So., 03.04.22 | 18:30 Uhr
Das Erste
Ukraine: Umkämpfter Korridor zur Krim
Wir haben die südukrainische Stadt Mikolajew verlassen und fahren Richtung Osten. Die Gegend ist wie ausgestorben. Am Straßenrand steht ein zerstörter Panzer. Zu welcher Armee der Panzer gehörte, können wir nicht erkennen. Unser Ziel ist das Dorf Zeleny Hai, etwa acht Kilometer östlich von Mikolajew. Ein zerstörtes Wohnhaus nach dem anderen. Die meisten Bewohner seien geflohen, sagen sie uns hier. Auch die Schule des Dorfes wurde getroffen. "Die Russen haben von einem Flugzeug Bomben abgeworfen. Die Schule wurde nicht sofort getroffen. Genau weiß ich es nicht mehr, wann sie die Schule trafen. Es war am Tag", sagt eine Bewohnerin. Mindestens 15 Menschen seien bei dem Luftangriff der Russen getötet worden, sagen die Menschen. Von offizieller Seite gibt es keine Angaben.
Der Kindergarten des Dorfes Zeleny Hai wurde getroffen
Mykola Tkachuk führt uns durch das Dorf. Was mit den Nachbarn nach dem Angriff geschehen sei, wisse er nicht. Manche seien nach Rumänien geflohen, manche auch nach Deutschland. Überall liegen Schrapnelle der abgeworfenen Bomben. Auch der Kindergarten des Dorfes wurde getroffen. Es sei am Nachmittag gewesen, so Mykola Tkachuk. Großes Glück im Unglück, sagt er. "Ich habe Angst, wenn ich das sehe, und es schmerzt in der Seele. Zumindest waren keine Kinder oder Erwachsenen da. Die müssen aufhören, uns zu bombardieren."
Die russische Armee soll etwa zehn Kilometer östlich operieren. Alles wirkt ruhig. Plötzlich hören wir Detonationen aus nächster Nähe. Die ukrainische Armee feuert vom Dorfrand mit Artillerie. Dann kreist ein Hubschrauber über uns. Der Dorfbewohner sagt, es könnte die russische Luftwaffe sein und rät, wir sollten uns verstecken. Zügig verlassen wir das Dorf. Die Front ist der Stadt Mikolajew immer noch sehr nahe.
Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD-Studio Istanbul
Stand: 03.04.2022 20:34 Uhr
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