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Großbritannien: Nach dem Tod von Prinz Philip – wie geht es weiter im Königshaus?

Großbritannien: Nach dem Tod von Prinz Philip – wie geht es weiter im Königshaus? | Bild: NDR

Der Tod des Herzogs von Edinburgh markiert einen Generationswechsel im britischen Königshaus. Prinz Philip war eine Konstante der Zeitgeschichte. Über mehr als sieben Jahrzehnte hat er die britische Königsfamilie geprägt. Mit seiner Frau, der Queen. Sie steht auch weiterhin für Konstanz, aber nicht für Abwechslung. Offen ist jetzt, ob ein Generationswechsel Veränderung bringt.

Den braucht es gar nicht, meint Dickie Arbiter. Er hat die Queen viele Jahre als Pressesprecher begleitet: "Die Königsfamilie reformiert sich seit Tausenden von Jahren. Das nennt sich Evolution. Die Königin macht heute Dinge, die sie vor ein paar Jahren vielleicht nicht getan hätte. Sie ändert sich nicht. Sie passt sich den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts an. So nahtlos, dass man sich denkt: 'Macht sie etwas anders? Hat sie es nicht schon immer so gemacht?'"

Problem: struktureller Rassismus

Schriftstellerin Bonnie Greer
Eine selbstkritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte fehle, mahnt Schriftstellerin Bonnie Greer | Bild: NDR

Genau darauf sind viele Briten stolz. Stolz auf die jahrhundertealte Tradition. Stolz auf die eigene Geschichte. Doch das Selbstverständnis des Vereinigten Königreichs basiert auch auf Kolonialismus und Sklavenhandel. Was bis heute fehlt ist eine selbstkritische Aufarbeitung der eigenen Geschichte, mahnt die Schriftstellerin Bonnie Greer: "Das war früher ein Empire. Und es hält sehr stark an diesem Gefühl fest. Innerhalb dieses Empire gibt es ein Gefühl der Überlegenheit, sonst wäre es kein Empire. Und warum sind sie überlegen? Es muss etwas Angeborenes sein. Was ist angeboren? Die Farbe ihrer Haut. Diese Tatsache an sich, ist rassistisch. Aber eben auch zutiefst unbewusst. Das ist ein sehr freundliches Land. Und deshalb sind die Menschen schockiert, wenn man das so klar ausspricht."

Struktureller Rassismus – ein Thema, mit dem sich die Königsfamilie zuletzt intensiv beschäftigen musste. Bisher hat die Queen die Debatte in altbewährter Weise wegmoderiert. "Wer anfängt, sich für seine Geschichte zu entschuldigen, wird keine Zukunft gestalten. Weil du dann zu sehr mit der Vergangenheit beschäftigt bist und der Fokus nicht auf der Zukunft liegt. Du kannst die Geschichte nicht rückgängig machen", sagt Dickie Arbiter.

Prinz William ist das moderne Gesicht der Royals

Prinz William mit Frau und Kind.
Thronfolger Prinz William muss die Werte der britischen Monarchie neu definieren.  | Bild: NDR

Das Thema aber bleibt auch für die Nachfolger. Prinz Charles gilt als Übergangskönig ohne die Autorität seiner Mutter. Die Zukunft der Monarchie ist William. Er wird das Thema nicht so einfach aussitzen können. Denn sein Bruder Harry und Ehefrau Meghan haben die Debatte ausgelöst. Die Royals hätten Meghan nicht unterstützt, als sie medial immer wieder mit rassistischen Untertönen attackiert wurde. Und auch die Hautfarbe ihres Sohnes Archie soll vor seiner Geburt innerhalb der Familie zum Thema gemacht worden sein. Seitdem steht ein Rassismus-Vorwurf im Raum, dem William vehement widersprochen hat.

Prinz William ist das moderne Gesicht der Royals. Um das Vereinigte Königreich und das Commonwealth auch in Zukunft hinter sich zu versammeln, braucht es von ihm eine klarere Haltung. "William muss den strukturellen Rassismus in der Gesellschaft offen ansprechen. Er muss die Geschichte seiner Familie aufarbeiten. Er muss den Menschen erklären und zeigen, warum es die Königsfamilie heute noch braucht. Was ist ihre Bestimmung in der Mitte des 21. Jahrhunderts, wenn er König wird? Wozu braucht es sie? Auf all diese Fragen sollte er sich am besten jetzt schon vorbereiten", sagt Bonnie Greer.

Denn von dem Umgang mit diesen gesellschaftspolitischen Fragen, hängt auch die Legitimation der Monarchie ab. Der Tod Prinz Philips leitet einen Wandel ein. Einen Wandel, den die Thronfolger Charles und William zu verantworten haben. Sie müssen die Werte der britischen Monarchie in den kommenden Jahrzehnten neu definieren.

Autor: Vassili Golod, ARD-Studio London 

Stand: 18.04.2021 20:27 Uhr

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