aus verschiedenen Sensortechnologien“ sein, „die mit ihren individuellen Stärken ihre jeweiligen Schwächen untereinander ausgleichen“.
Die Deutsche Flugsicherung antwortet auf Nachfragen des ARD-Politikmagazins nicht und verweist auf die zuständigen Bundesministerien. Zur Frage, wie die Arbeiten der DFS zur „systematischen Detektion“ von Drohnen in Flugplatznähe finanziert werden sollen, schreiben Bundesinnenministerium und Bundverkehrsministerium in einer gemeinsamen Antwort nichts. Sie teilen aber mit, dass bei einer Drohnen-Sichtung durch eingerichtete Verfahren „die sichere Abwicklung des Flugverkehrs gewährleistet“ werden könne. Man habe außerdem im August 2022 eine gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet, „mit dem Ziel der Entwicklung eines Gesamtkonzeptes unter Einbindung aller betroffenen Akteure“.
Projekt Falke
Die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr hat zusammen mit Partnern ein Gesamtkonzept zur Abwehr illegal operierender Drohnen entwickelt - gefördert vom Bundesverkehrsministerium mit 1,8 Millionen Euro. Das Drohnenabfangsystem „Falke“. Abgeschlossen wurde es im Januar 2023. Der Projektleiter Drohnenentwicklung der Helmut-Schmidt-Universität, Ralf Heynicke, sagt auf REPORT MAINZ Nachfrage: „Es wurde in die Forschung investiert. Die Forschung hat geliefert. Wir haben einen Prototyp, eine Abfangdrohne entwickelt. Wir sind sogar einen Schritt weitergegangen. Aus dem Projekt heraus wurde ein Startup gegründet, das diese Drohne jetzt zur Marktreife weiterentwickelt hat. Ja, ich denke, es wäre wünschenswert, wenn der Bedarf besteht, dass man dann solche Systeme auch installiert“.
Die Bundesregierung will sich zu „Falke“ nicht äußern, schreibt aber: „Die technische Weiterentwicklung von Drohnen erfordert jedenfalls eine kontinuierliche Anpassung der Detektions- und Abwehrtechnik“. Aktuell aber verfüge „die Bundespolizei über technische Mittel, um Drohnen zu detektieren und abzuwehren“. Zu Details macht die Bundesregierung keine Angaben.
DFS-Beiratsmitglied: Dringender Handlungsbedarf
Verkehrspolitiker und DFS-Beiratsmitglied Björn Simon sieht dringenden Handlungsbedarf der Bundesregierung und eine zunehmende Gefahr für die öffentliche Sicherheit. „Deutsche Flughäfen sind aktuell leider da nicht gegen gewappnet und stehen da voll im Risiko. Wenn wir jetzt auch im Nahen Osten sehen, dass dort Drohnen eingesetzt werden, kleine Drohnen, die entsprechend dann Sprengstoff transportieren und dann auch ans Ziel gelenkt werden. (…) Die Möglichkeit bestünde, dass so was passieren könnte, weil diese Drohne deutlich schneller auf Flughafengelände oder in einem Flugzeug oder militärischem Gebiet landen würde, als uns lieb wäre“, sagte Simon im Interview mit REPORT MAINZ.