Umstrittene Gruppierung „Uniter“ unter neuem Namen weiter aktiv

Pressemeldung vom 22. April 2025 | Verfassungsschutz: Vereinigung „gesichert rechtsextremistisch“. CDU-Experte Kiesewetter: Bundesinnenministerium muss Verbot prüfen.

Prepperausrüstung
Prepperausrüstung | Bild: Imago

Mitglieder des umstrittenen und mittlerweile aufgelösten Vereins „Uniter e.V.“ sind weiterhin in Deutschland aktiv. Zu dieser Einschätzung kommt das Bundesamt für Verfassungsschutz gegenüber dem ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ. Die Vereinigung werde als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft und entfalte Aktivitäten gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung. Der Verein „Uniter e.V.”, in dem sich aktive und ehemalige Soldaten organisierten, hatte sich offiziell 2020 aufgelöst, nachdem er in Verbindung mit einem extremistischen Prepper-Netzwerk gebracht worden war. Seit 2021 führe die Vereinigung ihre Aktivitäten unter anderem unter dem Namen „Black Ops Coffee” und “Black Ops Coffee-Community" fort, so das Bundesamt für Verfassungsschutz.

„Black Ops Coffee” ist ein Online-Versand, nach eigenen Angaben für Ausrüstung, Ernährungs- und Genussmittel. In seinem Shop finden sich unter anderem Kaffee sowie Sport und Outdoor-Artikel. Nach Recherchen von REPORT MAINZ hat sich hinter der Fassade der Firma ein Prepper-Netzwerk etabliert, das sich systematisch auf den „Tag X” vorbereitet, also den angeblich drohenden Zusammenbruch der staatlichen Ordnung. Über einen Insider hatte REPORT MAINZ monatelang Einblick in die dazugehörige Community, der bundesweit mehr als 120 Menschen angehören.

Seminare und Nahkampftrainings

Mitglieder der Gruppe treffen sich regelmäßig zu „Community Calls“ und Seminaren, aber auch zu  Nahkampftrainings. REPORT MAINZ liegen Aufnahmen eines solchen Trainings vor. Sie zeigen unter anderem das Üben für die Auseinandersetzung mit der Polizei, etwa wie man aus Polizeikesseln ausbricht, Polizisten entwaffnen und verletzen kann. Laut Kursplan, der REPORT MAINZ vorliegt, soll es in aufbauenden Trainings auch um den aktiven Einsatz von Messern und Schusswaffen gehen.

Kopf der Gruppe ist ehemaliger KSK-Soldat


Angeführt wird die Gruppierung von André S., einem ehemaligen Elitesoldaten des Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. Er hatte bereits den deutschen Verein „Uniter” mitgegründet. REPORT MAINZ liegen Aussagen von André S. aus mehreren „Black Ops Coffee”-Veranstaltungen vor. In diesen zeichnet er systematisch das Bild, dass Deutschland in den kommenden Jahren chaotische Zustände drohten. Flächendeckende Stromausfälle zum Beispiel, die das Land zurück ins „Mittelalter” stürzten. Oder eine Invasion islamistischer „Schläfer”, von denen angeblich hunderttausende in Deutschland lebten, eingeschleust vom türkischen Präsidenten Erdogan.

Extremismus-Experte: „Gefahr für die Innere Sicherheit“


Extremismus-Experten wie Professor Tom Mannewitz von der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung zeigen sich angesichts der Recherchen besorgt. „Weil man sich ja offensichtlich nur auf eine Auseinandersetzung mit der Polizei vorbereitet, wenn man sie für wahrscheinlich hält”, so Mannewitz gegenüber REPORT MAINZ. „Warum sollte man sich sonst darauf vorbereiten?” Der Extremismusexperte erkennt darin eine mögliche Gefahr für die Innere Sicherheit.

CDU-Experte Kiesewetter: Bundesinnenministerium muss handeln


Der CDU-Politiker und Sicherheitsexperte, Roderich Kiesewetter, fordert, die Gruppe im Blick zu behalten. Auch ein Verbot müsse geprüft werden: „Hier muss das Bundesinnenministerium handeln“, so Kiesewetter gegenüber REPORT MAINZ. „Und ich hoffe, dass in den wenigen Wochen bis zur Neubildung der Bundesregierung die bisherige Bundesinnenministerin entsprechende Konsequenzen zieht.“

Das Bundesinnenministerium teilte auf Anfrage mit, man äußere sich grundsätzlich nicht zu etwaigen Verbotsverfahren, „auch um mögliche künftige Maßnahmen nicht zu gefährden“. „Black Ops Coffee“ und André S. ließen die Fragen von REPORT MAINZ unbeantwortet.